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"Denke nicht, dass sie alles auf eine Karte setzen"

„Lass dich überraschen“, summte Marcel Koller den alten Hit von Rudi Carrell an.

Nein, auch diesmal wolle er nicht vorab zur Aufstellung Stellung beziehen: „Darüber habe ich auch noch nie referiert.“ Wer am Sonntag im EM-Qualifikations-Match gegen Montenegro in der Startelf stehen wird, bleibt also wie gewohnt das Geheimnis des ÖFB-Teamchefs.

Definitiv eine Änderung wird es naturgemäß im Angriff geben, wo anstelle des gesperrten Marc Janko entweder Rubin Okotie oder Lukas Hinterseer auflaufen wird.

Gut möglich ist, dass diesmal wieder Martin Harnik für Marcel Sabitzer am rechten Flügel beginnt. Martin Hinteregger konnte am Samstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und ist demnach eine Option für die Startelf. Schon gegen Schweden hatte er Sebastian Prödl auf die Bank verdrängt.

Der Faktor Fitness

Ein Faktor, der diesmal miteinberechnet werden muss, ist die kurze Pause zwischen Moldawien- und Montenegro-Partie. Koller schwieg auch deshalb im Vorfeld zu sämtlichen Personalien, weil er sich im Abschluss-Training – der einzigen vollen Einheit vor dem Anpfiff – ein Bild über den körperlichen Zustand seiner Schützlinge machen wollte:

„Wir haben natürlich unsere Ideen, aber es geht darum, ob sich jene Spieler, die gespielt haben, gut fühlen. Wenn einer meint, dass er nicht hundertprozentig fit ist oder sich zu wenig erholt hat, ist es möglich, dass ein anderer kommt und den Platz ausfüllt. Das gilt für alle Positionen.“

Wer auch immer für Österreich auflaufen wird, mit Montenegro wartet eine anspruchsvolle Hürde, vor der Koller eindringlich warnt.

„Sie sind gut organisiert, stehen in der Defensive gut. Wenn sie in Rückstand sind, können sie zulegen, weiter nach vorne schieben und haben mit ihrer individuellen Qualität und Spielweise die Möglichkeit, dem Gegner Schmerzen zu bereiten“, analysiert der Schweizer, der seine Schützlinge am Samstagnachmittag per Video-Analyse mit dem Kontrahenten vertraut machte.

„Das würde ich auch nicht tun“

Für gewöhnlich vertraut die Elf vom Balkan auf ihre stabile Abwehr und versucht durch Konter zum Erfolg zu kommen. Koller glaubt nicht, dass Montenegro nach der Nullnummer in Liechtenstein auf schnelle Wiedergutmachung aus ist und deshalb von Beginn an das Glück in der Offensive suchen wird:

„Es sind erst zwei Spiele gespielt. Ich denke nicht, dass sie da schon alles auf eine Karte setzen und wild stürmend nach vorne rennen. Das würde ich auch nicht tun. Daher glaube ich, wird es schon so sein, dass sie aus einer stabilen Abwehr heraus versuchen, immer wieder Nadelstiche zu setzen.“

In Liechtenstein sei die Verteidigung wenig gefordert gewesen, vorne hätte es an Effizienz gefehlt: „Torchancen waren genügend vorhanden, aber das Tor ist nicht gefallen. Wir müssen natürlich hellwach sein, vielleicht genügt gegen uns schon eine Chance. Daher gilt es, eine hohe mentale Präsenz zu haben.“

Dass die ÖFB-Defensive in Chisinau bei Standards nicht immer sattelfest wirkte, beunruhigt den 53-Jährigen nicht: „Ich mache mir da keine Sorgen, weil ich weiß, dass wir gut dagegenhalten können.“

Jovetic und Vucinic „zwei absolute Topspieler“

Generell sei es auch in dieser Partie wichtig, sich auf das eigene Spiel zu konzentrieren und die eigenen Stärken auf den Platz zu bringen: „Wenn die Spieler unsere Ideen gut umsetzen, werden wir auch unsere Möglichkeiten bekommen.“

Die größte Gefahr von Seiten Montenegros geht von den beiden Star-Stürmern Stevan Jovetic und Mirko Vucinic aus. „Zwei absolute Topspieler, die individuelle Klasse haben und ein Spiel alleine entscheiden können. Das ist eine absolute Waffe von ihnen und sie werden versuchen, dass sie auch sticht“, warnt Koller.

Darauf müsse das ÖFB-Team vorbereitet sein: „Sie sind fußballerisch sicher besser als Moldawien. Ihr Ziel ist natürlich auch, zur EM zu fahren. Dementsprechend werden sie sich auch verhalten. Wahrscheinlich wird das eher defensiv sein, aber sie werden auch versuchen, nach vorne zu kommen und dort haben sie durch diese individuelle Klasse eine Gefahr, die nicht zu unterschätzen ist.“

Während Rot-Weiß-Rot natürlich danach trachtet, die montenegrinischen Offensiv-Stars im Griff zu haben, gilt es selbst nach vorne hin Akzente zu setzen.

„Es wird um keinen Deut leichter“

Kapitän Christian Fuchs glaubt nicht, dass man entscheidend mehr Räume als in Moldawien vorfinden wird: „Es wird um keinen Deut leichter. Montenegro hat seine Stärken in der Defensive, steht sehr solide. Da wird in der Offensive sicher einiges an Arbeit auf uns zukommen, um Löcher zu reißen.“

Alles in allem geht man jedoch mit Selbstvertrauen in das Duell der Nummer 39 der FIFA-Weltrangliste (Österreich) gegen die Nummer 43 (Montenegro).

Fuchs: „Der Sieg in Moldawien war wichtig. Dass wir auch solche Spiele gewinnen können, war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Aber dieser Sieg zählt erst wirklich etwas, wenn wir zu Hause nachlegen. Die Möglichkeiten sind auf alle Fälle gegeben. Im eigenen Stadion vor einer Kulisse, die in Wien stets phänomenal ist, können wir immer etwas erreichen.“

Am Samstag waren noch 5000 Tickets verfügbar. Die Stadionkassen werden am Sonntag ab 12 Uhr geöffnet sein. Der ÖFB weist jedoch auf die Print-at-Home-Möglichkeit in Bezug auf die Eintrittskarten hin und bittet um eine rechtzeitige und am besten öffentliche Anreise zum Happel-Stadion. Die Matchkarte gilt als Gratis-Fahrschein.

Peter Altmann