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Problemfelder eines Tabellenführers

Problemfelder eines Tabellenführers

Athletic Bilbao wird mit 4:1 nach Hause geschickt.

Der Vorsprung auf den FC Barcelona beträgt in „La Liga“ weiterhin komfortable fünf Punkte.

Superstar Cristiano Ronaldo trifft im Doppelpack.

Auf den ersten Blick wirkt alles eitel Wonne bei Real Madrid. Und dennoch scheint es immer größere Risse unter der weißen Fassade zu geben.

Kurz vor dem 2. Akt im Copa Clasico (Mi, ab 21:45 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv und im Free-TV bei Puls 4) ist die Stimmung in der spanischen Hauptstadt mehr als angespannt.

LAOLA1 wirft daher einen Blick auf die Problemfelder beim „Weißen Ballett“:

 

Die Obsession Barca:

Inklusive des Supercups im Sommer wurden im Lauf dieser Saison lediglich vier Partien verloren. Abgesehen vom 0:1 am vierten Spieltag bei Levante hieß der Sieger dabei jedes Mal FC Barcelona. Dass ausgerechnet der Erzrivale aus Katalonien die eigentlich beeindruckende Performance dermaßen trübt, stößt auf Seiten Real Madrids sauer auf. Aus der Motivation, die „beste Mannschaft der Welt“ zu besiegen, ist mittlerweile eine Obsession geworden. Von den neun Duellen der Ära Mourinho konnte nur ein einziges gewonnen werden. Vor allem das Wie der Niederlagen – Barca weist ein Torverhältnis von 19:9 auf und hatte zuletzt 70 Prozent Ballbesitz als Auswärts-Team – lassen unter den Spielern teils eine gewisse Ohnmacht erkennen. Mancher Sportpsychologe ortet da schon einen Minderwertigkeits-Komplex, der sich letzten Endes in Ausrastern und Tätlichkeiten, wie sie die vergangenen Clasicos nur zuhauf prägten, entlädt.

Rüpel Pepe

Jüngstes Exempel ist der Tritt von Pepe auf die Hand Lionel Messis im Hinspiel des „Copa Clasico“. Die unfaire Aktion ist die vorläufige Spitze eines Eisbergs, den auch die Barca-Spieler mit zu verantworten haben. Nun forderten aber 94 Prozent der Real-Fans eine Strafe für den im Match ungeschoren davongekommenen Pepe. Namhafte Ehemalige distanzierten sich vom Portugiesen und sehen in seinem Auftreten auf dem Fußball-Platz eine Rufschädigung des Vereins. „Das Problem ist längst nicht gelöst, der einzige Ausweg wäre eine drastische Reaktion der Verantwortlichen“, fordert etwa Michel, der in über 400 Partien den weißen Dress getragen hat. Nach einer halbherzigen Entschuldigung via Video-Botschaft und einem Verzicht auf die Dienste des 30-jährigen Defensiv-Spezialisten im Spiel gegen Athletic Bilbao ist das Thema für viele „Madridistas“ nicht zufriedenstellend erledigt. Vor allem das „Krisen-Management“ von Trainer Jose Mourinho, der seinem Landsmann den Rücken stärkte, sorgt für Missstimmung.


Pfiffe für Mourinho

Dass Fans den Namen des erfolgreichen Trainers skandieren, ist nichts Besonderes. Dass ein Großteil der Anhängerschaft dann jedoch ein Pfeifkonzert anstimmt, hingegen schon. Während des letzten Heimspiels gegen die „Löwen aus Bilbao“ passierte genau dies. Eine Tatsache, die den Betroffenen relativ kalt lässt. „Zidane ist hier ausgepfiffen worden, genauso wie Ronaldo oder Cristiano“, relativiert Mourinho den Unmut gegen seine Person. „The Special One“ gilt als Hauptschuldiger für die enttäuschenden Clasico-Auftritte der jüngsten Vergangenheit. „Angsthasen- oder Brutalo-Fußball“ sind nur zwei der Namen, mit denen das Mourinho-System gegen Barca beschrieben wurde. Seine launigen Auftritte bei Pressekonferenzen, sein Verhalten gegenüber Kollegen und Verantwortlichen und seine bewusst zur Schau gestellte Arroganz drohen die sportlichen Erfolge zu überdecken. Über sein Ende bei den „Königlichen“ hat der Ex-Chelsea-Coach, der seine Zukunft wieder in England sieht, etliche Male gesprochen. Jüngste Enthüllungen der „Marca“ weisen darauf hin, dass es damit nicht weit hin ist.

Espanol vs. Portugues

Die auflagenstärkste spanische Sportzeitung veröffentlichte Streitgespräche aus dem Freitags-Training, in dem der portugiesische Star-Coach sich vor allem dem spanischen Nukleus bei Real Madrid, repräsentiert von Sergio Ramos, lautstark gegenüberstand. Mourinho beklagte, dass sich die spanischen Spieler nicht demonstrativ hinter ihn und den Verein stellten, um die Beziehung zu den Nationalteam-Kollegen im Barca-Dress nicht zu belasten. Ramos forderte indessen eine Stellungnahme zur Pepe-Attacke und prangerte zudem taktische Fehler an. Bereits vor Monaten sickerten Details eines Disputs zwischen Kapitän Iker Casillas und seinem Übungsleiter durch. Die dritte spanische Stütze Reals, Xabi Alonso, zügelte am vergangenen Wochenende Cristiano Ronaldo nach dessen Gelber Karte und erntete von ihm nur einen eiskalten Blick. Diskussionen in den spanischen Medien über diese und ähnliche Szenen offenbaren, was vielerorts unter vorgehaltener Hand seit Monaten beklagt wird: Einen internen Bruch des Teams in einen spanisch- und einen portugiesisch-sprechenden Block. „Wer behauptet, unsere Kabine sei zweigeteilt, oder es existiere jegliche Form von Spaltung, der lügt. Wir sind ein geeintes Team“, versuchte Ramos via Twitter aber sogleich zu beschwichtigen. Ob dem wirklich so ist, wird sich zeigen. Vielleicht schon am Mittwoch.

Barca - Real, Mi, ab 21:45 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv und im Free-TV bei Puls 4

Christian Eberle