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Janko: "Ich wanke, aber ich falle nicht"

Janko:

Dass es bei Stürmern nicht immer nach Wunsch läuft, ist kein Geheimnis. Auf ihr Standing im Nationalteam muss das nicht zwingend einen Einfluss haben.

Als Marc Janko bei seinem damaligen Arbeitgeber Twente Enschede seinen Torriecher regelmäßig unter Beweis stellte, durfte er sich unter ÖFB-Teamchef Didi Constantini nicht gerade als Stammspieler fühlen.

Stefan Maierhofer passte laut Meinung des Tirolers besser ins Spielsystem als sein Kapitän.

Aktuell steht Janko bei seinem Verein Trabzonspor am Abstellgleis. Sein letzter Einsatz datiert vom 17. Februar (0:3 gegen Fenerbahce). Seither sitzt der Niederösterreicher auf der Tribüne.

„Ich würde mich immer aufstellen“

Dennoch hat Janko gute Chancen, im WM-Qualifikations-Spiel gegen die Färöer zum Einsatz zu kommen. Der nunmehrige Teamchef Marcel Koller vertraut weiterhin seinen Goalgetter-Qualitäten.

Schon im Testspiel in Wales enttäuschte Janko den Schweizer nicht und erzielte, damals ebenfalls ohne nennenswerte Spielpraxis, bei der 1:2-Niederlage den rot-weiß-roten Ehrentreffer – Tor Nummer 14 in seiner ÖFB-Karriere.

„Ich würde mich immer aufstellen“, wiederholt der 29-Jährige nun seine Ansage vom damals, „auch wenn meine Situation eine schwierige ist: Ich wanke, aber ich falle nicht.“

Von einer schwierigen Situation zu sprechen, ist wohl eine Untertreibung. Janko wird von Trainer Tolunay Kafkas, mit dem er einst bei der Admira zusammengespielt hatte, seit dessen Amtsantritt Ende Jänner mehr oder weniger links liegen gelassen.

Schweigen aus „Selbstschutz“

„Ich habe ehrlich gesagt auch keine Erklärung, warum ich nicht spiele. Es ist eine Situation, die ich annehme. Ich versuche, das Beste daraus zu machen“, erklärt der 1,96-Meter-Riese.

Zum wiederholten Male betont Janko, dass er seinen bis Sommer 2015 laufenden Vertrag erfüllen möchte: „Ich möchte weiter auf meine Chance warten und hoffe, dass ich eine faire Chance bekomme.“

Zu viel möchte er aus „Selbstschutz“ jedoch nicht über seine schwierige Lage in Trabzon sprechen, denn: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten.“ Deshalb sei es auch ausgeschlossen, dass er auf den Tisch haut.

Nur so viel: „Dass die Situation natürlich alles andere als optimal ist, liegt auf der Hand. Ich würde es mir auch anders wünschen. Ich kann nur jedem sagen, dass ich 100 Prozent Gas gebe. Alles andere muss der Trainer entscheiden. Als Profi muss man nicht immer Erklärungen bekommen. Man hat einen Vertrag unterschrieben, dadurch ist man Angestellter des Klubs, und dieser macht mit einem, was er für richtig hält.“

„Festwochen für meine Kritiker“

Generell könne er damit umgehen, dass ihm derzeit der Gegenwind ins Gesicht bläst: „Es sind jetzt Festwochen für meine Kritiker, aber das ist ganz normal in diesem Geschäft.“

Möglicherweise kommt der Abstecher zum Nationalteam gerade recht für Janko. Teamchef Koller betonte, dass jene Spieler, bei denen es im Verein nicht ideal läuft, in den kommenden eineinhalb Wochen den Alltag hinter sich lassen können. Kaum ein ÖFB-Akteur hat dies notwendiger als der Türkei-Legionär.

Zudem hat er gute Erinnerungen an die Färöer. Im September 2009 erzielte der damalige Salzburg-Kicker beim 3:1-Sieg in Graz einen Doppelpack gegen den Underdog.

Gut möglich, dass er auch diesmal wieder Selbstvertrauen tanken darf. Gegen einen defensivorientierten Gegner wie diesen wird Koller kaum auf die Strafraum-Qualitäten Jankos verzichten.

„Wenn der Teamchef anders entscheidet, werde ich das akzeptieren und das Beste für die Mannschaft geben, sollte ich kurz reinkommen“, erklärt der Blondschopf.

Kurzes Meet and Greet mit Trapattoni

„Die Färöer haben gegen Schweden gezeigt, dass sie einer sehr guten Mannschaft sehr wohl Paroli bieten können. Wichtig ist, dass man ein frühes Tor schießt und vielleicht das zweite nachlegt, dann ist das Spiel gelaufen. Je länger es 0:0 steht, desto mehr spielt es ihnen in die Karten, dann können sie auf Zeit spielen. Aber das ist ihr gutes Recht, das ist nichts Verbotenes. Wir haben auf jeden Fall großen Respekt“, nimmt Janko den Gegner keinesfalls auf die leichte Schulter.

Wobei im Zuge dieses ÖFB-Camps das Gastspiel in Irland wohl die reizvollere Aufgabe darstellt. Janko freut sich bereits auf das Wiedersehen mit dem irischen Teamchef Giovanni Trapattoni, einst sein Trainer in Salzburg:

„Ein sehr schöner Nebeneffekt. Ich schätze ihn nach wie vor sehr, nicht nur als großen Trainer, sondern auch als großen Menschen. Wie ich gelesen habe, hat er mich nicht vergessen – diesbezüglich war ich mir nicht ganz sicher, denn er hat in seiner Karriere doch schon einige Spieler trainiert. Ich freue mich auf diese kurze Begegnung, aber der Fokus liegt natürlich darauf, dass wir drei Punkte mitnehmen möchten, und nicht auf einem Meet and Greet mit meinem alten Trainer.“

Gelingt der Auswärtssieg, könnte Janko mit frischem Selbstvertrauen zurück ans Schwarze Meer reisen. Es wäre angesichts seiner aktuellen Situation kein Fehler.

Peter Altmann