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Brasilien kämpft gegen Formel-1-Bedeutungslosigkeit

Brasilien kämpft gegen Formel-1-Bedeutungslosigkeit

Ein neuer Senna ist nicht in Sicht. Brasiliens glorreiche Grand-Prix-Zeiten sind längst vorbei.

Der letzte Titel-Triumph von Volksheld Ayrton Senna liegt 23 Jahre zurück, der letzte Formel-1-Sieg glückte Rubens Barrichello im September 2009 in Monza.

Seit zwei Jahren ist Felipe Massa als Einzelkämpfer seines Landes im Fahrerfeld.

Wenigstens in diesem Punkt geht es minimal aufwärts: Sauber tritt in der kommenden Saison mit dem brasilianischen Talent Felipe Nasr an.

Massa hofft

"Für Brasilien ist es toll, einen weiteren Fahrer zu haben", schwärmte Massa vor dem Heimrennen am Sonntag. "Ich hoffe, wir können die brasilianische Flagge mit zwei Fahrern wieder nach oben bringen."

Aber so richtig glaubt der Williams-Pilot wohl selbst nicht daran. Sauber sei derzeit definitiv nicht so gut drauf, verwies er auf die enttäuschende Saison des Schweizer Rennstalls mit null Punkten nach 17 WM-Läufen.

Für Massa selbst hat sich der erzwungene Wechsel zu Williams nach acht Jahren bei Ferrari durchaus gelohnt. Vor dem vorletzten Saisonrennen im Autodromo Jose Carlos Pace liegt der gebürtige Paulista in der WM mit 83 Punkten auf Rang acht.

Was kann Nasr?

Beim Großen Preis von Italien konnte er als Dritter sogar einen Podestplatz feiern. "Das Team hat eine fantastische Arbeit geleistet, wenn man sieht, wo wir letztes Jahr standen und wo wir heute stehen", staunte Massa über den beeindruckenden Williams-Aufstieg.

Während Williams wieder so langsam zu alter Stärke findet, lässt sich dies für die brasilianische Formel-1-Szene nicht sagen.

Im Gegenteil: Momentan spricht nichts für eine Rückkehr zu alter Klasse. Massa hat zwar seinen Vertrag bei dem britischen Traditionsteam um eine Saison verlängert, aber mit inzwischen 33 Jahren ist ein Karriereende des elffachen Grand-Prix-Siegers absehbar.

Welches Potenzial Nasr hat, wird sich erst noch weisen müssen. In der zweithöchsten Formel-Serie GP2 ist der aktuelle Williams-Testfahrer Gesamtzweiter in seiner dritten Saison.

Sauber muss auf das Geld schauen

Titel holte Nasr in der Formel BMW und der britischen Formel 3. Das Stamm-Cockpit bei Sauber verdankt der 22-Jährige eher seiner millionenschweren Mitgift durch den brasilianischen Finanzriesen Banco do Brasil.

"Als Privatteam müssen wir den finanziellen Aspekt berücksichtigen", räumte Teamchefin Monisha Kaltenborn freimütig ein.

Unabhängig vom finanziellen Aspekt verdoppelt sich die Präsenz Brasiliens in der Königsklasse des Motorsports.

Aber verglichen mit früher sind zwei Fahrer für das südamerikanische Riesenreich mit seiner beeindruckenden Formel-1-Tradition äußerst bescheiden. Noch 2010 fuhren vier Brasilianer in der absoluten Top-Serie.

Sieht es bezüglich Masse mager aus, so ist es bei der Klasse noch deprimierender. Massa hatte 2008 als letzter "Brazuca" eine echte WM-Chance. Beim chaotischen Regenrennen in Sao Paulo feierten ihn die Fans nach seinem Sieg schon voreilig als neuen Champion.

Senna und Piquet unerreicht

Aber Lewis Hamilton kämpfte sich auf der überschwemmten Strecke auf den letzten Metern noch an Timo Glock vorbei und auf Rang fünf vor. Das reichte für den WM-Triumph und zugleich, um im motorsport-verrückten Brasilen "tristeza" auszulösen.

Barrichello wurde in 19 Jahren immerhin zweimal Vizechampion. Aber weder 2002 noch 2004 hatte der langjährige Teamkollege von Michael Schumacher dabei auch nur den Hauch einer Chance gegen den Rekord-Weltmeister.

Immerhin hält der elffache Sieger mit 323 Grand-Prix-Einsätzen eine Bestmarke, die selbst der die meisten wichtigen Rekorde aufstellende Schumacher nicht brechen konnte.

Also bleibt es bis auf unabsehbare Zeit bei den Triumphen der großen Drei: Die am 1. Mai in Imola tödlich verunglückte Ikone Senna (1988, 1990, 1991) und der populäre Nelson Piquet (1981, 1983, 1987) feierten jeweils drei WM-Titel.

Der zweifache Champion Emerson Fittipaldi (1972, 1974) schaffte den ganz großen Coup als erster Brasilianer.