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"Geld und Draft-Ranking spielten keine große Rolle"

Am frühen Montagmorgen hat Jakob Pöltl seine Entscheidung bekanntgegeben: Der College-Shooting-Star wird zumindest bis 2016 weiter für die University of Utah spielen.

Die Anmeldung für den NBA-Draft hat er als gleichwertige Option empfunden, schließlich empfahl ihm der Bauch, bei den Utes zu bleiben.

Die Entscheidung schlug nicht nur in Österreich Wellen, sondern auch in den Vereinigten Staaten, wo College-Basketball einen hohen Stellenwert hat. So fand sich der Name des 19-Jährigen plötzlich in den US-Twitter-Trends wieder.

Am frühen Abend nahm der Wiener ausführlich Stellung zu seiner Entscheidung und teilte den österreichischen Medien via Skype-Konferenz seine Beweggründe mit.

LAOLA1 war dabei.

Frage: Kam der logische Schritt NBA noch zu früh?

Jakob Pöltl: Für meine Entscheidung, zu bleiben, gab es mehrere Gründe. Erstens war ich mir nicht zu hundert Prozent sicher, ob der Gang in die NBA jetzt der richtige Schritt wäre und ich nicht noch Zeit zur Entwicklung brauche. Zweitens hat mir die Saison in Utah sehr gefallen, ich hatte viel Spaß mit meinen Teamkollegen und Coaches. Ich denke, ich werde mich im kommenden Jahr hier weiterhin gut entwickeln.

Frage: War es eine Bauchentscheidung?

Pöltl: Ja, das habe ich auch im Vorhinein gesagt. Die Argumente haben sich ausgeglichen. Beide Optionen waren gute Optionen, es war eine schwere Entscheidung. Ich denke, ich hätte mich in beiden Situationen gut entwickelt. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung.

Frage: Hatten die Draft-Rankings einen großen Einfluss?

Pöltl: Ich mache mir nicht allzu viele Sorgen um die Rankings oder Mock-Drafts. Sie sind mehr eine Orientierungsgeschichte. Die Entscheidung verlief mehr dahingehend, ob ich mich mental bereit fühle. Die Rankings sind etwas, worauf man sich weniger verlassen kann. Sie hatten keinen großen Einfluss.

Frage: Wenn du fix davon ausgehen hättest können, unter den Top 15 gedraftet zu werden, hätte das die Entscheidung beeinflusst?

Pöltl: Wahrscheinlich hätte ich noch länger nachgedacht. Aber im Endeffekt gaben andere Gründe den Ausschlag.

Frage: War die Entscheidung gegen das schnelle Geld eine mutige?

Pöltl: Es ist wenig um das Geld gegangen, das hat keine große Rolle gespielt.

Frage: Mit wem hast du die Entscheidung getroffen?

Pöltl: Ich hatte viele Meetings mit den Coaches, vor allem mit Coach Krystkowiak. Zudem habe ich viel mit meiner Familie, Freunden und alten Bekannten aus dem Basketball, die sich auskennen, gesprochen. Die Entscheidung habe ich letztendlich selbst getroffen.

Frage: Wie kam der Moment der Entscheidung zustande?

Pöltl: Während einer Skype-Konferenz mit meiner Mutter und dem Coach. Wir haben noch einmal über Vor- und Nachteile im Detail geredet. Danach habe ich mich kurz mit meiner Mutter abgesprochen und mich endgültig entschieden.

Frage: Wie waren die letzten Wochen für dich? Waren sie aufreibender als das Spielen selbst?

Pöltl: Es war etwas Neues. Das Medieninteresse wurde nach der Saison noch viel größer. Ich wurde von vielen Leute angeschrieben, zum Beispiel von Agenten, die Fragen hatten. Leute, die versucht haben zu helfen oder in das Ganze reinzukommen. Es war teilweise mühsam, aber ich muss damit leben, es wird ja in Zukunft ähnlich sein. Für mich ist das kein großes Problem.

Frage: Wie groß war der Faktor Coach Krystkowiak in der Entscheidung, zu bleiben?

Pöltl: Sehr groß. Der Trainer war auch im Vorjahr schon einer der Hauptgründe, warum ich mich für Utah entschieden habe.

Frage: Vor rund zwei Jahren hast du noch in der 2. Bundesliga gespielt. Waren die Schritte danach, die in kurzer Zeit zur Überlegung NBA geführt haben, irgendwie surreal?

Pöltl: Das würde ich nicht sagen. Es ist für mich sehr gut gelaufen. Seit der Zeit in der 2. Bundesliga war es immer mein Ziel, es in die NBA zu schaffen oder Profi auf hohem Niveau zu werden. Ein logischer Schritt folgte nach dem anderen. Ich würde es nicht als surreal bezeichnen.

Frage: War es ein Vorteil, vor dem College ein Jahr in der ABL gegen Profis gespielt zu haben?

Pöltl: Es war ein großer Vorteil im Vergleich zu den anderen Spielern am College, die zuvor nur High-School-Basketball kannten. Ich habe schon gegen 30- bis 35-Jährige mit viel Erfahrung gespielt. Es hat mir gerade am Anfang geholfen, ready zu sein.

Frage: Wirst du im Sommer für das Nationalteam spielen? Was steht im Sommer sonst auf dem Programm?

Pöltl: Grundsätzlich habe ich es vor, es ist auch mit Coach Krystkowiak abgesprochen. Ich muss mich noch einmal mit Teamchef Sallomon absprechen. Es ist nicht ganz fix, aber es ist der Plan. Bis dahin werde ich an meinen Skills arbeiten und Kraftraining betreiben - für die NBA muss ich vor allem physisch stärker werden.

Frage: Freust du dich schon, wieder nach Hause zu kommen? Wie lange wirst du in Österreich sein?

Pöltl: Der genaue Plan steht noch nicht fest. Ich freue mich sehr auf Freunde und Familie. Es ist sehr wichtig, nach der anstrengenden Saison Zeit zu relaxen zu finden.

Frage: Apropos Freunde: Einige von ihnen haben sicher gehofft, dich schon im Herbst in der NBA zu sehen. Glaubst du, dass du sie mit deiner Entscheidung enttäuscht hast?

Pöltl (lacht): Ich glaube nicht, dass ich sie enttäuscht habe. Hoffentlich unterstützen sie mich in meiner Entscheidung. Ich habe wegen der Zeitverschiebung aber noch nicht mit vielen gesprochen.


Aufgezeichnet von Hubert Schmidt

 

Frage: Wird die Offense in der kommenden Saison mehr auf dich abgestimmt sein?

Pöltl: Ja, darüber habe ich mit dem Coach gesprochen. Es ist ja ein logischer Schritt, weil mit Delon Wright ein sehr guter Spieler weg ist. Ich habe persönlich vor, mehr Verantwortung übernehmen, die Offense soll um mich aufgebaut werden.

Frage: Wie sehr wirst du von dieser neuen Rolle profitieren?

Pöltl: Ich werde vermutlich den Ball viel öfter in der Hand haben. Daraus ergibt sich automatisch eine andere Erfahrung. Heuer war ich mehr Rollenspieler. Leadership, ein Team anzuführen, eine größere Rolle in einem Team, das hoffentlich wieder weit kommt - das wird mir sicher helfen.

Frage: Also auch in Hinblick NBA?

Pöltl: Ja, es wird ein bisschen näher zum nächsten Schritt NBA sein. Es wird eine wichtige Erfahrung sein. Ich will nicht nur skillmäßig, sondern auch mental bereit für die Challenge sein. Auch das ganze Rundherum um diese Entscheidung wird mir helfen, besser vorbereitet zu sein: In einem Jahr werde ich ja wahrscheinlich in derselben Situation sein wie jetzt.

Frage: Wurde dir vom Coach auch zugesagt, mehr von außen agieren zu können?

Pöltl: Über die konkrete Rolle haben wir noch nicht gesprochen, aber in der Offseason wird intensiv Skill-Training betrieben und es geht in diese Richtung. Outside und inside, an beidem wird gearbeitet.

Frage: Ist es jetzt ein Einjahres-Projekt oder kannst du dir vorstellen, auch noch länger am College zu bleiben?

Pöltl: Natürlich ist es auch denkbar, länger zu bleiben. Ziel und Plan sind, nach der kommenden Saison in die NBA zu gehen. Aber ich muss mir anschauen, wie die Saison läuft und die Situation in der NBA sein wird.

Frage: Welche Ziele für die nächste Saison hast du mit dem Team?

Pöltl: Wir wollen wieder in das NCAA-Tournament und die Pac12-Conference gewinnen. Diese Ziele zu erreichen, ist realistisch, aber nicht einfach. Als Team müssen wir den nächsten Schritt gehen, da wir mit Delon Wright und Dallin Bachynski zwei Seniors verlieren.