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Almeyda-Biografie: Doping und Korruption in Serie A

Almeyda-Biografie: Doping und Korruption in Serie A

Der ehemalige argentinische Nationalspieler Matias Almeyda schreibt in seiner Autobiografie namens 'Alma y Vida' (Seele und Leben) offen über die Schattenseiten des italienischen Fußballs und des eigenen Lebens.

Das Buch handelt von Dopingpraktiken, Bedrohungen durch die Mafia und Korruption in der Serie A sowie von persönlichen Problemen wie Alkoholsucht und Depressionen.

Parma im Fokus

Matias Almeyda hat während seiner Karriere in der Serie A für Lazio Roma (1997-2000), den FC Parma (2000-2002), Inter Mailand (2002-2004) und Brescia Calcio (2004) gespielt.

Seit 2011 ist er Trainer des argentinischen Vereins River Plate, bei welchem der Argentinier auch seine Spielerkarriere beendete.

Die italienische Zeitung "Gazzetta dello Sport" hat Auszüge des Buches veröffentlicht, indem der 38-Jährige insbesondere Details aus seiner Zeit in Parma preisgibt.

Mit "Vitaminen" zum Sieg

Darin schreibt Almeyda etwa von verabreichten "Vitaminen", die den Spielern dabei halfen, ihre Leistung zu steigern.

„Bei Parma wurden uns vor Spielen Lösungen über einen Tropf verabreicht. Die Mediziner sagten, es handelte sich dabei nur um Vitamine, aber wenn ich anschließend das Spielfeld betrat, fühlte ich mich, als könnte ich bis an die Decke springen“.

AS-Roma-Trainer Zdenek Zeman ist von diesen Enthüllungen nicht überrascht, er sprach bereits in den 90er Jahren von systematischem Doping im Fußball und beschuldigte unter anderem Spieler von Juventus Turin 1998 des Dopings.

Vier Jahre später wurde der damalige Teamarzt von Juventus Turin,  Riccardo Agricola, wegen Sportbetrugs verurteilt.

Spieler stellen keine Fragen

Doch zurück zu Almeyda und dem FC Parma, dessen Kader von 2000 bis 2002 unter anderem Spieler wie Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Lilian Thuram, Stephen Appiah, Johan Micoud, Marcio Amoroso und Hakan Sükür angehörten.

Seine damaligen Kollegen erwähnt Almeyda in den Auschnitten nicht. Er schreibt jedoch über erschreckende Beobachtungen, die er im Laufe der Jahre gemacht hat.

„Spieler stellen keine Fragen, aber mit den Jahren stellt man fest, dass es viele ehemalige Spieler gibt, die aufgrund von Herzproblemen gestorben sind oder unter muskulären Problemen leiden."

Dies sei laut Almeyda kein Zufall: "Ich denke, das kommt von den Mitteln, die sie uns verabreicht hatten.“

Bedrohungen

Weiterhin beschreibt der Fußballehrer die Bedrohung, die vom ehemaligen Besitzer und Präsidenten des FC Parma - Stefano Tanzi - ausging.

„Eines Tages hatte ich einen Streit mit Stefano Tanzi. Als ich ein paar Tage später aufwachte, war mein neues Auto nicht mehr in der Garage.“ Seinem Teamkollegen Savo Milosevic sei es ähnlich ergangen, nachdem er Ärger mit dem Vorstand hatte.

Allerdings war dies nicht die einzige Bedrohung, der er in Parma gegenüberstand. Almeyda beschreibt in seinem Buch einen weiteren, schockierenden Vorfall.

„Meine Frau kam einmal nach Hause und hörte Stimmen. Sie flüchtete und rief die Polizei. Als sie zurückkam, stellte sie fest, dass im Haus nichts fehlte. Stattdessen sah sie eine Nachricht der Mafia, die mit Maschinenöl an die Wand geschmiert war. Danach erlitt meine Frau eine Fehlgeburt." Nach der Weltmeisterschaft 2002 sei er nie wieder nach  Parma zurückgekehrt.

"Gefallen"

Auch zum Thema Korruption äußert sich Almeyda in seiner Biographie und beschreibt seltsame Vorgänge gegen Ende der Saison 2000/2001 beim Ligaspiel gegen die AS Roma, welches Parma mit 1:3 verlor.

Vor der Partie wurde den Parma-Akteuren mitgeteilt, dass „die Roma-Spieler wollten, dass wir das Spiel verlieren“. Almeyda und die meisten seiner Kollegen lehnten ab.

Allerdings beobachtete er während des Matches, dass „einige Spieler nicht so rannten wie sonst. Ich bat deshalb darum, ausgewechselt zu werden und ging in die Kabine. Gab es Geld? Ich weiß nicht, sie nannten es "einen Gefallen"..."

In Italien spielte Almeyda zunächst für Lazio
Ein Leben am Limit

Doch Almeyda deckt nicht nur die Machenschaften seines Ex-Vereines auf. Ebenso schonungslos gesteht Almeyda persönliche Fehler ein.

„Eine transparente Autobiografie, die mich zeigt, wie ich bin“, beschreibt Almeyda das Buch gegenüber der "Gazzetto dello Sport".

So berichtet er über seine Alkoholprobleme während seiner Zeit bei Inter Mailand. Er habe „am Limit gelebt“, die ganze Karriere lang zehn Zigaretten am Tag geraucht und viel Alkohol getrunken.

Zwischen Sucht und Depression

„Als ich bei Inter meine Karriere ausklingen lassen wollte, hatte ich schwere Alkoholprobleme. Ich habe Wein getrunken wie andere Leute Cola. Einmal fünf Liter am Tag.“

Auch seine Depressionen haben in Mailand begonnen. Nach zwei Verletzungen konnte der Argentinier längere Zeit nicht trainieren und spielen. Somit hatte er viel Zeit zum Grübeln und Nachdenken.

Eine Psychologin attestierte ihm Panikattacken und verschrieb eine Kur. Doch Almeyda hörte nicht auf sie. Erst als ihn seine Freundin verließ, begriff er, dass er etwas ändern musste.

„Seither nehme ich jeden Tag Antidrepressiva und Angstlöser. Die Pillen helfen mir dabei, mich besser zu fühlen.“

„Bald als Trainer in Italien arbeiten“

In einem Video-Interview spricht Almeyda über seine Autobiografie und die erwähnten Vitamine.

„Im Fußball, wie auch in anderen Sportarten, kann man mit Hilfe von medizinischen Analysen gewisse Vorteile erlangen. Manchmal gibt es gewisse Vitamine, die die physische Leistungsfähigkeit unterstützen können. Diese sind erlaubt. Es gibt eben Spieler, die diese Vitamine genommen haben und andere, die sie nicht genommen haben. Aber das ist normal.“

Am Ende des Interviews überrascht Almeyda mit einem Zukunftswunsch, der nach diesen Enthüllungen eher unerwartet kommt.

„Ich möchte, dass die Leute nicht meine Erfahrungen in Italien mit meinen Gefühlen für Italien verwechseln. Ich möchte in der Zukunft sehr gerne als Trainer in Italien arbeiten. Und das möglichst bald“.

Henriette Werner