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Was macht den modernen Trainer aus?

Was macht den modernen Trainer aus?

Der autoritäre Schleifer war gestern.

An den modernen Trainer werden andere Anforderungen gestellt. Der Coach von heute muss ein Allrounder sein. Das Aufgabengebiet ist vielfältig, reicht von der Spielanalyse am Laptop über den Umgang mit den Medien bis hin zum erfolgreichen Teambuilding.

„Ich bin skeptisch, ob die großen Trainer vor 25 Jahren heute auch noch erfolgreich sein würden. Rein vom Fachwissen her auf jeden Fall, aber die Art und Weise der Kommunikation hat sich enorm verändert“, meint Roman Mählich.

Der TV-Experte ist einer von 14 Teilnehmern des aktuellen Lehrgangs für die UEFA Pro Lizenz, der höchsten Ausbildungsstufe des ÖFB-Trainerscheins. Mit einigen von ihnen hat LAOLA1 über die Ansprüche an den modernen Coach sowie die Zukunft des Fußballs geplaudert.

Der Trainer als Mentor und Lehrer

„Die früheren Trainer waren sehr dominant, so habe ich das auch in meiner Karriere erlebt. Dagegen geht die heutige Generation individuell viel mehr auf die Spieler ein“, erklärt Robert Ibertsberger. Der achtfache Nationalspieler, in den 1990er-Jahren als österreichisches Supertalent gehandelt, musste seine Karriere 2004 aufgrund von Verletzungen frühzeitig beenden.

Heute arbeitet er als Trainer in der Rieder Nachwuchs-Akademie und weiß, dass ohne die nötige Sozialkompetenz gar nichts geht: „Nicht nur im Nachwuchs, sondern genauso im Kampfmannschaftsbereich.“

Sein Chefcoach Oliver Glasner präzisiert die Anforderungen puncto Menschenführung: „Die Mannschaft muss vom Weg des Trainers so sehr überzeigt sein, dass sie die diesen Weg als ihren eigenen ansieht. Die Spieler müssen es selbst wollen.“

Der 39-Jährige weiß, dass die Fußball-Profis von heute „viel mündiger“ geworden sind. Er selbst sieht sich auch als eine Art Mentor: „Für mich ist nicht jener Lehrer der Beste, der selbst am meisten weiß, sondern der, der den Schülern am besten den Lernstoff vermitteln kann.“

„Es ist keine One-Man-Show mehr“

Die moderne Trainer-Gilde muss nicht nur im Umgang mit den Spielern Sozialkompetenz beweisen, sondern auch innerhalb des Betreuer-Teams. Bestimmte Aufgaben zu delegieren wird immer wichtiger, wie Rolf Landerl, aktuell Trainer der Admira Amateure, hervorstreicht: „Der Trend geht definitiv dorthin, dass man einen großen Staff mit Sportwissenschaftlern und anderen Assistenten um sich herum hat.“

Gemeinsam gehe es darum, die Mannschaft weiter zu entwickeln. „Es ist keine One-Man-Show. Den Alleinherrscher gibt es nicht mehr“, bekräftigt Landerl, der in seiner Karriere bei zwölf verschiedenen Vereinen in ganz Europa aktiv war und 2002 gegen Deutschland sein einziges Länderspiel bestritt.

Mählich, derzeit Trainer bei Landesligist St. Margarethen, bringt das Beispiel England. „Dort ist es extrem. Die großen Manager geben viel Verantwortung ab. Aber es wird immer Trainer geben, die so viel wie möglich selbst machen wollen. Pep Guardiola soll so Einer sein.“

Ballbesitz nicht am Ende, aber Umschaltphasen noch wichtiger

Der Bayern-Trainer steht mit seinem Ballbesitz-Fußball für einen Stil, der bei der WM einen Dämpfer erlitten hat. Nach Spaniens 1:5-Debakel gegen die Niederlande prognostizierte so mancher Experte schon das Ende des Tiki-Taka.

Die österreichische Trainer-Riege glaubt aber nicht, dass die „Pep-Philosophie“ bereits zum alten Eisen gehört. „Das denke ich nicht. Bayern hat damit letzte Saison sehr erfolgreich gespielt. Unter Guardiola nutzen sie den Ballbesitz auch, um sich Ruhephasen zu nehmen. Wenn sie den Ball verlieren, können sie sofort ins Gegenpressing gehen“, erklärt Glasner.

Der Ried-Coach betont, dass das ausgedehnte Ballbesitz-Spiel einfach schwerer zu erlernen sei als simpler Konterfußball. „Es deutet sich an, dass die Umschaltphasen in Zukunft noch wichtiger sein werden“, meint der Innviertler.

Trainer Verein Aufgabe
Gerald Baumgartner Austria Chef-Trainer
Oliver Glasner Ried Chef-Trainer
Enrico Kulovits Eltendorf Chef-Trainer
Roland Ortner Jenbach Chef-Trainer
Roman Mählich St. Margarethen Chef-Trainer
Thomas Hickersberger Rapid Co-Trainer
Rolf Landerl Admira Amateure-Trainer
Stojadin Rajkovic Sturm Nachwuchs-Trainer
Zeljko Radovic
Rapid Nachwuchs-Trainer
Harald Kondert AKA Linz Akademie-Leiter
Robert Ibertsberger Ried Akademie-Leiter
Thomas Letsch Salzburg Akademie-Leiter
Wolfgang Luisser ÖFB-U21 Individual-Trainer
Thomas Eidler Vereinslos -

Ibertsberger sieht das DFB-Team als ein Vorbild an

„Deutschland war die klügste Mannschaft“

Sein Rieder Kollege Ibertsberger streicht hervor, dass man als Trainer für verschiedene Probleme die jeweils richtige Lösung finden muss. Der ehemalige Italien-Legionär beim AC Venezia bringt die deutsche Nationalelf als positives Beispiel: „Sie waren bei der WM einfach die klügste Mannschaft, haben schnell auf Herausforderungen reagieren können. Darum geht es im Fußball heutzutage.“

Flexibilität und Variabilität bekommen also eine immer größere Bedeutung. Vor allem im Angriffsspiel, wie Weltenbummler Landerl erklärt: „Es gibt ganz wenige positionsgebundene Systeme, speziell in der Offensive wird viel verschoben und rotiert. Umso unberechenbarer wird eine Mannschaft.“

Mählich sieht das ähnlich: „Zwischen verschiedenen Formationen wechseln zu können wird immer wichtiger. So wie die Niederländer bei der WM ihr 5-3-2 bzw. 3-5-2 praktizierten, mit Manndeckung im Zentrum, das hat man in dieser Art schon lange nicht mehr gesehen.“

„Man darf nicht stehen bleiben“

Gewisse taktische Elemente können nach einiger Zeit also wieder ins Trainer-Einmaleins zurückkehren. Manndeckung und drei Verteidiger waren vor einigen Jahren komplett außer Mode. Jetzt sind sie – wenn auch in abgeänderter Form – wieder en vogue.

„Der Fußball entwickelt sich permanent weiter. Man darf nicht stehen bleiben. Jene Ideen, die heute gültig sind, können in zehn oder zwanzig Jahren ganz anders sein“, meint Glasner.

Genau das sei aber das Schöne am Trainer-Dasein: „Die neuen Sachen in die Arbeit mit der Mannschaft zu implementieren macht den Reiz dieses Berufs aus.“

 

Jakob Faber / Peter Altmann