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"Nach der Verletzung ein wirklich schöner Moment"

Vor dem Gastspiel in Tschechien war es ein Thema, dass die Last des Toreschießens innerhalb des ÖFB-Teams auf mehrere Schultern verteilt werden muss.

Teamchef Marcel Koller betonte unter anderem: „Als Mittelfeldspieler musst du heutzutage torgefährlich sein.“

Als personifizierte Torgefahr fiel Julian Baumgartlinger in seiner Karriere bislang nicht auf. In Olomouc durfte er sich beim 2:1-Erfolg Österreichs dennoch als Matchwinner feiern lassen.

„Ungewohnt“, seien die Gratulationen, „es hat einige Länderspiele gedauert, bis ich zum ersten Tor im Nationalteam gekommen bin.“

„Da ist jeder einmal zum Schießen gekommen“

31, um genau zu sein. Wobei Goalgetter-Qualitäten nicht ganz oben auf der Job Description des defensiven Mittelfeldspielers stehen.

Dennoch nahm sich der 26-Jährige die Worte des Teamchefs zu Herzen - genau wie seine Taten. Denn der Schweizer forcierte das ganze Camp über die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Nachdem diese beim 1:1 gegen Island noch zu wünschen übrig ließ, war dies bei aller berechtigter Kritik an der Leistung in Olomouc einer der Pluspunkte.

„Wer das in Seefeld verfolgt hat, weiß, dass wir den Lehrgang über sehr viel am Abschluss gearbeitet haben. Da ist jeder einmal zum Schießen gekommen, vom Innenverteidiger bis zum Stürmer“, berichtet Baumgartlinger.

Auch auf seiner defensiv orientierten Position sei offensives Denken gefordert: „In der zweiten Halbzeit haben wir mit zwei Sechsern gespielt. Einer darf immer mitgehen, egal ob ‚Ilse‘ oder ich. Da haben wir uns schon vorgenommen, dass wir öfters zum Abschluss kommen.“

„Dieses Tor hat er richtig geil gemacht“

Möglicherweise beflügelte gar die Präsenz von Stefan Ilsanker die Treffsicherheit des Mainz-Legionärs. Diese Theorie dachte zumindest Koller an: „Vielleicht hat er sein erstes Tor auch deswegen gemacht, weil er Ilsanker im Nacken spürt.“

Der Salzburg-Kicker gehört genau wie der zweifache Torschütze Marcel Sabitzer zu den Gewinnern dieser ÖFB-Zusammenkunft. Als Team-Neuling angereist, verlässt er das Camp mit zwei Einsätzen von Beginn an.

„Wir wollten ergebnisorientiert spielen, das ist uns gelungen“, konnte der Salzburger so gesehen nach dem Kräftemessen mit Tschechien ein positives Fazit ziehen, auch wenn leistungstechnisch genügend Luft nach oben blieb.

Seine Mitspieler begrüßten jedoch, dass taktische Flexibilität geprobt wurde – eine Meinung, der sich Baumgartlinger vollinhaltlich anschloss:

„Das ist sehr wichtig, weil ich denke, dass man im Herbst, wenn die Spiele wirklich kurz aufeinander folgen, flexibel sein muss, man vielleicht auch mit variablem Personal spielen muss. Deswegen ist es nicht schlecht, wenn man einmal ein anderes System versucht, man in der zweiten Halbzeit umstellt und das dann auch funktioniert. Das wird auch in der Quali ein Schlüssel für uns sein.“

Genau wie der Wunsch, die Last des Toreschießens auf mehrere Schultern zu verteilen. Baumgartlinger ist mit seinem Debüt-Tor mit gutem Beispiel voran gegangen…


Peter Altmann/Jakob Faber

Dass der durch ihn erhöhte Konkurrenzkampf in Baumgartlinger ungeahnte Torjäger-Fähigkeiten weckte, wollte Ilsanker indes nicht so recht glauben. Vielmehr gratulierte er seinem Nebenmann von ganzem Herzen:

„Ich freue mich irrsinnig für ‚Jules‘. Er ist so wie ich Salzburger. Dieses Tor hat er richtig geil gemacht, ein super Schuss!“

„Ein wirklich schöner Moment“

Dass jeder im ÖFB-Lager Baumgartlinger diesen Treffer gönnte, stand außer Frage. Gerade nach einer Seuchen-Saison, die durch diesen Treffer doch noch ein versöhnliches Ende fand.

„Es hat gut getan, vor allem nach der langen Verletzungspause war das ein wirklich schöner Moment“, freut sich der Mittelfeldspieler, der sich im Oktober zwei Mal am Meniskus operieren lassen musste.

Lediglich neun Bundesliga-Spiele standen für ihn am Ende der Saison zu Buche, drei davon waren Kurzeinsätze in den letzten drei Meisterschaftsrunden.

„Mir ist alleine schon deshalb ein Stein vom Herzen gefallen, dass ich es rechtzeitig geschafft habe, fit zu werden, denn meine persönliche Zielsetzung war immer, dass ich bei diesem Nationalteam-Termin dabei bin. Das hat geklappt. Das mit einem Tor und einem Einsatz über eine Halbzeit abzuschließen, ist natürlich umso schöner“, erklärt Baumgartlinger, dessen Schufterei für das Comeback sich noch in dieser Saison bezahlt gemacht hat:

„Im Rückblick fällt das leichter, weil man wirklich sieht, wofür man fünf, sechs Monate hart gearbeitet hat. Nun kann ich mit einem Glücksgefühl in den Urlaub gehen.“

„Wir wollten ergebnisorientiert spielen“

Im Rahmen der neuen Spielzeit wartet im September der Auftakt in die EM-Qualifikation. Baumgartlinger hatte bereits bei seinem Medientermin in Seefeld darauf gepocht, dass das ÖFB-Team gerade auswärts mehr auf den Endzweck spielen müsse.