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Flashback: Mühsam ernährt sich das Kimi-Hörnchen

Flashback: Mühsam ernährt sich das Kimi-Hörnchen

Souverän, dominant, weltmeisterlich.

Ja, Sebastian Vettel war beim Grand Prix von Kanada ganz schön flott unterwegs im Vergleich zum Rest des Feldes.

Unkenrufen zufolge verkommt die Königsklasse durch die komfortable Führung des Weltmeisters in der Fahrerwertung schon wieder zur Formel-Fad.

Aber keine Angst, es gibt noch genügend Geschichten abseits des Deutschen, die sich am Circuit Gilles-Villeneuve zutrugen.

Etwa jene von Rekord-Hörnchen Kimi Räikkönen, das sich nach dem Rennen trotzdem ärgerte, weil er zuletzt nur wenige Nüsse einheimste.

Oder die von Felipe Massa, der derzeit gerne Ferraris gegen die Wand fährt.

Und natürlich die von Valtteri Bottas, der nur am Samstag Finne des Tages war.

Umdrehen und zurücklehnen: Hier kommt der LAOLA1-Flashback zum Grand Prix von Kanada!

  • HOT AND NOT

  PAUL DI RESTA

Reifenprobleme? “Nicht mit mir!”, dachte sich Paul di Resta und drehte satte 57 Runden auf seinen Medium-Gummis. Und das auch noch schnell. Von Platz 17 ging es bis auf Platz sieben nach vorne. „Da muss man Pirelli auch mal Respekt zollen“, gab es nach dem Rennen sogar Lob des Briten für den Reifenhersteller. Kaum auszudenken, was für di Resta alles möglich gewesen wäre, hätte er am Samstag nicht schon in Q1 die Segel streichen müssen. „Ich denke, wir hatten ein Auto, das im Qualifying bei trockener Strecke unter die Top 6 hätte fahren können.“ Vielleicht gelingt’s ja in Silverstone.

 

  VALTTERI BOTTAS

Andersherum erlebte Valtteri Bottas das Wochenende. Am Samstag war der Finne im viel gescholtenen Williams noch sensationeller Dritter. Im Rennen purzelte der 23-Jährige aber relativ rasch nach hinten und kam nur auf Rang 14 ins Ziel. „Ich habe heute wirklich alles gegeben und das Team auch. Es liegt einfach an der Pace, die gefehlt hat“, musste Bottas zugeben. Eine Duftmarke hat er nach dem Wochenende auf jeden Fall hinterlassen, Williams wartet aber immer noch auf den ersten WM-Zähler in dieser Saison.

  • NEWCOMER-CHECK

Obwohl Bottas im Rennverlauf elf Plätze einbüßte, war er immer noch der beste Rookie. Er war auch der einzige der Newcomer, der nur einmal von Sebastian Vettel überrundet wurde. Jules Bianchi sah nach seinem Aus in Monaco als 17. wieder die Zielflagge, Teamkollege Max Chilton musste sich mit Platz 19 begnügen. Keinen Zieleinlauf gab es für Esteban Gutierrez aufgrund eines Ausritts in Runde 48 wegen blockierender Reifen. Noch schlechter lief es für Giedo van der Garde. Für ihn gab es nicht nur eine Zehn-Sekunden-Strafe während des Rennens und später das Aus, nach dem Rennen wurde auch bekannt, dass er in Silverstone in der Startaufstellung um fünf Plätze zurückversetzt wird.


  • TEAM-CHECK: Hamilton vs. Rosberg

In Monaco hatte es den Anschein, als würde Nico Rosberg seinem Teamkollegen Lewis Hamilton langsam den Rang ablaufen. In Montreal kam alles anders. Sieg für den Briten im Quali- und im Rennduell. Fünf Mal war der Weltmeister von 2008 damit im Endklassement schon besser platziert als der Deutsche. Auch in der Fahrer-WM hat Hamilton mit 77 gesammelten Punkten gerade noch Kontakt zur Spitze, Rosberg fehlen schon 75 Punkte auf Leader Sebastian Vettel.

  • WIEDERHOLUNGSTÄTER DES WOCHENENDES: Felipe Massa

Das tat weh. Schon im Fürstentum schmiss Felipe Massa zweimal sein Auto weg, auch in Q2 am Samstag rutschte er erneut von der Piste. Im Gegensatz zu den Unfällen in Monaco war der Brasilianer diesmal wohl selbst schuld. „Es ist wie im Film“, konnte es der 32-Jährige kaum fassen. Für diesen Schock lieferte er am Sonntag eine beeindruckende Performance ab. Von Platz 16 ging es rauf auf Rang acht. „Mit den anderen Reifen wäre mehr möglich gewesen“, bedauert der Routinier die Wahl des Teams, das zu Beginn auf die Supersoft-Mischung setzte.

 

  • REKORD DES RENNENS: Kimi Räikkönen

Er punktet und punktet und punktet. Jetzt hat es Kimi Räikkönen geschafft. 24 Mal in Folge landete der Finne in den Punkterängen. Damit zieht er mit Michael Schumacher gleich.

Hier noch mal alle Kimi-Punkte-Momente in einer Diashow:

 

 

Allerdings gilt für den „Iceman“ zuletzt das Motto: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Nur drei Punkte kamen in den letzten beiden Rennen auf sein Konto. Die Fahrer-WM rückt damit in die Ferne. Dementsprechend fiel auch Kimis Reaktion aus, als er auf seine Leistung angesprochen wurde: „Rekorde sind mir egal, ich will Punkte holen“

 

  • TWEET DER WOCHE:
Nach dem ernüchternden Qualifying für Romain Grosjean beweist Lotus Selbstironie und wünscht sich alte Freunde zurück.

  • ZAHLENSPIELEREIEN:

1 - Es war der erste Sieg für Sebastian Vettel am Circuit Gilles-Villeneuve. Insgesamt war es Erfolg Nummer 29 für den Heppenheimer. Damit fehlen ihm nur mehr zwei auf Nigel Mansell.

15 - Die schnellste Rennrunde fuhr nicht der Weltmeister, sondern Teamkollege Mark Webber. Und das trotz eines kaputten Frontflügels. Zum 15. Mal fuhr der Australier die schnellste Runde, so oft wie Jackie Stewart und Clay Regazzoni.

5 - Noch eine Zahl, die die Dominanz von Sebastian Vettel verdeutlicht: Nur fünf Fahrer befanden sich bei der Zieleinfahrt des Deutschen in der gleichen Runde wie der Führende. Das gab es zuletzt 2011 in Brasilien. Damals siegte Webber.

10 - Kleines Erfolgserlebnis für Mercedes: Nachdem Vettel seine Führung kurz an Lewis Hamilton verlor, hat in jedem der letzten zehn Rennen ein Bolide mit Mercedes-Motor einen Grand Prix angeführt.

3 - Siegen oder fliegen, etwas anderes kannte Hamilton bisher in Kanada nicht. Platz drei war nach Erfolgen von 2007, 2010 und 2012 seine erste Zielankunft, die nicht ganz oben am Treppchen endete.

90 - Eine runde Sache war Platz zwei für Fernando Alonso. Es war die 90. Podiumsplatzierung seiner Karriere.

6 - Auch Jean-Eric Vergne durfte sich freuen. Platz sechs war die beste Platzierung in seiner Formel-1-Karriere. Zudem war es das beste Resultat für Toro Rosso seit Platz vier von Vettel in Interlagos 2008.

64 - Eine stolze Serie nahm in Montreal ihr Ende. 64 Mal in Folge stellte McLaren zumindest ein Auto in den Punkterängen ab, also seit Jenson Button im Cockpit sitzt. Mit den Plätzen elf und zwölf fehlte nicht viel auf eine Fortsetzung.

12.445 - Immerhin erreichte Button ein anderes Ziel. Mit 12.445 gefahrenen Rennrunden hat er in der Allzeit-Tabelle David Coulthard überholt und ist jetzt Dritter. Gut 4.500 Runden fehlen aber noch auf die Nummer eins dieser Wertung: Michael Schumacher.

 

Andreas Terler