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Ein Cup-Auftakt mit Konflikt-Potenzial

Ein Cup-Auftakt mit Konflikt-Potenzial

Für gewöhnlich ist der Auftakt zum ÖFB-Cup von überschaubarer Signifikanz.

Ein Gros der Favoriten behält die Oberhand. Die meisten souverän, manch einer weniger souverän. Doch nur die wenigsten leisten sich Total-Aussetzer.

Nicht anders wird dies 2012/13 vonstattengehen. Mit einer Ausnahme: Die erste Runde beendet zugleich die Sommerpause, ist eine Standortbestimmung.

Welches Team befindet sich in beachtlicher „Früh-Form“? Wer hat eine Woche vor Start der Bundesliga noch Nachholbedarf? Wie gut konnten die Neuerwerbungen integriert werden?

Erkenntnisse liefert das bevorstehende Wochenende. LAOLA1 beleuchtet sechs zu beachtende Begegnungen.

  • Wiener Sportklub vs. Red Bull Salzburg

1. Oktober 1958, ein Tag für die Geschichtsbücher. Noch heute schwärmen ältere Semester von ihren Eindrücken. Damals fegte der Wiener Sportklub im Prater-Stadion über Juventus Turin, zerlegte die italienische Star-Truppe im Europacup der Landesmeister nach allen Regeln der Kunst. Am Ende stand ein 7:0 (!). Von der glorreichen Vergangenheit ist in Dornbach wenig übrig. Obwohl im Stadion die Zeit still steht.

Holzbänke zieren den Hauptrang, die legendäre Friedhofstribüne leidet unter Feuchtigkeitsbefall. Zudem plagen den Regionalligisten chronische Finanz-Turbulenzen, die ein Comeback bei den Profis unmöglich machen. Nun wartet ausgerechnet Salzburg. Der Liga-Krösus. Der Meister. Das Feindbild vieler Fußball-Romantiker. Nur feiern die „Bullen“ Erfolge, während der Sportklub von der Tradition lebt. Und eine neue Sternstunde, wie einst 1958, so bitter nötig hätte.

  • FC Pasching vs. SV Austria Salzburg

So wild Pasching einst durch die Ligen pflügte, so schnell verschwand es von der Bildfläche. Sieben Jahre benötigte man, bis das Wunder vollbracht war. Der Landesligist fand sich plötzlich im Oberhaus wieder. Fünf Saisonen später wurde die Lizenz an Austria Kärnten verscherbelt, die Oberösterreicher waren zurück in der Belanglosigkeit. Geschehen im Sommer ‘07. Ende 2011 stand der nunmehrige Regionalligist vor dem Ruin, ehe Red Bull einstieg. Jener Marke, für die Austria Salzburg lediglich Verachtung übrig hat.

2005 übernahm der Getränkeriese die Mozartstädter, begleitet von den Worten: „Das ist ein neuer Klub. Es gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte.“ Konzerngetreu wurde die Austria reformiert. Neues Logo, neuer Anstrich, neues Leitbild. Die Entrüstung war exorbitant. Dem Kommerz zum Trotz spaltete sich der harte Kern ab, gründete die neue Austria. Nun gastiert man beim Kooperations-Partner Red Bulls. Achtung, Explosionsgefahr!

Die "Fans" des GAK sorgten für Randale
  • Grazer AK vs. First Vienna FC

Es waren Szenen, die sich im Gedächtnis einbrannten. Jene Momente, in welchen die Situation im Hartberger Stadion eskalierte. Einige Unverbesserliche stürmten den Rasen. Sie tragen angeblich den GAK im Herzen. Sie hinterließen dem ohnehin angeschlagenen Meister ‘04 einen Scherbenhaufen. 20.000 Euro-Strafe, zwei Geisterspiele, ein kaputtes Image – die „Athletiker“ liegen nach dem Konkurs 2007 abermals zu Grunde. Der Wiederaufbau hat begonnen.

Auch 200 Kilometer fern der steirischen Landeshauptstadt blieb kein Stein auf dem anderen. Beim ältesten Fußball-Verein Österreichs, der Vienna, ist vieles neu. Nach drei Jahren Abstiegskampf hofft man in das gesicherte Erste-Liga-Mittelfeld vorzustoßen. Im Sommer wurde vorgebeugt, der Kader runderneuert. Im Zweikampf mit dem „gebeutelten“ Regionalligisten sollen erste Früchte geerntet werden. Ein „heißes“ Krisen-Tänzchen ist zu erwarten.

  • SV Heiligenkreuz vs. SK Rapid Wien

„Wir sind überwältigt von diesem Los. Die Mannschaft, der ganze Verein sind stolz auf der eigenen Anlage den Rekordmeister begrüßen zu dürfen“, frohlockte Obmann Manfred Skerlak. Er, der selbst zum Vater des Aufstiegs wurde. Und für eine irre Anekdote sorgte. Gerade beim Final-Turnier des Burgenland-Pokals musste Heiligenkreuz auf seine im Urlaub weilende Nummer eins verzichten. Kein Ersatz stand bereit, der 40-jährige Skerlak sprang ein. Mit Erfolg – sie errangen das Ticket für die „Großen“.

Rapids Stelldichein wird er indes auf der Tribüne des kürzlich neu errichteten Waldstadions genießen. Für den Fünftligisten ist es das Highlight des Jahres. Für den Konkurrenten eine von vielen Pflichten bis zur Kür. Seit 1995 wartet man im Westen der Hauptstadt bereits auf den 15. Cup-Titel, bislang vergebens. Letztmals griffen die Hütteldorfer im Endspiel 2005 danach, unterlagen schließlich dem Erzfeind aus Favoriten.

  • Union St. Florian vs. FC Blau-Weiß Linz

Die Reisestrapazen sind überschaubar, die Rivalität dafür umso brisanter. „Blau-Weiß“ wagt sich zum Auftakt nach St. Florian, praktisch in die Nachbarschaft. „Geografisch ist es ein sehr gutes Los, jedoch ist St. Florian ein unangenehmer Gegner. Sie stehen kompakt und sind extrem konterstark“, warnt BW-Chef-Betreuer Thomas Weissenböck. Der Formaufbau dürfte jedenfalls stimmen, konnte man im abschließenden Testspiel (2:3) doch den deutschen Bundesligisten Eintracht Frankfurt fordern.

Nichtsdestoweniger spekuliert man in St. Florian mit einem „Duell auf Augenhöhe“, ist auf der Klub-Homepage zu vernehmen. An der nötigen Unterstützung wird es nicht mangeln, bestätigt Marketing-Beauftragter Andreas Hofmann: „Ich glaube, sie locken mehr Zuschauer als Rapid sowie Austria.“ Und auch die Chancen sind gegen BW Linz wesentlich besser.

Christoph Köckeis

  • SV Oberwart vs. FK Austria Wien

Wie Rapid verschlägt es die Austria ins Burgenland. Ebenso die Rollenverteilung scheint vergleichbar. Zwar läuft Oberwart zwei Spielklassen höher auf, sprich in der Regionalliga, ein Weiterkommen wäre allerdings nicht minder sensationell. Augenblicke nach der Auslosung konnte Sektionsleiter Michael Benedek gegenüber der „BVZ“ sein Glück kaum fassen: „Wir müssen das erst realisieren.“

Bis Samstag, 18 Uhr, haben die Hauptakteure noch Zeit, ihre Emotionen zu bändigen. Es heißt, kühlen Kopf zu bewahren, um womöglich die geläufigen Gesetzmäßigkeiten neuerdings zu bemühen. „Von einem Weiterkommen sind wir so weit entfernt wie vom 200. Geburtstag“, bekräftigt Benedek bezugnehmend auf das 100-Jahr-Jubiläum Oberwarts. Der Fakt, dass die „Veilchen“ ein Cup-Spezialist sind, erschwert die Ausgangslage zusehends. Stichwort: Rekord-Champion.