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Hat Enrique endlich die perfekte Mischung gefunden?

Hat Enrique endlich die perfekte Mischung gefunden?

29 Spiele hat er gebraucht, nun scheint Luis Enrique seine Stammelf gefunden zu haben.

Beim 4:0 gegen Deportivo La Coruna schickte der Barca-Coach am letzten Sonntag erstmals dieselben elf Spieler auf den Platz, wie eine Runde zuvor gegen Atletico.

Bis dahin hatte „Lucho“ stets auf Rotation gesetzt. Einerseits, um seinen Spielern im dicht gedrängten Fußball-Kalender hin und wieder eine Pause zu gönnen. Andererseits aber auch, weil Enrique lange Zeit auf der Suche nach der perfekten Mischung war.

Diese scheint er nun gefunden zu haben. Sie soll auch im vorweggenommen Finale der Copa del Rey gegen Atletico Madrid (heute Mittwoch, LIVE ab 21:30 Uhr bei LAOLA1.tv)  zum Einsatz kommen. Für den Sieger des Viertelfinales ist der Weg zum Cup-Triumph frei, nachdem Titelverteidiger Real bereits im Achtelfinale an den „Rojiblancos“ scheiterte.

>>>Copa: Barcelona vs. Atletico Madrid, ab 21:30 Uhr im LIVE-Video bei LAOLA1.tv<<<

20 Spieler haben zehn oder mehr Einsätze

Enrique ist freilich nicht der erste Trainer eines Top-Klubs, der seine Startformation regelmäßig wechselt. Rotation hatte einst schon Ottmar Hitzfeld groß geschrieben.

„Natürlich birgt ein großer Kader das Risiko, dass Unzufriedenheit aufkommt bei jenen Spielern, die weniger häufig zum Einsatz kommen als andere. Darum habe ich beim FC Bayern München, wo die Erwartungen extrem hoch sind, das Rotationsprinzip eingeführt“, erklärte der „Meister der Rotation“ zuletzt in seiner Kolumne beim Schweizer „Blick“.

Bei Barca haben in dieser Saison ganze 20 Spieler zehn oder mehr Einsätze am Konto. Enrique hofft darauf, vor allem im Frühjahr, wenn es hart auf hart kommt, von dieser großzügigen Kaderpolitik zu profitieren.

„Ich bin überzeugt davon, dass man so viele Spieler wie möglich auf die beste Art und Weise nutzen muss, um bis zum Ende der Saison die besten Leistungen abzurufen“, erklärt der Asturier. „Ich habe immer so gearbeitet und auch bei Barca hat das bisher gut funktioniert.“

Rotation schaffte Unzufriedenheit

Enrique sind seine häufigen Wechselspiele aber auch teuer zu stehen gekommen. Anfang Jänner ließ er auswärts gegen Real Sociedad Neymar, Lionel Messi und Dani Alves zu Beginn nur auf der Bank.

Dies hatte nicht nur eine empfindliche 0:1-Niederlage, sondern auch einen Streit mit seinem Superstar zur Folge. Messi reagierte auf die Ausbootung mit einer Trotzreaktion, fehlte am darauffolgenden Tag aufgrund angeblicher Magen-Darm-Probleme im Training und provozierte so einen Disput mit seinem Trainer. Über diese Causa wurde in den vergangenen Wochen genug berichtet.

Rotation hat eben nicht automatisch die Zufriedenheit aller Kader-Mitglieder zur Folge. Im Falle von Messi hatte sie genau den gegenteiligen Effekt.

Die perfekte Mischung?

In den letzten beiden Wochen scheint sich Enrique nun aber auf eine Stammelf festgelegt zu haben. Vor Goalie Claudio Bravo, der in der Liga erst neun Gegentore kassierte, vertraut der 44-Jährige auf Javier Mascherano und Gerard Pique. Die erste Alternative, der Franzose Jeremy Mathieu, hatte in den letzten Wochen mit Verletzungen zu kämpfen.

Auf den defensiven Außenpositionen sind Dani Alves und Jordi Alba gesetzt. Der Spanier bearbeitete dabei in den letzten beiden Spielen konsequent die Seitenlinie, während sich Alves auch nach innen bewegte.

Im zentralen Mittelfeld haben Sergio Busquets und Andres Iniesta ihre Plätze sicher. Letzterer agiert dabei zwischen Offensive und Defensive etwas tiefer als in den vergangenen Saisonen. Gemeinsam mit Busquets ist er für den Spielaufbau zuständig und trägt die Bälle mit seinen gefährlichen Dribblings nach vorne.

Rakitic trumpft auf

Bezüglich des dritten Manns in der Zentrale zeigte sich Enrique in dieser Saison aber nur selten konsequent. So verzichtete er zunächst auf Altstar Xavi, um Neuzugang Ivan Rakitic das Vertrauen zu schenken. Im ersten „Clasico“ der Saison griff er plötzlich aber doch wieder auf das klassische Trio aus Sergio Busquets, Andres Iniesta und Xavi zurück. Das ging schief – Real feierte einen klaren 3:1-Erfolg.

In den letzten Wochen setzte der Trainer – auch aufgrund einer Verletzung Xavis – wieder  voll und ganz auf Rakitic. Diese Maßnahme sollte sich bezahlt machen. Zwei Assists lieferte er zuletzt gegen La Coruna. Auch davor beim wichtigen 3:1-Sieg gegen Atletico wusste er zu glänzen.

Der 26-Jährige bewegt sich viel. Im Rücken der Stürmer sucht er die freien Räume, die diese aufgrund ihrer flexiblen Bewegungen hinterlassen. „Wir sind wie eine große Familie“, betonte der von Sevilla gekommene Kroate unlängst und wies damit daraufhin, dass er sich mittlerweile auch abseits des Platzes in Barcelona wohl fühlt.

Messis neue Rolle als Zauberformel

Im Angriff ergibt sich die personelle Besetzung aufgrund der drei Superstürmer Neymar, Messi und Luis Suarez quasi von selbst. Auch hier hatte Enrique jedoch mit taktischen Problemen zu kämpfen. Nach der abgelaufenen Sperre des Beißers aus Uruguay fand der Barca-Coach zunächst kein geeignetes System, um ihn einzubinden.

Erst jetzt scheint Enrique die Lösung für die Suarez-Frage gefunden zu haben. Messi agiert nun nicht mehr im Sturm-Zentrum, sondern auf der rechten Seite. Jene Position, die zuvor Suarez einnahm. Der ehemalige Liverpool-Stürmer darf stattdessen in der Mitte ran.

Das tut nicht nur Suarez gut. Messi blüht in der neuen Rolle so richtig auf. Als falsche Neun war der Argentinier im Zentrum stets von mehreren Gegenspielern belagert. Auf seiner neuen Position kann sich der Dribbelkünstler auch einmal auf die Seitenlinie fallen lassen, um sich Platz zu verschaffen. Dennoch ist er als Spielmacher auf der Flanke perfekt in das Kurzpassspiel der Katalanen eingebunden.

Das beweisen nicht zuletzt seine vier Tore in den letzten zwei Spielen. „Der unersättliche Messi ist zurück“, titelte die „Marca“ deswegen nach seinem Triplepack gegen La Coruna.

Nimmt Simeone Revanche?

Nach langem Suchen scheint Enrique nun also endlich die perfekte Mischung, eine Stammelf nach seinem Geschmack, gefunden zu haben. Nach den Querelen um Messi zu Beginn des Jahres leitete der 3:1-Sieg gegen Atletico vor eineinhalb Wochen den Umschwung ein.

Dabei probierte Enrique seine Formation mit dem Superstar in neuer Rolle erstmals erfolgreich aus. „Rojiblancos“-Coach Diego Simeone wurde von diesem Schachzug überrumpelt. Nun hat „El Cholo“ die Chance, im Viertelfinale der Copa del Rey Revanche zu nehmen (Barcelona vs. Atletico Madrid, ab 21:30 Uhr im LIVE-Video bei LAOLA1.tv).

Gelingt dem Atletico-Coach dies, fühlt sich Enrique vielleicht bemüßigt, erneut auf die Suche nach einer Stammelf zu gehen.

 

Jakob Faber

 

>>>Copa: Barcelona vs. Atletico Madrid, ab 21:30 Uhr im LIVE-Video bei LAOLA1.tv<<<