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"Wenn sie dann auch noch singen müssen…“

Kommt er, kommt er nicht?

Schnell verbreitete sich am Sonntagvormittag die Nachricht, dass Superstar Neymar am täglichen Medientermin der brasilianischen Nationalmannschaft anlässlich ihres Gastspiels am Dienstag im ausverkauften Happel-Stadion (Ankick: 19:00 Uhr) anwesend sein soll.

Dementsprechend groß war der Andrang der heimischen Presse im Quartier der „Selecao“ am Schottenring.

Neben zahlreichen Journalisten warteten auch etliche Fans auf die Superstars vom Zuckerhut, um vielleicht das eine oder andere Foto zu erhaschen.

Doch schon bevor der Bus mit den Weltklasse-Kickern vom Training beim Hotel ankam, wurde bekannt,  dass Neymar keine „Audienz“ geben würde.

Neymar hat Bauchweh

Der 22-Jährige fehlte nicht nur beim Presse-Termin, sondern auch bei der Vorbereitungs-Einheit in der Generali-Arena. „Er hat Bauchweh, dürfte etwas Schlechtes gegessen haben“, berichtete  Luiz Gustavo, der neben Thiago Silva und Felipe Luis schlussendlich Rede und Antwort steht, in perfektem Deutsch.

Der Wolfsburg-Legionär verriet, dass er seinen-Wien-Aufenthalt nutzte, um sich mit seinem ehemaligen Bayern-Buddy David Alaba zu treffen.

„David ist ein guter Freund, wir haben uns auf einen Kaffee getroffen und geplaudert.“ Tipps über das ÖFB-Team hat er dabei nicht eingeholt. Das EM-Quali-Match zwischen Österreich und Russland wurde im Spielerlager ebenfalls nicht verfolgt.

„Unser Trainer war im Stadion. Wir werden per Video-Studium den Gegner kennenlernen und uns auf ihn einstellen.“

Luiz Gustavo kennt nicht nur Alaba

Anders als seine zwei Teamkollegen kennt der 27-Jährige noch weitere ÖFB-Kicker als nur Alaba: „Ich spiele ja in Deutschland, daher sind mir Leute wie Marko Arnautovic oder Martin Harnik ein Begriff. Das sind beides sehr gute Fußballer. Österreich hat bestimmt noch andere gute Spieler in seinen Reihen, aber die kenne ich nicht.“

Auf die leichte Schulter wird das Kräftemessen mit der rot-weiß-roten Auswahl auf keinen Fall genommen. „Wir wissen, was die Mannschaft für die Menschen in Brasilien bedeutet. Deswegen müssen wir in diesem Spiel zu hundert Prozent da sein.“

Diplomatisch gibt sich Chelsea-Akteur Filipe Luis, angesprochen auf den kommenden Gegner. „Österreich hat gute Spieler, steht kompakt, bringt eine tolle Laufleistung und ist im Konter gefährlich.  Es wird schwer, wir müssen fokussiert sein. Aber wir sind bereit, wollen natürlich auch diese Partie gewinnen.“

Starkes Kollektiv

Denn alle fünf Begegnungen seit dem Amtsantritt von Coach Carlos Dunga wurden bisher gewonnen. Dabei mussten die Südamerikaner keinen einzigen Gegentreffer hinnehmen (Torverhältnis: 12:0).

„Wir  haben ein sehr starkes Kollektiv, sind defensiv gut organisiert. Alle Spieler arbeiten hervorragend nach hinten“, nennt Thiago Silva einen Grund für den aktuellen Erfolgslauf.

„Überragend“ sei vor allem die Stimmung untereinander. „Wir genießen wirklich jede Minute, die wir zusammen sind. Am liebsten wäre es uns, wenn so ein Lehrgang zwei bis drei Monate dauern würde. Bei uns gibt es um 19:00 Uhr Abendessen. Es kann aber leicht sein, dass wir bis 2 Uhr in der Früh zusammensitzen, weil es so viel Spaß macht“, berichtet der PSG-Verteidiger.

Ein witziges Ritual

Besonders witzig sei es, wenn jemand das erste Mal einberufen wird.

„Wir haben da ein Ritual. Die Neuen müssen sich bei uns mit einem eigenen Lied vorstellen. Und das ist Wahnsinn. Einige tun sich ja schon beim Reden schwer, aber wenn sie dann auch noch singen müssen…“, grinst der 29-jährige Ex-Kapitän, der seinem Nachfolger Neymar Rosen streut.

„Obwohl er noch sehr jung ist, macht er seine Sache sehr gut. Die Schleife hat ihn nicht verändert. Er ist nach wie vor sehr bodenständig, behandelt jeden im Team gleich – egal ob es der Zeugwart oder der Trainer ist. Er ist nicht nur einer außergewöhnlicher Fußballer, sondern auch ein toller Mensch.“

Der nach Angaben von Luiz Gustavo „in jedem Match den Unterschied ausmachen kann. Er ist überragend, ein guter Junge, der immer locker drauf ist.“

Playstation hoch im Kurs

Locker ließ der Rekordweltmeister auch den Sonntag ausklingen.  Die meisten Spieler nützten den freien Nachmittag, um am Zimmer zu regenerieren.

Schlafen, mit der Heimat chatten oder einen Film schauen statt Sightseeing in Wien stand ganz oben auf der Tagesordnung der Samba-Kicker. Oder FIFA auf der Playstation spielen.

„Wir haben einige recht ambitionierte und gute Zocker in unseren Reihen“, gab Filipe Luis Preis. Und wer ist der beste?

„Das ist Fred“, so der 29-Jährige abschließend.

 

Martin Wechtl