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Wut nach Luxemburg, Optimismus vor Deutschland

Wut nach Luxemburg, Optimismus vor Deutschland

So richtig freuen konnte sich am späten Sonntagabend in Schwechat kaum ein Mitglied des ÖBV-Nationalteams.

Die EM-Qualifikation wurde zwar mit einem ungefährdeten Pflichtsieg gegen Luxemburg eröffnet, doch auf ein 84:76 gegen den Basketball-Zwerg durfte man naturgemäß nicht gerade stolz sein.

Vor allem das Schlussviertel, das mit 14:27 verloren ging, hinterließ einen negativen Beigeschmack.

Dabei hatte das Spiel auch sehr viel Positives zu bieten: Einen phänomenalen Auftakt, der sechs getroffene Dreipunkter in Folge von Romed Vieider und Thomas Schreiner beinhaltete.

Eine 29-Punkte-Führung und damit eine - keine Selbstverständlichkeit - früh entschiedene Partie. Gute Pflichtspiel-Debüts von Enis Murati und David Hasenburger, sowie weitere über weite Strecken starke Einzelleistungen.

"Ziel, voll weiterzuspielen, nicht erreicht"

"Die erste Hälfte war abgesehen von ein paar dummen Turnovers okay", meinte Spanien-Legionär Anton Maresch, der zwölf Punkte erzielte.

Der 23-Jährige wirkte wegen der Vorstellung nach der Pause dennoch verärgert: "Unser Ziel war es ganz klar, voll weiterzuspielen - das haben wir nicht erreicht."

Gegen den unorthodoxen Gegner fand man anfangs ein gutes Rezept, später tat man sich schwer.

"Sie spielen komisch, mit vielen Kleinen. Wir haben mit einer ungewöhnlichen Aufstellung gespielt, der Shooting Guard oft auf der Position des Power Forward. Das hat uns etwas rausgebracht", sah auch der Grazer, dass Luxemburg aus der größenmäßigen Not eine Tugend machte und sich dies in 13 Dreiern von Tom Schumacher und Co. zu Buche schlug.

"Wir haben in der zweiten Hälfte auch viele offene Würfe, die wir vor der Pause noch alle getroffen haben, vergeben." So versenkte die ÖBV-Truppe im ersten Viertel gleich sieben Dreipunkter, in den 30 Minuten danach nur noch vier.

"Deutschland wird uns durch die Halle jagen"

Große Auswirkungen auf den kommenden Schlager gegen Deutschland am Mittwoch in Schwechat (20.20 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv) sieht der Niederösterreicher nicht.

Vielmehr werde die 67:68-Auftaktniederlage der Deutschen in Polen Konsequenzen haben.

"Deutschland wird uns durch die Halle jagen, weil sie unter Zugzwang sind. Die knappe Niederlage ist das schlimmste Ergebnis, das uns passieren hätte können", freut sich Sallomon nicht über den Ausrutscher des DBB.

Dennoch glaubt der Coach gegen den "körperlich sehr viel stärkeren" Gegner an eine Chance. "Wir werden am Mittwoch alles probieren. Die Halle wird bummvoll, die Stimmung super sein."

Sallomon sieht Parallelen zum Luxemburg-Spiel, nur mit umgekehrten Vorzeichen: "Vielleicht ist es ein Spiel, wo sie am Anfang intensiv auftreten, aber dann den Faden verlieren. So gesettled sind sie noch nicht."

Maresch: "Deutchland nicht überragend überlegen"

Auch sein Schützling Maresch glaubt fest daran, dass eine Überraschung möglich ist.

"Ohne dass man das jetzt falsch versteht: Für mich ist Deutschland schon der Favorit in dieser Gruppe, aber ich finde sie nicht überragend überlegen. Sie sind physisch natürlich eine Macht und haben gegenüber den anderen Teams klare Vorteile, basketballerisch vielleicht nicht", so der Shooting Guard.

"Sie haben eine neue Konstellation, ein neu zusammengesetztes Team, einen neuen Trainer. Wenn man gut am Defensiv-Rebound arbeitet und sehr physisch gegen sie spielt, hat man seine Chancen", kennt Maresch das Rezept.

Klar ist, dass es 40 Minuten Konzentration brauchen wird, um überhaupt an der Sensation schnuppern zu können. 25 Minuten guter Basketball reichen auch gegen Luxemburg nur knapp.


Hubert Schmidt

Sallomon: "Gibt keine Entschuldigung"

Teamchef Werner Sallomon drückte seine Verstimmung sehr direkt aus.

"Für mich gibt es keine Entschuldigung. Dass es auch renommierten Mannschaften passiert, dass sie so ein Spiel aus der Hand geben, das mag schon sein. Aber wie wir in der zweiten Hälfte am Spielfeld gestanden sind, das war wirklich schlimm."

"Der Konzentrationspegel ist derartig abgesunken, dass es mich wütend macht", tobte der 54-Jährige.

Eine falsche Selbsteinschätzung sei daran schuld, meinte der Coach.

"Nüchtern betrachtet ist es ein Sieg"

Bis zu einem gewissen Grad hätte Sallomon auch Verständnis gehabt, ein Plus 50 hat er nicht erwartet.

"Natürlich hat Luxemburg dann viele schwierige Würfe getroffen, aber warum? Weil wir sie aufkommen haben lassen. Eine ausgeglichene zweite Hälfte wäre ja noch okay gewesen. Wir haben das Spiel früh entschieden und natürlich ist es schwierig, danach so weiterzumachen. Aber man muss zumindest sehen, dass die Mannschaft besser ist als der Gegner."

Im Endeffekt bleiben jedoch zwei Punkte, die Höhe des Erfolgs ist weder für die Tabelle, noch für die Ermittlung der besten Gruppen-Zweiten relevant.

"Nüchtern betrachtet ist es ein Sieg - mehr wollten wir nicht. Es ist ja nichts passiert, aber wir haben uns eine gute erste Hälfte mit einem erbärmlichen Spiel in der zweiten Hälfte zerstört", resümierte Sallomon.