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Die Neverending Story und ein beängstigender Zufall

Die Neverending Story und ein beängstigender Zufall

Der LAOLA1-Saloon meldet sich zurück - mit echten Spitzenspielen und solchen, die im Schatten der Top-Ligen über die Bühne gehen. Wir feiern Stars und schimpfen Söldner.

Wir berichten über unsere Legionäre und versorgen euch mit jeder Menge Anekdoten. Diese Woche im Angebot: Ein "Todesengel", der dreifache Harnik und ein Name, den man sich merken sollte.

Top-Spiele

Das, was Gladbach in der ersten Hälfte gegen Schalke ablieferte, war einfach ein Traum. Die Fohlen spielten mit den Königsblaugen Katz‘ und Maus, führten schnell 3:0 und gaben den Vorsprung nicht mehr aus der Hand. Auch die Defensive verdient großes Lob: Nur zwölf Gegentreffer sind Bestwert in den vier Topligen und der Garant dafür, dass die Elf von Lucien Favre weiter um den Titel mitmischt. "Es ist unglaublich, was hier mit dem Verein und dieser Mannschaft passiert", meinte etwa Roman Neustädter. Er wechselt übrigens im Sommer zu – richtig – Schalke.

Zahlreiche Verletzte und Gesperrte. Milan musste mit dem letzten Aufgebot ran und dann auch noch bei Udinese, der Heimmacht schlechthin in der Serie A. Die Gastgeber gingen erwartungsgemäß durch Top-Torjäger Di Natale in Führung. Spät, aber doch drehten die "Rossoneri" jedoch auf und siegten durch Treffer von Lopez (77.) und El Shaarawy (85.) mit 2:1. Trainer Allegri sah im "Spirit" den Unterschied. Wie auch immer: Da ein Juve-Spiel ein weiteres Mal dem Wetter zum Opfer fiel, ist Milan vorerst an der Spitze.

Der Klassiker zwischen United und Liverpool wurde vom Wirbel um Suarez und Evra überschattet (dazu später mehr). Gespielt wurde aber auch. Allerdings weitestgehend nur von einer Mannschaft. Die Reds mauerten und in der ersten Hälfte ging das auch gut. Dann kam allerdings Rooney und zwar gleich in doppelter Ausführung: Zunächst nach einer Ecke volley (47.) und drei Minuten später mit einem Flachschuss (50.). Suarez gelang zwar noch der Anschlusstreffer, dabei blieb es dann aber auch.

Dreierkette

Missgeschick der Woche: Pech oder einfach nur Unvermögen? Per Mertesacker fabrizierte beim 2:1-Sieg Arsenals über Sunderland ein besonderes Kunststück. Der Deutsche wollte beim Stand von 0:0 in der 70. Minute doch einfach nur lockerleicht zu Tormann Wojciech Szczesny zurückspielen. Plötzlich jedoch stolperte der 1,98m-Hüne völlig unbeholfen über seine eigenen Füße. Während er sich am Boden krümmte, erzielte Gegenspieler James McClean den Führungstreffer für Sunderland. Für Mertesacker doppelt bitter: Der Verteidiger zog sich eine Bänderverletzung zu und musste auf Krücken das Stadion verlassen. Immerhin rettete Thierry Henry Arsenal mit seinem Last-Minute-Treffer den Sieg.

Todesengel der Woche: Arsenal, die zweite. Beängstigender Zufall, oder leisten Aaron Ramseys Tore Übernatürliches? Jeder seiner vier letzten Treffer zog einen prominenten Todesfall nach sich. Am 1. Mai 2011 trifft der Waliser beim 1:0-Sieg gegen ManUnited. In der darauffolgenden Nacht wird Osama bin Laden von US-Soldaten erschossen. 2. Oktober: Ramsey macht ein Tor gegen Tottenham, drei Tage später stirbt Steve Jobs. Gegen Marseille erzielt der 21-Jährige am 19. Oktober das Siegestor. Am Tag danach wird Muammar al-Gaddafi getötet. Und am Samstag gleicht Ramsey zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Sunderland aus, woraufhin die großartige Whitney Houston von uns geht. Mögen sie alle in Frieden ruhen.

Neverending Stories der Woche: "Suarez ist eine Schande für Liverpool. Es war schrecklich, was er getan hat. Er sollte nie mehr für Liverpool spielen dürfen". Sir Alex Ferguson fand klare Worte für den verweigerten Handschlag von Luis Suarez. Die Liverpool-Kicker kritisierten hingegen den "ausufernden" Jubel von Patrice Evra nach Spielende, Kenny Dalglish tat im TV-Interview so, als hätte er die Szene gar nicht gesehen. Um das PR-Desaster in Grenzen zu halten, entschuldigte sich Suarez auf der Klub-Homepage. Der Umgang mit der Rassismus-Causa ist aber trotzdem höchst fragwürdig. Apropos: Unter der Woche nahm sogar Fabio Capello seinen Hut als Coach der Three Lions, weil er in der Rassismus-Debatte um John Terry nicht mit der Meinung der FA konform ging.

Schattenspiel

Lille-Bordeaux: Neun Tore in einem Spiel erlebt man nicht alle Tage. Die französische Ligue 1 durfte sich am Sonntag über so eine Partie freuen. 4:1 war Bordeaux bei Lille schon in Front, doch Hazard (65.), Debuchy (75.) und in der 90. Minute Roux bescherten den Gastgebern das vermeintliche Remis. Letztendlich jubelte Girondins aber doch noch. Obraniak sorgte in der 93. Minute für den nervenaufreibenden 5:4-Sieg. Titelverteidiger Lille liegt als Dritter elf Punkte hinter Leader PSG, Bordeaux ist Neunter.

Legionär im Fokus

In Bremen war Martin Harnik noch als "Chancen-Vernebler" verschrien. Bei Stuttgart hat sich der 24-Jährige jedoch von einem abschlussschwachen Stürmer zum torgefährlichen Mittelfeldspieler entwickelt. Beim 5:0 gegen die Hertha machte der ÖFB-Nationalspieler mit drei Schüssen ebensoviele Treffer. Damit ist Harnik der fünfte Österreicher, dem ein Triplepack in der deutschen Bundesliga gelingt. Toni Polster vollbrachte dies sogar drei Mal. Dabei verlor Harnik zuletzt zwei Mal seinen Platz in der Startelf. "Der Martin hat eine Pause und einen Tritt gebraucht", begründete Coach Bruno Labbadia diese Entscheidung. Jetzt hält der 28-fache Internationale bei zehn Toren und fünf Assists in dieser Saison. Das kann sich schon sehen lassen.

"On Fire"

John Guidetti – Ein Fußball-Fan, der etwas auf sich hält, sollte sich diesen Namen einprägen. Der 19-jährige Schwede in Diensten von Feyenoord Rotterdam hat in dieser Saison in 15 Spielen 17 Tore geschossen. In den letzten vier Partien erzielte er drei Mal einen Hattrick und leistete vier Torvorlagen. Eine große Karriere scheint also vorprogrammiert. Vorausgesetzt, er schafft bei seinem Stammklub Manchester City den Durchbruch. An Feyenoord ist er nämlich nur ausgeliehen.

"On Ice"

Dass Kaiserslautern ein schweres zweites Jahr in der Bundesliga bevorsteht, war allen Beteiligten vor Saisonbeginn klar. Elf sieglose Spiele in Folge sind aber schon ein starkes Stück. Dabei krankt es vor allem in der Offensive: In drei von vier Rückrundenspielen schrieben die Roten Teufel gar nicht erst an, da halfen die Offensiv-Verpflichtungen von Sandro Wagner und Jakub Swierczok in der Winterpause bislang auch wenig. Allerdings hat man am Betzenberg das Glück, dass es mit Augsburg und Freiburg zwei Kontrahenten gibt, die noch weniger Punkte auf dem Konto haben.

David Ginola...weil er es sich wert ist.

Was macht eigentlich … David Ginola? 

Wer erinnert sich noch an den französischen Stürmer, dessen Haare so schön glatt waren, dass er sogar für ein Haarwaschmittel Werbung machen durfte? Zehn Jahre ist es nun her, seit David Ginola nach einem kurzen Gastspiel bei Everton seine Fußball-Schuhe an den Nagel gehängt hat. Davor schnürte er diese unter anderem für PSG, Newcastle und Tottenham. Unvergessen seine Ballbehandlung, die ihm Spitznamen wie "Zauberer" oder "David Copperfield" einbrachte und ihn zum Vorreiter einer neuen, technisch beschlagenen Legionärs-Generation in der Premier League werden ließ. Nach seinem Rückzug vom Profisport machte der heute 45-Jährige als Schauspieler, Model und Weinbauer von sich reden. Dass der 17-fache Teamspieler unter der Woche in den Schlagzeilen zu finden war, hat aber einen negativen Hintergrund. Beim Skifahren in den französischen Alpen brach sich der Beau drei Rippen. Sacre bleu!

Fußnoten

Nullnummer – Alle drei Afrika-Cup-Finali mit Beteiligung der Elfenbeinküste endeten mit einem Elferschießen nach torlosen 120 Minuten. Davon gewannen die Elefanten nur eines (1992).

Auswärtsmacht – 21 von 29 Punkten holte West Bromwich nicht zuhause, damit ist man hinter den Klubs aus Manchester und Tottenham das viertbeste Team in der Fremde. Beim 5:1-Erfolg bei den Wolves gelangem dem Klub von Paul Scharner erstmals 5 Treffer in einem Premier-League-Spiel.

Angstgegner – Osasuna ist das einzige Team, das Barca in der Ära Guardiola auswärts und zuhause besiegen konnte.

Geknackt – PSV Eindhoven ist seit über einem Jahr in Heimspielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen (24).

Erlösung – Saragossa beendet nach 14 sieglosen Spielen mit dem 2:0 bei Espanyol die zweitlängste Durstrecke der eigenen Primera-Division-Geschichte.

Zerfahren – Nur knapp zwei von drei Pässen kamen bei Augsburg gegen Nürnberg an den Mann, die schlechteste Quote der laufenden Bundesliga-Saison.

Jubiläum - 200 Partien hat Gonzalo Higuain nun schon für Real Madrid bestritten. In seinem Jubiläumsspiel gegen Levante stahl ihm Cristiano Ronaldo mit einem Triplepack aber klar die Show. (hier gehts zu den Highlights). Dennoch: "Enhorabuena, Pipita!"

Debüt-Experte – Winterneuzugang Martin Caceres markierte bei seinem Debüt für Juve beide Treffer beim 2:1-Coppa-Halbfinalerfolg gegen Milan. Auch bei seinem ersten Gastspiel für die Alte Dame netzte er in seinem ersten Spiel (2009 vs. Lazio).

Goldenes Händchen – Arsene Wenger brachte beim 2:1-Sieg Arsenals gegen Sunderland Aaron Ramsey, Thierry Henry und Andrei Arshavin von der Bank. Ramsey und Henry trafen, Arshavin lieferte den Assist zum Siegestor.

Torgefährlich – Kein Verteidiger erzielte in der Premier League mehr Tore gegen denselben Klub als Joleon Lescott gegen Aston Villa. Sein Treffer beim 1:0-Sieg von ManCity war bereits der fünfte gegen den Verein aus Birmingham.

 

Mate Esterhazy/Jakob Faber/Christian Eberle