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Das beste Nationalteam der Geschichte?

Das beste Nationalteam der Geschichte?

"Von der individuellen Stärke her, ist es vielleicht das beste Nationalteam, das es in Österreich gegeben hat."

Thomas Schreiner, Kapitän des ÖBV-Teams (Schreiner im LAOLA1-Interview), spricht ein großes Wort gelassen aus, möchte man frei nach Goethe meinen.

Nicht ohne in all seiner Bescheidenheit hinzuzufügen: "Ich freue mich, dass ich da noch dabei sein darf."

Doch diese Aussage des Spanien-Legionärs, der vor zehn Jahren sein erstes Länderspiel absolvierte, ist keineswegs Zufall oder "herausgerutscht": Österreichs Basketballer wissen, dass sich in Kürze ein Zeitfenster auftut, in dem angesichts des vorhandenen Talents die erste Qualfikation für eine EM-Endrunde seit den Siebzigerjahren möglich ist.

EM-Quali 2016 als "große Chance"

Der 28-jährige Team-Leader, der 24-jährige Topscorer Rasid Mahalbasic und die 19-jährige NBA-Hoffnung Jakob Pöltl bilden ein international renommiertes Trio, das wohl nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung hat, um gemeinsam mit der starken Generation 1990/91 und Neo-Belgien-Legionär Enis Murati Großes zu leisten.

Schuld daran ist vor allem eine Modus-Änderung: Wurden die Europameisterschaften bislang alle zwei Jahre ausgetragen, ändert sich das Intervall 2017 auf vier Jahre.

"September 2016, wenn die Qualifikation für die EM 2017 stattfindet, bildet für uns den Schwerpunkt. Da haben wir eine große Chance, uns für die Endrunde zu qualifizieren. Die folgende EM ist aufgrund des neuen FIBA-Kalenders erst 2021 und weit weg", weiß ÖBV-Präsident Hubert Schreiner bei der Pressekonferenz des Verbandes am Dienstag um die Bedeutung des nächstjährigen Sommers.

"Noch größere Überraschung war möglich"

So gesehen ist 2015 nur ein Vorgeplänkel. Drei von fünf Länderspielen in diesem Jahr wurden bereits absolviert.

Die knappen Niederlagen gegen Deutschland und Italien und der Sieg gegen EM-Teilnehmer Niederlande in Trento stimmen positiv.

"Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie bereit für solche Aufgaben ist", freut sich Teamchef Werner Sallomon. "Sowohl gegen Deutschland, als auch gegen Italien war eine noch größere Überraschung möglich."

Österreichs "Big Three"?: Pöltl, Schreiner, Mahalbasic (Foto: Ernst Weiss)

Mahalbasic gegen Japan dabei

Ehe am 12. August mit Litauen auswärts ein weiterer "Brocken" wartet, kommt es am Samstag in Wien (20:20 Uhr, Admiral Dome) zum einzigen Heimspiel gegen Japan.

Nur bei dieser Partie wird auch Mahalbasic dabei sein. Der ÖBV möchte sich zu Hause von der besten Seite zeigen.

"Wir wollen einen positiven Eindruck hinterlassen und diesen in das nächste Jahr mitnehmen", meint der Center, der innerhalb der VTB United League von Astana nach Nizhny Novgorod wechselte.

Pöltl: "Am Anfang war ich nervös"

Im Blickpunkt der Öffentlichkeit wird freilich wieder Pöltl stehen, das merkt man auch bei der Pressekonferenz, bei der ungewöhnlich viele Kameras und Journalisten vor Ort sind.

Seine Debüt-Spiele hat der 2,13 Meter große Star der University of Utah "sehr positiv" erlebt.

"Am Anfang war ich schon ein bisschen nervös. Dementsprechend fand ich es gut, dass ich in den ersten beiden Spielen von der Bank gekommen bin. So konnte ich ein bisschen zuschauen und besser vorbereitet in das Spiel gehen", gibt der Youngster gegenüber LAOLA1 zu.

Sich in das Team einzufügen, sei kein Problem gewesen, auch wenn die kurze Vorbereitung spürbar gewesen sei.

"Es war bis zu einem gewissen Grad schwierig, weil wir noch nicht so gut abgestimmt waren, wie es hätte sein können. Offensiv war es nicht so leicht, weil wir noch wenige Systeme im Repertoire hatten, aber das Problem hatten die anderen Teams auch."

"Hauptsache gewonnen"

Pöltl wusste vor allem in den ersten beiden Spielen zu überzeugen, nur gegen die Niederlande sah er zumindest offensiv aus wie ein Rookie.

"Das war einfach so ein Tag, an dem es nicht wirklich passt. Ich habe eigentlich viele gute Würfe bekommen, aber sie wollten nicht reinfallen oder ich habe den Ball nicht wirklich unter Kontrolle bekommen. Das war kein tolles Spiel, aber das passiert und Hauptsache war, dass wir gewonnen haben", sieht es der Youngster gelassen.

Hoffnung auf große Rolle in der Zukunft

Ob er schon erahnen konnte, welche Rolle er in der Zukunft für das Team einnehmen werde?

"Nach den ersten Spielen ist das schwer zu sagen. Ich hoffe, dass ich in Zukunft, wenn ich mich noch weiterentwickle, eine große Rolle im Nationalteam übernehmen und in Hinblick auf künftige Europameisterschafts-Qualifikationen ein Leistungsträger sein kann", so Pöltl.

Der Fokus liegt ohnehin auf dem Japan-Spiel, bei dem er wie die anderen beiden Neulinge aus Wien, Daniel Friedrich und Marvin Ogunsipe, sein Heim-Debüt geben wird.

"Ich freue mich darauf und hoffe, dass viele meiner Freunde und Familienmitglieder zuschauen kommen. Es wird sicher ein interessantes Spiel, hoffentlich auch ein erfolgreiches. Keiner von uns weiß viel über Japan, deswegen gehen wir auch ein bisschen blind in dieses Spiel."

Sallomon erwartet "sehr lebhaftes Spiel"

Etwas genauer geht Teamchef Sallomon auf den ungewöhnlichen Gegner ein, auf den Österreich erstmals trifft.

"Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass es eine Möglichkeit gibt, gegen Japan zu spielen. Wir können eine Mannschaft erwarten, die nicht den europäischen Basketball-Stil prägt, sondern einen südostasiatischen, der von sehr schnellem und mannschaftlichem Spiel gekennzeichnet ist", blickt der Niederösterreicher gespannt voraus.

"Diese Herausforderung ist etwas ganz Neues, worauf sich auch die Spieler freuen. Es wird ein sehr lebhaftes Spiel werden."

Eines, das man sich als Basketball-Fan nicht entgehen lassen sollte. Schließlich bekommt man das bislang vielleicht talentierteste Nationalteam zu sehen. Dieser Meinung ist nicht nur der Kapitän.


Hubert Schmidt