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"Wir planen überall 'kleine' Klagenfurts"

Hannes Jagerhofer hofft, dass Klagenfurt bald nicht mehr das Lieblings-Turnier der meisten Beachvolleyballer ist.

Klingt paradox, hat aber einen einfachen Hintergrund: Der Kärntner will das Konzept Klagenfurt zum Export-Schlager machen. Mit der "Swatch Major Series“ soll das Klagenfurt-Feeling die Strände der Welt erobern.

Daher startet für den 53-Jährigen und sein Team die Beach-Saison in diesem Jahr früher. Normal war in seiner Agentur ACTS alles auf Ende Juli und das große Sommer-Highlight am Wörthersee ausgerichtet. In diesem Jahr geht es für das Team bereits Anfang Juni los – mit dem ersten Stopp der neuen Serie im kroatischen Porec.

"Es ist ein Übergangsjahr“, meint Jagerhofer über den Start der neuen Saison. Welche Pläne er hat, und warum die EM 2015 ein "Sicherheitsnetz“ war, verrät er im LAOLA1-Interview.

 

LAOLA1: Nach 2013 findet zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren eine EM in Klagenfurt statt. Ist diesmal die Organisation schwieriger?

Jagerhofer: Eine EM ist in einigen Bereichen sicherlich aufwendiger. Aber eine EM ist eine EM, da geht es um einen Titel. Ich sage immer: Es gibt Olympia, WM und EM. Es freut mich sehr, dass wir heuer wieder eine Europameisterschaft haben.

LAOLA1: War die EM-Bewerbung in der damaligen Situation (Anm.: schwierige Verhandlungen mit FIVB wegen neuer Turnier-Serie) eine Art Sicherheitsnetz?

 

From vision to reality, from Croatia to history. We have built the foundation for the time of your life. See you at the beach! Poreč, Croatia, June 2-7 :) #PorecMajor

Posted by Swatch Beach Volleyball Major Series on Mittwoch, 27. Mai 2015

Jagerhofer: Es war von meiner Seite sicherlich eine Absicherung. Ich habe gewusst: Wenn ich die Serie alleine gegen den Weltverband mache, dann habe ich in Klagenfurt zumindest ein Turnier-Format, bei dem die Österreicher mitspielen dürfen. Das hat der Weltverband damals auch so gesehen und hat als Reaktion eine Aussendung an alle Verbände Europas geschickt, warum sie mit mir so einen Deal machen können. Jetzt haben wir aber das beste Einvernehmen mit dem Weltverband und sind Freunde.

  • (Anm.: Die Verhandlungen mit dem Weltverband gestalteten sich lange Zeit schwierig. Als Folge stand die Gründung einer Konkurrenz-Serie im Raum. Für die Athleten hätte ein Antreten auf der „Jagerhofer-Tour“ eine Sperre für alle FIVB-Turniere (inklusive Olympia) nach sich ziehen können. Die EM als offizielle Veranstaltung des europäischen Verbandes wäre von dieser Drohung allerdings nicht betroffen gewesen.)

LAOLA1: Wie wichtig war letztlich die Einigung mit dem Weltverband?

Jagerhofer: Für mich sehr wichtig, weil ich denke, dass damit die Spannungen wegfallen und es nicht mehr so viele Reibungsverluste gibt. Wir haben jetzt die Situation, die wir uns gewünscht haben: Der Weltverband ist für den Sport zuständig, wir sind für den gesamten Rest – vom Fernsehen, über Vertrieb, Marketing und die gesamten Veranstaltungen – verantwortlich. Jetzt werden wir schauen, ob wir das auf die Reihe bekommen.

LAOLA1: Normal war bei euch in Sachen Beachvolleyball das Jahr auf Klagenfurt ausgerichtet. Wie unterscheidet sich mit der Einführung der Major Series eure Herangehensweise?

Jagerhofer: Heuer ist es ein schwieriges Jahr. Wir haben den Vertrag erst im Dezember unterschrieben, das ist ein Übergangsjahr. Da geht es nur darum, zu löschen, zu reagieren, zu schauen, dass man es irgendwie drüberbringt. Ich denke aber, dass es ab 2016 ein schöner Rhythmus wird, es werden schöne Turniere werden und wir werden in fünf Jahren sehen, wo sich dann das Lieblings-Turnier der einzelnen Spieler befinden wird.

LAOLA1: Noch kommt da eigentlich immer Klagenfurt als Antwort…

Jagerhofer: Ja, und ich denke, dass wird auch zum Großteil so bleiben. Aber es wird sicher Konkurrenten geben. In Fort Lauderdale, wo wir heuer das Season Final ausrichten, ist die Begeisterung groß. Da sind wichtige Leute dahinter, die an den Hebel ziehen. Das kann sicher etwas werden.

LAOLA1: Kann man das Konzept Klagenfurt einfach nehmen und über andere Turniere drüberstülpen?

Jagerhofer: Das kann ich ihnen im Herbst beantworten. Wir versuchen es jedenfalls. Wie es angenommen wird, kann ich erst nach dem Probejahr sagen. Wir planen schon überall "kleine" Klagenfurts. Alles eine Nummer kleiner, aber schon mit Klagenfurt-Anteilen. Vor allem die Struktur des Turniers mit Gratis-Eintritt und den Side-Events. Aber auch im VIP-Bereich oder im Zuschauer-Bereich.

LAOLA1: Welche Vorgaben gibt es vom Weltverband?

Jagerhofer: Die einzige Vorgabe sind die Spielregeln. Wenn wir die ändern wollen, dann müssen wir das mit ihnen besprechen. Aber sonst gibt es keine.

LAOLA1: Sie arbeiten ja intensiv am Ausbau der Serie und fliegen rund um die Welt, um neue Locations zu finden. Welche Faktoren zählen da?

Jagerhofer: Erstens um Plätze, wo sie uns wollen. Zweitens: Märkte, die für uns und unsere Sponsoren Relevanz haben. Drittens: Ein Platz, der auch von den Bildern her das widerspiegelt, was wir uns vorstellen. Etwa Porec: Das ist eine schöne Altstadt. Und dann geht es natürlich auch um die wirtschaftliche Kraft des Landes, um Sponsoren zu bekommen. Und ideal ist es noch, wenn es im Land Athleten gibt, die vorne mitspielen können. Die fehlen etwa in Kroatien.

LAOLA1: Stichwort Märkte. Geht es da wie in so vielen Sportarten um die vielzitierten „neuen Märkte“ oder um klassische Beach-Länder?

Jagerhofer: Es geht um Märkte, die für unsere Partner relevant sind. Dann um Asien, das musst du einfach machen. Und sonst schaut man, dass man von den fünf Kontinenten eine saubere Anzahl an Austragungsstätten hat.

LAOLA1: In dieser Saison ist es für Fans etwas schwierig nachzuvollziehen, weil die Major-Turnier die gleiche Dotation haben wie Grand Slams. Wie ist da der zukünftige Plan.

Jagerhofer: Das wird grundsätzlich so bleiben, aber die Grand Slams werden langsam verschwinden und die Majors werden überbleiben. Das ist unser Ziel. Nächstes Jahr werden wir acht Turniere haben, in zwei Jahren soll es zwölf geben – dann schaut die Welt ganz anders aus.

LAOLA1: Abschließend noch: Wie oft haben sie in den letzten Monaten die Frage bekommen, warum Klagenfurt nicht Teil der Major-Series ist?

Jagerhofer: Sehr oft. Aber es ist leicht zu erklären. Erstens hatte ich damals die Chance, eine Euorpameisterschaft zu bekommen – was cool ist. Zweitens hatte ich die Sicherheit, 2015 den Fuß drinnen zu haben. Das hat gut zusammengespielt.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik

 

Selbst in Moskau denken wir schon an das Swatch Major in Porec! Das wird cool! #PorecMajor

Posted by BV Team Doppler/Horst on Mittwoch, 27. Mai 2015