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"Natürlich ist Druck da, der Aufstieg ist das Ziel"

Das Honda-Engagement in Horn ist nicht mehr zu übersehen.

Das liegt nicht nur an Co-Trainer Masaki Morass, der den Deal rund um Milan-Star Keisuke Honda einfädelte, oder den beiden Spielern im Kader, Rintaro Yajima und vor allem Shota Sakaki.

Auch abseits des Rasens ist das zu erkennen.

Denn etwa beim ÖFB-Cup-Spiel zwischen dem Regionalligisten und Meister Salzburg war neben dem üblichen, traditionellen Imbiss-Angebot auch ein „Japanese Food Corner“ auszumachen.

„Japanese Food Corner“ in Horn

Dort konnten die 3250 Zuschauer unter anderem japanische Nudeln, Karaage (frittiertes Fleisch), Onigiri (Reisbälle) oder auch den Getränke-Klassiker Sake (Reiswein) erwerben und genießen.

Der Einstieg der Japaner beim Zweitliga-Absteiger mutet aber weiterhin kurios an, vor allem wenn sich Waldviertler und Japaner im Anzug zum Duell gegen den Meister einfinden.

Morass, der früher in Salzburg als Übersetzer für Tsuneyasu Miyamoto fungierte, freute sich über dieses für ihn doch so besonderes Duell: „Es war wie ein japanisches Familientreffen.“

Schließlich kennt der 36-Jährige natürlich auch Takumi Minamino, der seit Anfang dieses Jahres für Salzburg spielt. Seine Frau war mitunter die Dolmetscherin für den 20-jährigen Hoffnungsträger.

Japanische Festspiele im Cup

Beim 3:2-Sieg nach Verlängerung sorgte der Linksfuß mit einem Traumvolley für den Ausgleich, nachdem Sakaki den Außenseiter nach nur sieben Minuten in Führung gebracht hatte – per Kopf.

„Ausgerechnet der Kleinste“, grinste Morass. So etwas könnte man eben auch über den Einstieg der Hondas denken, die viel im Hintergrund arbeiten, aber dennoch Präsenz zeigen. Youji Honda, der Bruder von Keisuke, ist Obmann und gleichwertiger Partner von Rudolf Laudon, ebenfalls Obmann.

Die Mannschaft merkt im Trainings- und Spielbetrieb allerdings davon noch nicht viel.

„Sie agieren noch sehr zurückhaltend“, meint etwa Stefan Rakowitz. „Das wird wohl mehr, je höher der SV Horn in Österreich spielt“, vermutet der frühere Bundesliga-Profi des SC Wiener Neustadt.

An den Rahmenbedingungen scheitert es dafür nicht. „Wir haben hier eine super Infrastruktur und es läuft alles sehr professionell ab“, sagt der Torschütze zum 2:2 gegen Meister Salzburg.

„Wir sind auf einem guten Weg“

Trainer Hans Kleer verweist indes auf den noch frühen Status dieser neuen Zusammenarbeit.

„So eine Umstrukturierung braucht Zeit, aber wir sind auf einem guten Weg“, so der 46-Jährige, der seit Juni das Amt bekleidet und die Niederösterreicher ins Profigeschäft zurückführen soll.

Dies soll freilich früher als später passieren. „Natürlich ist Druck da, der Aufstieg ist das Ziel“, so Kleer, der aber auch die Mechanismen im Fußball kennt. „Nach einem Abstieg gibt es immer einen Neuanfang, es sind etwa 16 neue Spieler da.“

In der Regionalliga Ost rangieren die Waldviertler zur Hälfte der Herbstsaison auf Rang vier, lediglich mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Vienna, der für eine der beiden Saison-Niederlagen verantwortlich zeichnet. Die Austria Amateure behielten zuletzt erst die Oberhand gegen Horn.

Die Verantwortlichen seien zwar präsent, aber Kleer könne in Ruhe arbeiten, versichert der Coach, der im Frühjahr vom aktuell krisengeschüttelten Floridsdorfer AC beurlaubt wurde.

Japanische Einflüsse

„Ich kann meine Arbeit ganz normal durchführen“, so der Trainer. Nichtsdestoweniger sollen auch japanische Trainingsmethoden in die tägliche Arbeit einfließen, heißt es aus dem Umfeld.

Kleer nennt ein Beispiel: „Die japanische Philosophie sieht etwa absolute Genauigkeit vor. Zudem ist Vertrauen eine wichtige Eigenschaft.“ Beides sollte nicht schaden. Im Laufe der Partnerschaft sollen mehrere Japaner den Weg nach Österreich finden, am Fundament dafür wird nun gearbeitet.

Der österreichisch-japanische Weg soll ein vertrauensvoller sein. Das Honda-Projekt Horn steht auch im Ausland unter Beobachtung und man darf gespannt sein, wohin die Reise über die Jahre geht.

Noch ist alles sehr frisch und die Strukturen müssen sich erst noch so richtig entwickeln, aber das Engagement ist im Waldviertel definitiv nicht mehr zu übersehen.

 

Bernhard Kastler