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Mädchenschwärme und Fehlstarts

Mädchenschwärme und Fehlstarts

Das WM-Ticket ist in der Tasche, die Freude bei der ÖFB-U17 grenzenlos.

„Unglaublich geil“, strahlt Valentino Lazaro stellvertretend für die ganze Mannschaft (Nachbericht).

LAOLA1 war bei allen Spielen der Eliterunde und der EM-Endrunde dabei und kennt die Geschichten hinter dem Erfolg:

 

Die Fehlstarts

„Wir kennen das ja schon“, war nach der Auftakt-Niederlage gegen die Slowakei zu hören. Tatsächlich hat es dieses U17-Nationalteam noch nie problemlos aus den Startlöchern geschafft. In der ersten Quali-Runde ein 0:0 gegen Zypern, in der Eliterunde ein 0:1 gegen Irland und eben der Fehlstart gegen Gastgeber Slowakei bei der EM. „Wir konnten im ersten Spiel wieder nicht die Leistung abrufen. Daraus müssen wir lernen. Wir müssen immer an die hunderprozentige Leistungsgrenze gehen“, ärgert sich Teamchef Hermann Stadler ein wenig. Doch die Sache hat auch etwas Positives: Diese Mannschaft kann mit Rückschlägen und Drucksituationen umgehen. „Wir sind immer mit dem Rücken zur Wand gestanden und haben es jedes Mal geschafft. Unter diesem Druck so eine Leistung zu bieten, ist einzigartig“, freut sich der Coach.

Der Zusammenhalt

„Wir haben als Motto ausgegeben: Der verschworene Haufen. Alle haben an einem Strang gezogen“, ist Stadler auf seine Jungs richtig stolz. Jeder einzelne Spieler betont den Zusammenhalt innerhalb der Truppe. Sascha Horvath: „Bei uns kämpft jeder für jeden. Wir versuchen, nie zu streiten. Wir sprechen immer positiv miteinander.“ Bezeichnend, dass der langzeitverletzte David Domej bei jedem Eliterunde-Spiel mit dabei war und die Mannschaft auch in der Slowakei besuchte.

Das Manko

Das größte Manko dieser U17 ist die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Mit insgesamt 16 Schüssen aufs Tor in den drei Spielen haben sie hinter der Schweiz die zweitmeisten Versuche zu Buche stehen – darunter war zumindest eine Handvoll „Hunderter“. Wäre der ein oder andere Sitzer verwertet worden, würde die Mannschaft nun im EM-Halbfinale stehen. Nach den letzten Spielen ist aber klar: Diesem Team fehlt ein echter Knipser.

Die Ranglisten

Statistisch sind die ÖFB-Kicker nach der Gruppenphase der Europameisterschaft in einigen Kategorien vorne mit dabei. Adrian Grbic steht etwa mit sieben Schüssen auf das Tor auf Platz eins. Der Stuttgart-Legionär hatte dabei vor allem seine Stärke bei Freistößen unter Beweis gestellt, und bei einem Stangenschuss gegen Schweden Pech. Mit elf Fouls, die an ihm begangen wurden, liegt der Wiener in dieser Rangliste übrigens auf Rang drei. Die meisten Torvorlagen hat Lazaro mit drei zu Buche stehen. Interessant auch, dass das ÖFB-Team mit elf Fouls pro Spiel die fairste Mannschaft war. Die Gegner haben es den Österreichern aber nicht unbedingt gedankt, sondern sie richtig hart rangenommen – 18,33 Fouls hat die Stadler-Truppe durchschnittlich pro Spiel erlitten – das ist Rang eins mit dem großen Abstand von fast vier Fouls pro Spiel.

Der Glücklichste

Vermutlich war Daniel Ripic am Ende der EM der Glücklichste unter all den glücklichen U17-Spielern. Der Stürmer hatte das Turnier auf der Bank begonnen, wurde im Eröffnungsspiel gegen die Slowakei eingewechselt, spielte stark, ließ aber eine Riesenchance aus. Gegen Schweden konnte er von Beginn an überzeugen, doch abermals vermochte er seine Möglichkeiten nicht zu verwerten. Vor dem Duell mit der Schweiz gab es deshalb sogar ein Sondertraining, um ihm wieder Selbstvertrauen einzuimpfen. Tatsächlich klappte es gegen die Eidgenossen dann endlich mit dem Treffer. „Zum Glück“, atmete er auf. Stadler sprach aus, was sich alle dachten: „Er hat es sich verdient.“

Der jüngste Routinier

Der Innenverteidiger Stefan Peric hat erst Mitte Februar seinen 16. Geburtstag gefeiert und ist somit das Nesthäkchen in der ÖFB-Auswahl. Dennoch war der Salzburg-Nachwuchskicker, der seine Stutzen stets verkehrt herum anzieht, für Stadler einer der stärksten Akteure bei diesem Turnier: „Ich war sehr beeindruckt von ihm. Er hat in den drei Spielen in der Eliterunde und auch in den drei EM-Spielen sehr starke Leistungen geboten. Er hat als jüngster Spieler überhaupt keine Angst, spielt das wie ein Routinier runter.“

Die Überraschung

Mehr als ein Dutzend Leute aus der Traunviertler Marktgemeinde Ternberg war zum Spiel gegen die Schweiz angereist, um ihren Lukas „Turschi“ Tursch anzufeuern. Der Kicker aus der Linzer Akademie war auch für Stadler eine der positiven Überraschungen des Turniers: „Er war immer ein Wackelkandidat, hat sich erst in der Eliterunde in die Mannschaft gespielt. Bei der EM hat er jetzt hervorragende Leistungen gebracht.“ Gut möglich, dass der defensive Mittelfeldspieler seinem großen Traum, einmal in England zu spielen, schon bald nahe kommt. Neben niederländischen Scouts sind nämlich auch Beobachter von der „Insel“ auf den West-Ham-Fan aufmerksam geworden.

Der Assistgeber

„Was er Meter gemacht hat – Hut ab! Wir haben ja nicht einmal geglaubt, dass er rechtzeitig fit wird“, hat Stadler bei der EM starke Leistungen von Valentino Lazaro gesehen. Der Offensivspieler kann sich rühmen, alle drei EM-Tore vorbereitet zu haben. Auch wenn er nicht immer auffällig agierte, hat er doch großen Anteil am Erfolg. Vor allem in den Spielen gegen Schweden und die Schweiz waren die Gegner besonders auf ihn konzentriert, wodurch etwa Horvath mehr Platz vorfand.

Die Mädchenschwärme

Zwei ÖFB-Youngster hatten es den slowakischen Mädchen, die bei der Organisation mithalfen, besonders angetan: Valentino Lazaro und Sascha Horvath. Sobald einer des Duos am Ball war, stieg die Hysterie ins Unermessliche, der Puls der jungen Damen stieg, das Gekreische strapazierte die Trommelfelle der restlichen Zuseher. Vor allem nach der Abschlusspartie mussten die beiden Kicker minutenlang für Fotos bereit stehen. Und das eine oder andere Küsschen auf die Wange gab es von den Mädels auch noch.

Die Haare

„Schön langsam werde ich nervös.“ Die 2:0-Pausenführung gegen die Schweiz löste in Iris Stöckelmayr zwiespältige Gefühle aus. Die Pressebetreuerin des ÖFB fürchtete, im Falle eines Einzugs ins EM-Halbfinale ihre langen Haare lassen zu müssen. Weil aber „nur“ das WM-Ticket gelöst wurde, saß die Frisur auch bei der Abfahrt aus der Slowakei noch perfekt. „Vielleicht gebe ich ja bei der WM meine Haare als Aufstiegsprämie aus“, wurde sie, vorerst in Sicherheit, wieder mutiger.

Harald Prantl