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"...dann gehört man zu den Besten der Welt"

Die Lebensfreude von Valentino Lazaro wirkt beinahe ansteckend.

Auch sein erster ÖFB-Medientermin als Nationalspieler ist für den 18-Jährigen kein Grund, um zu verkrampfen. Er arbeitet sich viel lieber mit einem Lächeln auf den Lippen durch das Frage-Antwort-Spiel.

Auf dem Platz zeichnet ihn wiederum Spielfreude aus. Schon seit einigen Jahren lebt er mit dem Ruf des „Wunderkinds“. Ein Grund zu verkrampfen? Ebenfalls nicht.

„Wenn man irgendwann einmal zu den besten Spielern der Welt zählen will, gehört es immer dazu, dass man Druck hat. Damit muss man umgehen lernen – je früher, desto besser“, argumentiert der Grazer im LAOLA1-Interview überzeugend.

Ein Gespräch über die ersten Tage als Mitglied des ÖFB-Teams, Vorbild David Alaba, die nächsten Schritte bei Arbeitgeber Red Bull Salzburg, das Ziel, die Champions League zu gewinnen und sich somit in die Weltelite zu katapultieren.

LAOLA1: Vergangenen August hast du am Rande des ÖFB-Tests in Salzburg gegen Griechenland einen Medientermin absolviert, bei dem du wegen eines Mittelfußknochenbruchs auf Krücken auftreten musstest. Neun Monate später gehörst du erstmals dem Aufgebot des Nationalteams an. Sieht man daran, wie schnell es im Fußball gehen kann?

Valentino Lazaro: Es ist eigentlich extrem verrückt, wie schnell es gehen kann. Vor cirka einem Jahr war ich noch verletzt und musste hoffen, dass ich mich in Salzburg zurückkämpfe. Jetzt ist die Einberufung ins Nationalteam natürlich ein Traum.

LAOLA1: Wie waren die ersten Tage in Seefeld? Das ÖFB-Team hat den Ruf, dass man sich relativ leicht integrieren kann.

Lazaro: Es ist eine angenehme Atmosphäre, wie wir sie auch in Salzburg haben. Das hat mir die ersten Tage relativ leicht gemacht. Die ersten Trainingstage waren auch eher locker. Jetzt freue ich mich auf die intensiveren Trainings.

LAOLA1: Vor einigen Tagen wusstest du noch nicht, ob du ein Aufnahmeritual absolvieren musst. Gab es eines?

Lazaro: Ein spezielles nicht, aber ich habe die Mannschaftskasse übernehmen können. Ich glaube, die hat früher immer David Alaba gemacht. Der ist jetzt nicht dabei. Die habe ich jetzt einfach mal übernommen.

LAOLA1: Also hast du dich vergeblich aufs Singen gefreut?

Lazaro (lacht): „Gefreut“ stimmt nicht ganz. Ich habe gemeint, ich singe gerne in meiner Freizeit. Falls so etwas sein sollte, würde ich das noch am ehesten machen. Freuen würde ich mich jedoch, wenn gar nichts kommt.

LAOLA1: Kommen wir zum Ernst des ÖFB-Lebens: Rechnest du damit, dass es in den beiden Testspielen mit dem Länderspiel-Debüt klappt?

Lazaro: Ich denke, dass der Teamchef in den Testspielen auch testen wird. Vielleicht komme ich wirklich zu Einsätzen. Es hängt ganz von mir ab, wie ich mich im Training zeige. Wenn ich da keine gute Figur mache, muss ich mich auch nicht wundern, wenn ich keinen Einsatz bekomme. Aber ich würde mich auf jeden Fall freuen, deswegen werde ich im Training auch alles geben.

LAOLA1: Worauf wirst du in dieser Woche besonders wert legen? Kann man sich von erfahreneren Kollegen etwas abschauen?

Lazaro: Abschauen tue ich eigentlich nicht wirklich, das habe ich noch nie getan. Für mich geht es eigentlich nur darum, dass ich mich in der Mannschaft wohl fühle, denn dann komme ich auch viel mehr aus mir heraus. Wenn man mit Respekt allen anderen gegenüber dabei ist, wird man auch mehr Spaß mit ihnen haben. Fühlt man sich wohl, wird man auch bessere Trainingsleistungen zeigen können.

Meister mit Red Bull. In Salzburg steht Lazaro noch bis 2015 unter Vertrag

LAOLA1: Hat dir der Teamchef gesagt, was er von dir erwartet?

Lazaro: Er hat mich schon öfter beobachtet, auch in der Jugend und natürlich in Salzburg. Er weiß, was ich kann und hat gesagt, ich soll mich trauen, das zu zeigen. Er hat gemeint, ich habe es in ein paar Spielen in der Bundesliga auch schon gut zeigen können, allerdings noch nicht immer. Ich soll nicht nervös sein.

LAOLA1: Du giltst seit dem Alter von 13 oder 14 Jahren als riesiges Talent, hast den Ruf als Wunderkind verpasst bekommen. Viele in diesem Alter gehypte Spieler schaffen den Durchbruch nicht. Du bist indessen auf einem guten Weg. Wie hält man dem Druck stand, wenn man schon so früh medial präsent ist?

Lazaro: Es stimmt schon, es geht schon recht lange so. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich fühle mich in dieser Rolle eigentlich recht wohl, weil ich persönlich denke, dass ich unter Druck bessere Leistungen bringe. Speziellen Druck, der mich unsicher macht, verspüre ich nicht wirklich. Ich freue mich einfach auf jede Herausforderung. Ich denke, wenn man irgendwann einmal zu den besten Spielern der Welt zählen will, gehört es immer dazu, dass man Druck hat. Damit muss man umgehen lernen – je früher, desto besser.

LAOLA1: Dein konkretes Ziel ist, in die absolute Weltelite zu kommen?

Lazaro: Auf jeden Fall. Ich habe schon immer gesagt, mein Traum ist es, die Champions League zu gewinnen. Ich denke, wenn man die Champions League einmal gewonnen hat, gehört man zu den Besten der Welt.

LAOLA1: David Alaba galt auch schon mit 15 als Megatalent und ist seinen Weg gegangen. Muss man aus einem speziellen Holz geschnitzt sein, um diesen Ruf zu rechtfertigen?

Lazaro: Es ist bei jeder Person verschieden. Manche sind vom Typ her komplett anders als David oder ich, und die haben es auch geschafft. Es ist bei jedem Typen anders, wie er damit umgeht, ob er aus sich herausgeht oder nicht. Aber ich denke, jeder kann es schaffen, wenn er es wirklich will.

LAOLA1: Es wird immer wieder auf die Parallelen zwischen Alaba und dir hingewiesen. Er hat schon mit 17 im Nationalteam debütiert, du bist auch erst 18. Ist er eine Art Vorbild?

Lazaro: Er ist auf jeden Fall eine Art Vorbild. Ich denke, jeder österreichische Fußballer muss sich David als Vorbild nehmen - speziell die Jüngeren. Er hat mit Bayern München die Champions League gewonnen. Der Weg, den er hingelegt hat, ist unglaublich.

LAOLA1: Du hast vorher gemeint, du schaust dir wenig von anderen ab. Ist sein Werdegang eine Ausnahme?

Lazaro: Definitiv. Von allen Personen, die einen bodenständigen, aber auch erfolgreichen Werdegang haben, sollte man sich etwas abschauen.

LAOLA1: Stehst du in Kontakt mit Alaba?

Lazaro: Wir haben ab und zu miteinander geredet, uns hie und da in Salzburg oder München gesehen. Aber regelmäßiger Kontakt war noch nicht da.

LAOLA1: Du hattest über die Jahre immer wieder Angebote aus dem Ausland, hast dich aber für Salzburg entschieden. Wie lauten deine nächsten Pläne? Stammspieler bei Salzburg werden und dann eher früher als später das Ausland in Angriff nehmen?

Lazaro: Es ist jetzt auch noch so, dass ich viele Angebote aus dem Ausland habe. Ich habe mit meinem Berater darüber gesprochen und will mich ich erst einmal hier durchsetzen. Natürlich hat mich die Verletzung ein bisschen gestoppt. Man weiß es nicht, vielleicht wäre ich schon Stammspieler, vielleicht auch nicht. Ich habe noch ein Jahr Vertrag und werde alles daran setzen, dass ich so viele Spiele wie möglich absolvieren werde. Dann werde ich nächsten Sommer eine super Ausgangsposition haben, um zu verhandeln – entweder mit Salzburg oder einem anderen Verein.

LAOLA1: Wie wichtig ist es, einen konkreten Plan zu haben? Du wirkst so, als wüsstest du genau, wie du deine Karriere angehst?

Lazaro: Ich habe einen konkreten Plan, und der lautet auf jeden Fall bei einem Topklub Stammspieler zu werden. Für mich hat sich Red Bull Salzburg jetzt auch schon zu einem Topklub entwickelt, vor allem im letzten Jahr. Wenn ich da Stammspieler wäre, wäre das schon einmal etwas Großes für mich.

Das Gespräch führte Peter Altmann