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David gegen Goliath - oder doch nicht?

David gegen Goliath - oder doch nicht?

Eines steht schon vor Beginn der ABL-Finals am Samstag fest: Der Gewinner der Best-of-five-Serie wird der siebente verschiedene österreichische Basketball-Meister in den letzten sieben Jahren sein.

Mit den ece bulls Kapfenberg und den magnofit Güssing Knights stehen sich die beiden topgesetzten Teams im Kampf um den Titel gegenüber.

Ein von der Geschichte her äußerst ungleiches Duell, schließlich haben die Burgenländer heuer - bei ihrem dritten Playoff-Einzug - erstmals überhaupt das Viertelfinale überstanden (3:1 gegen Vorjahresfinalist Oberwart) - und in der Folge auch das Halbfinale (3:2 gegen Titelverteidiger BC Vienna).

Ganz anders sehen die Meriten der Steirer aus: Der Cupsieger der heurigen Saison konnte bereits vier Meistertitel einfahren, hat zum 19. Mal in Folge den Playoff-Einzug geschafft.

Allerdings hat der Serienmeister der Jahre 2001 bis 2004 nach dem letzten Titel bis heuer nie die Endspielserie erreicht.

Spieler-Routine spricht klar für Bulls

Auch was die Spieler betrifft, haben die Kapfenberger, die im Viertelfinale Fürstenfeld und im Halbfinale Wels jeweils mit 3:0 besiegten, die Routine ganz deutlich auf ihrer Seite.

Güssings Anthony Shavies hat einen ABL-Titel mit Fürstenfeld vorzuweisen. Abgesehen vom US-Guard war kein einziger Knight auch nur in der Nähe des Finales.

Ganz anders schaut dies auf Bulls-Seite aus: Armin Woschank ist fünffacher ABL-Champion, Ian Boylan hat drei Meistertitel geholt, Martin Kohlmaier zwei, Shawn Ray, Joey Shaw und Filip Krämer je einen.

An Erfahrung und Erfolgen reich ist auch Kapfenberg-Coach Michael Schrittwieser mit vier ABL-Trophäen, während sein Gegenüber Matthias Zollner seine erste Saison als Head Coach auf professionellem Niveau bestreitet. Der Deutsche war allerdings schon Assistant Coach des DBB-Nationalteams.

Güssing kein klassischer Underdog mehr

Zieht man zusätzlich die um eine Woche längere Erholungspause in Betracht, könnte man meinen, die Steirer seien haushoher Favorit.

Als Außenseiter wird MVP-Favorit Mark Sanchez und Co. wohl keiner bezeichnen, doch aufgepasst: Die Ritter aus dem weniger als 4.000 Einwohner zählenden Städtchen aus dem Südburgenland sind kein klassischer Underdog (mehr), ihr Erfolg keineswegs Zufall oder überaus überraschend.

"Mit den magnofit Güssing Knights bekommen wir es mit einem sehr starken Gegner zu tun, der absolut verdient im Finale steht. Es wird sicherlich von Beginn an eine enge, heiß umkämpfte Serie werden", sagt Bulls-Trainer Schrittwieser nicht nur aus Höflichkeit.

Bulls Knights
Playoff-Serien 37 4
Playoff-Spiele 137 18
Final-Teilnahmen 6 0
Meistertitel 4 0

Kontinuierliche Entwicklung

Der "Dorfklub" hat sich kontinuierlich gemausert: Schon in den letzten beiden Jahren standen die Güssinger in den Playoffs, zweimal war gegen Kapfenberg Schluss.

2012 mit 1:3, im Vorjahr waren Point Guard Thomas Klepeisz und Co. beim 2:3 schon sehr nahe am Weiterkommen.

Rund um den "Österreicher des Jahres" der letzten Saison haben die Güssinger eine richtig starke Truppe aufgebaut.

Neben Nationalteam-Kollege Sebastian Koch gehören auch Klepeisz' Bruder Matthias und Kapitän Manuel Jandrasits in der ABL mittlerweile zu "gestandenen" Spielern.

Aufs Ganze gegangen

Power Forward Marcus Heard ist seit Jahren einer der Topspieler der Liga, die Klasse von Guard Anthony Shavies - 2008 im Fürstenfeld-Dress Finals-MVP - ist ohnedies unbestritten.

Mit dem überaus athletischen Rookie-Center Travis Taylor wurde ein Glücksgriff getätigt. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte wurde in Form von Backup-Center Ricardo Dias Bodra ein vierter Legionär geholt.

Dass die Knights heuer um den Titel mitspielen können, war also nicht nur Resultat der langjährigen Entwicklung, sondern vor der Saison geplant.

Das von Coach Zollner eingeführte Fullcourt-Pressing hat ihren Teil dazu beigetragen und Güssing wohl zur am intensivsten spielenden Mannschaft gemacht.

Bulls Knights
G Armin Woschank Anthony Shavies
G Ian Boylan Andreas Kuttnig Thomas Klepeisz Manuel Jandrasits
SF Shawn Ray Joey Shaw Sebastian Koch Matthias Klepeisz
PF Mark Sanchez Filip Krämer Marcus Heard
C Martin Kohlmaier Demetrius Nelson Travis Taylor Ricardo Dias Bodra

Ausgewogener Bulls-Kader

Auch die Rückkehr der Bulls in das Finale nach zehn Jahren war gut vorbereitet.

Zwar ist der Saisonstart unter Ante Perica nicht geglückt, doch nach dem Trainerwechsel zu Schrittwieser läuft es an der Mürz wie am Schnürchen.

Der Backcourt Woschank-Boylan-Ray-Shaw ist mit das Beste, was in der ABL je zu sehen war. Dazu gesellen sich mit Sanchez, Kohlmaier und Krämer auch auf den großen Positionen Leute mit großem Talent.

Demetrius Nelson, Andreas Kuttnig und Hermann Opoku sind gemessen am Platz in der Rotation ebenfalls gute Besetzungen.

Ausgeglichene Saisonbilanz

Wird die Serie also tatsächlich ausgeglichen verlaufen? Kann Güssing seinen Top-Level erreichen, dann wohl ja.

Die Saisonbilanz zwischen den beiden Teams lautet 2:2, die summierte Differenz in den vier Spielen betrug nur 15 Punkte.

Fürstenfeld, Wels, Gmunden, Oberwart, Klosterneuburg, BC Vienna. Wer der siebente verschiedene Meister in sieben Jahren sein wird, ist spätestens am 31. Mai fix.

Hubert Schmidt

Spiel Tag Zeit
1 Bulls-Knights Sa., 17.5. 19.30 Uhr
2 Bulls-Knights Mi., 21.5. 19.30 Uhr
3 Knights-Bulls So., 25.5. 19.30 Uhr
*4 Knights-Bulls Mi., 28.5. 19.30 Uhr
*5 Bulls-Knights Sa., 31.5. 19.30 Uhr