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Alexandre Lacazette, die heißeste Aktie der Ligue 1

Alexandre Lacazette, die heißeste Aktie der Ligue 1

Jean-Michel Aulas ist gewiss kein auf den Mund gefallener Mann.

Doch die jüngsten Aussagen des exzentrischen Lyon-Präsidenten bezüglich Alexandre Lacazette gehen noch ein kleines Stück über die übliche Portion Trash-Talk hinaus.

„Wie heißt noch einmal dieser Waliser von Real Madrid? Ich denke, Alexandre ist deutlich besser. Aber Alexandre hat keinen Preis, also macht es auch keinen Sinn, über einen zu reden“, so Aulas gegenüber „Le Parisien“.

Mit anderen Worten: Lacazette ist unverkäuflich, was auch immer das in der heutigen Fußball-Welt heißen mag. Wenn man sich die jüngsten Statistiken des Angreifers vor Augen führt, ist das kein Wunder.

Statistiken wie Messi und Ronaldo

Lacazette führt nicht nur die Torschützenliste der Ligue 1 deutlich an und stellt damit Zlatan Ibrahimovic und Co. in den Schatten, sondern legt sich mit Allzeit-Statistiken an. 20 Treffer nach 21 Runden, so etwas gelang in der höchsten französischen Spielklasse zuletzt Carlos Bianchi in der Saison 1977/78. Auch wegen „Tormaschine“ Lacazette liegt der ehemalige Serienmeister Olympique Lyon überraschend an der Tabellenspitze.

Apropos Statistik. Zwischen dem 17. und 20. Spieltag traf der 23-Jährige jeweils im Doppelpack. So eine Serie legten in den europäischen Topligen im letzten Jahrzehnt genau drei weitere Spieler hin. Luis Suarez, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

Die große Stärke Lacazettes ist, dass er sowohl Schnelligkeit an den Tag legt, als auch das körperliche Spiel nicht scheut. Er ist beidfüßig und zur Zeit beängstigend treffsicher. Neun seiner letzten zwölf Schüsse fanden den Weg ins Netz. Auch das Nationalteam kommt am Offensivmann nicht mehr vorbei. Lacazette kam bereits im Juni 2012 in einem Freundschaftsspiel gegen Uruguay (0:1) zum Einsatz, aber scheint erst seit November 2014 fixer Kader-Bestandteil zu sein.

Lacazette beim U19-EM-Finale 2010
Früh ins Rampenlicht, dann stetiger Aufstieg

Erstmals ins Rampenlicht spielte sich Lacazette bei der Heim-U19-EM 2010. Dort erzielte er beim 2:1-Finalerfolg der „Equipe Tricolore“ über Spanien den Siegtreffer. Schon in der Gruppenphase markierte er gegen die von Andi Heraf trainierte österreichische Truppe einen Doppelpack. Die Franzosen gewannen 5:0.

Trotz des Labels „unverkäuflich“ stehen die Interessenten Schlange und ein ungefähres Preisschild hat Lacazette ebenfalls. „Wenn Bony für 40 Millionen zu City geht, sollten sie eine Idee bekommen, wie viel der Klub für Lacazette erwartet. Aber wie der Präsident gesagt hat. Wir wollen nicht verkaufen und werden auch keine Zahlen diskutieren“, sagte Trainer Hubert Fournier unlängst auf einer Pressekonferenz.

Sein Aufstieg bei „OL“ war dann zwar nicht kometenhaft, aber stetig. Bereits 2011/12 gehörte der 1,75-Meter-Mann der erweiterten Startelf an, nur mit dem Toreschießen klappte es noch nicht ganz nach Wunsch. Das änderte sich dann 2013/14, als er endgültig vom Flügel ins Sturmzentrum versetzt wurde.

Die schicksalhafte Begegnung mit Thierry Henry

Mitverantwortlich für die steigende Leistungskurve soll ein Gespräch mit Thierry Henry gewesen sein. Die beiden trafen sich, als Lyon im Sommer 2013 sein Trainingslager in New York abhielt. Sie tauschten sich über eine halbe Stunde lang aus.

„Thierry erzählte mir, ich sollte mich immer selbst in Frage stellen, das ist etwas, das man gerne vergisst, wenn man jung ist. Das ist mir immer wieder eingefallen. Wenn ein Spieler, wie Thierry Henry etwas zu dir sagt, kannst du das nicht ignorieren“, gab Lacazette einst gegenüber „Le Parisien“ zu Protokoll.

An so mancher Aussage kann man erkennen, dass der 23-Jährige noch nicht lange den Ruhm, den er jetzt hat, genießt. „An Spieltagen schaue ich mir Compilations meiner Tore online an. Ich danke diesen Menschen, auch wenn ich sie nicht kenne“, wurde der Angreifer noch Ende Dezember 2014 von „France Football“ zitiert.

Lyons Philosophie

Neben seinem unbestrittenen Potenzial gab es einen weiteren einfachen Grund dafür, dass sich Lacazette bei Lyon in Ruhe entwickeln konnte: Die Vereins-Philosophie. Beim ehemaligen Serienmeister sitzen die Geldtaschen nicht mehr so locker, also setzt man auf die eigene Jugend.

Der Großteil der Stammelf wurde nicht nur in der eigenen Akademie ausgebildet, sondern wurde sogar in Lyon geboren. So auch Lacazette, dessen Eltern aus dem französischen Übersee-Département Guadeloupe stammen.

„Der Klub hält auch in schwierigen Zeiten zusammen, bei uns existiert eine echte kollektive Stärke“, meinte Fournier nach dem 3:0-Erfolg über Toulouse in der 20. Runde. Damit spielte der „OL“-Coach nicht nur auf den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, sondern auch auf den verkorksten Saisonstart (drei Niederlagen nach den ersten vier Spieltagen) an.

Mit Lacazette zur Meisterschaft?

Mittlerweile träumt man an der Rhône vom ersten Meistertitel seit 2008 und zwar mit Lacazette als einem der zentralen Bausteine.

Eine Teilnahme an der Champions League könnte den Starstürmer vielleicht auch zum Bleiben bewegen.

Oder wie Lacazette selbst die Chancen auf einen Verbleib in Lyon einschätzt: „Wenn der Klub es mir weiterhin möglich macht, mich weiterzuentwickeln. Warum nicht?“


Máté Esterházy

Saison Einsätze Tore Assists
2009/10 1 0 0
2010/11 9 1 0
2011/12 29 5 5
2012/13 31 3 9
2013/14 36 15 5
2014/15* 21 20 7