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Die Männer hinter Superstar Neymar

Die Männer hinter Superstar Neymar

Neymar da Silva Santos Júnior, kurz Neymar.

Keinem anderen Spieler wird ein derartiges Talent bescheinigt, dass er schon heute in einem Atemzug mit Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo genannt wird.

Kein anderer Spieler beschäftigt die Sportgazetten in Transferzeiten daher so sehr, dass er täglich mehrmals Titelseiten zu füllen vermag.

Der 21-Jährige steht noch bis 2014 beim FC Santos, der 55 Prozent der Rechte hält, unter Vertrag, die Betonung liegt auf dem Wort „noch“. Denn ein Abgang aus Brasilien ist nur eine Frage der Zeit. Die Anzeichen verdichten sich, dass es in diesem Sommer so weit sein wird.

Wohin die Reise geht, ist Kernpunkt der journalistischen Spekulationen.

Bayern, Barca oder Real?

"Es ist fix, Neymar hat bereits bei Bayern unterschrieben", hieß es unter Berufung auf den ehemaligen Bundesabgeordneten Vicente Cascione vor geraumer Zeit.

Der Teamspieler und WM-Fixstarter habe bereits einen Vorvertrag beim FC Barcelona unterschrieben, wollte die Katalanische „Sport“ schon im März wissen.

Und Real-Madrid-Präsident Florentino Perez bereite soeben ein Angebot von bis zu 120 Millionen Euro vor, um das Juwel den Vereinsmitgliedern zu seiner bevorstehenden Wiederwahl zu präsentieren.

Diese drei Teams sind nur die Speerspitze. Alle Interessenten anzuführen, macht wenig Sinn. Schließlich gibt es keinen Klub, der den Angreifer nicht gern in seinen Reihen hätte.

Die Mutmaßungen sind in erster Linie möglich, da im Poker um den Youngster so viele Teilnehmer am Tisch sitzen, wie kaum zuvor. LAOLA1 versucht, im Chaos des Neymar-Transfers ein wenig Überblick zu verschaffen und listet einige der Protagonisten auf:

Neymars Zukunft liegt in Europa

Neymar da Silva: Der Vater von Neymar treibt die Karriere seines Sohnes nicht nur seit Kindesbeinen an, er ist auch sein erster Berater. Als solcher soll er vom FC Santos 2010 sogar zum Teilhaber gemacht worden sein, als ein Wechsel zum FC Chelsea im Raum stand. Auch wenn sich diese Meldung nicht klar bestätigen lässt, so treffen die buhlenden Vereine mit Neymar Senior auf einen äußerst einflussreichen und hartnäckigen Verhandler.

Luis Alvaro de Oliveira Ribeiro: Der Santos-Präsident gehört seit 2003 dem Vorstand an und leitet die Geschicke seit 2009. Schon bei seinem Einstieg ins Fußballgeschäft warnten die Ärzte. „Ich hatte einen Schlaganfall und vier Herzanfälle, aber die Liebe zu Santos war stärker“, hörte Oliveira nicht hin.

Odilio Rodrigues: Durch die angeschlagene Gesundheit des Präsidenten rückt sein Stellvertreter immer mehr in den Vordergrund und ist operativ bereits die Nummer eins bei Santos. Dem Vize-Präsident obliegt nun die Aufgabe, das Unvermeidliche aufzuhalten. „Wir wollen mit ihm verlängern, Neymar will aber gehen. Also versuchen wir, zu einer Einigung zu kommen. Man muss verstehen, dass Fußball ein Geschäft ist und wir die Regeln des Marktes zu befolgen haben“, erläutert der Vizepräsident und fügt hinzu: „Wenn ein gutes Angebot kommt, müssen wir das genau analysieren.“

Wagner Ribeiro: Der Agent des Jungstars ist ebenso berühmt wie berüchtigt. Als Vermittler von Robinho oder Kaka in Erscheinung getreten, vertraut letzterer mittlerweile auf jemand anderen. Ribeiro, dem eine harte Gangart nachgesagt wird, unterhält enge Beziehungen zu Real Madrid, trat aber bereits als Kritiker des Vereins in Erscheinung. So warf der offizielle FIFA-Agent einigen spanischen Spielern der „Königlichen“ vor, die brasilianischen Talente nicht zu akzeptieren und ihre Entfaltung so zu behindern. Neben Neymar zählen aktuell auch Hulk oder Lucas Moura zu Ribeiros Schützlingen.

Eduardo Musa: Neymars Pressesprecher ist die Aufgabe zugeschrieben, das Bild des Superstars in der Öffentlichkeit zurechtzurücken und ihn vor Skandalen zu bewahren. Seit Sommer 2010 im Amt gelingt ihm diese Aufgabe bislang bravourös. Auch schirmt er den gefragten Mann gut ab und sorgt dafür, dass ihn die zahlreichen Tätigkeiten abseits des Fußballplatzes auf dem Platz nicht beeinflussen.

Andre Cury und Marquinhos Malaquias: Zwei weitere Agenten spielen vor allem eine Rolle, wenn es um die Bestrebungen des FC Barcelona geht, Neymar zu verpflichten. Cury ist seit Jahren der Verantwortliche der „Blaugranes“ in Südamerika und auch wichtiges Bindeglied zur Sportartikelfirma, die sowohl Neymar als auch Barca unter Vertrag hat. Malaquias ist wie Cury Teilhaber der Agentur Traffic, die mit Keirrison und Henrique bereits zwei Brasilianer in jüngster Vergangenheit nach Katalonien transferiert hat. Beide stellten sich jedoch als große Flops heraus.

"Es müsste sich vieles verändern, dass Neymar nicht bei Barca landen würde"

Delcir Sonda: Der Eigentümer der „Grupo Sonda“ machte im Jahr 2008 ein großes Geschäft, als er sich um 2,2 Mio. Euro 40 Prozent der Rechte an Neymar sicherte. Mit dieser Praxis begann der „Supermarkt-König“ nach einem gemeinsamen Essen mit Fernando Carvalho, dem ehemaligen Präsidenten von Internacional Porto Alegre. Im Gegenzug für finanzielle Unterstützung bekam Sonda 25 Prozent der Rechte an Stürmer Rafael Sobis. Der Unternehmer ließ jüngst mit der Äußerung aufhorchen: „Es müssten sich schon viele Dinge verändern, dass Neymar nicht bei Barca enden würde.“

Teisa: Die Investoren-Gesellschaft ist der dritte Rechtehalter Neymars und besitzt seit 2010 (um 1,3 Mio. Euro) die verbleibenden 5 Prozent. Die Mitglieder unterhalten zudem enge Beziehungen zur „Grupo GUIA“, eines eigens gegründeten Konsortiums zur Unterstützung des FC Santos. Einer der wichtigsten Anteilseigner ist Jose Berenguer, Vizepräsident der Banco de Santander in Brasilien. Die Bank ist einer der Hauptsponsoren der Copa America, der Copa Libertadores und wird auch bei der WM 2014 stark repräsentiert sein. Neymar ist das Marketinggesicht der Firma, weswegen diese um eine Mitsprache bei seiner Zukunftsplanung bemüht ist.

Neymar: Wer jetzt noch nicht den Überblick verloren hat, dem sei gesagt, dass am meisten Einfluss auf Neymars Zukunft immer noch der Spieler selbst hat. Der Dribbel-Künstler muss entscheiden, bei welchem Verein er seine ersten Schritte in Europa setzt und ob er das Risiko ein Jahr vor der WM im Heimatland wirklich in Kauf nimmt.

Christian Eberle