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Er will doch nur spielen

Er will doch nur spielen

Vor zwei Jahren machte sich Marco Djuricin in Deutschland erstmals einen Namen.

Im ersten Saisonspiel der Hertha 2010/11 in der zweiten deutschen Bundesliga zu Hause gegen Oberhausen wurde der Wiener früh eingewechselt und mutierte wenig später zum Matchwinner.

Der damals 17-Jährige sorgte mit seinen beiden Treffern für den 3:2-Sieg. Der Anfang für den sofortigen Wiederaufstieg war gemacht. Der Hertha hatte es geholfen, Djuricin selbst nicht wirklich.

„Es war zu früh für mich. Es ist damals etwas entstanden, das mir zu viel wurde, ich bin das erste halbe Jahr damit nicht klargekommen“, blickt der heute 19-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 zurück.

Erhöhter Druck in Berlin

Djuricin war in den Tagen danach das große Hertha-Thema bei den Tageszeitungen, lachte von den Titelblättern und stand in einer Medienstadt wie Berlin groß im Rampenlicht. Dabei sollte es nicht bleiben.

Letztlich wechselte der Stürmer zwei Jahre später nun auf Leihbasis zum Liga-Konkurrenten aus Regensburg.

„In Berlin ist der Druck viel höher und das macht es alles schwieriger. Bei zwölf Tageszeitungen wird immer auf einen geschaut, du darfst keinen Fehler machen. Das ist als junger Spieler natürlich nicht einfach“, beschreibt Djuricin einen der Gründe, warum es danach für ihn nicht mehr lief.

Am damaligen Trainer Markus Babbel lag es nicht. Der Bayer mochte den Nachwuchs-Internationalen und wollte ihn auch behutsam aufbauen. Der heutige Hoffenheim-Coach hielt seinen Schützling auch nach seinem fulminantem Doppelpack am Boden: „Er hat das gut gemacht“, erinnert sich der Youngster.

Doch heute weiß der Angreifer, der eine Woche vor seinen Toren noch in der U19 spielte: „Es war doch ein wenig zu viel.“ Es sollten seine einzigen beiden Treffer für die Erste in den nächsten Saisonen bleiben.

Von Verletzungen zurückgeworfen

Diverse Verletzungen warfen ihn dabei mehrmals zurück. Unter anderem auch ein Muskelfaserriss im Sommer 2011, kurz vor der U20-WM in Kolumbien, für deren Qualifikation er per Last-Minute-Elfer bei der U19-EM 2010 sorgte.

Alaba und Djuricin wuchsen gemeinsam in Wien auf

Der ÖFB-Teamkicker, der mit dem Neo-Regensburger in Wien aufgewachsen ist, muss nach seinem Ermüdungsbruch samt Operation weiterhin pausieren. „Schade, dass er verletzt ist, dann hätte ich ihn wieder einmal gesehen. Ich freue mich dennoch, vielleicht schaffen wir ja die Überraschung“, lacht Djuricin, der nach seinem Wechsel sofort eine Glückwunsch-SMS von Alaba bekam.

„Es ist schön, dass ich wieder näher bei David bin. Ich werde ihn auf jeden Fall besuchen, das habe ich ihm gesagt.“ Nach dem vielen Theater in Berlin geht es im von München 120 Kilometer entfernten Regensburg bedeutend entspannter zu. Das, was Djuricin jetzt auch braucht.

„Das ist für mich als jungen Spieler sehr wichtig, hier geht es viel familiärer zu. Man kann sich besser auf Fußball konzentrieren. In Berlin ist man halt ein wenig von den Medien abgelenkt, jeder schreibt etwas und man macht sich selbst Druck.“ Berlin ist fürs Erste Vergangenheit, Bayern die Gegenwart.

Dank ÖFB bereit für viele Einsätze

Unter dem erst 36-jährigen spanischen Trainer Oscar Corrochano („Sehr sympathisch“), der den zu Augsburg abgewanderten Markus Weinzierl (37) ablöste, will die neue Nummer 39 so viel wie möglich spielen.

Am körperlichen Zustand soll es diesmal nicht scheitern. Einen vermeintlichen Bandscheibenvorfall hat es nie gegeben, zudem halfen ihm ÖFB-Conditioning-Coach Roger Spry und Physio Gerhard Zallinger.

„Das sind super Leute. Ich habe Übungen bekomme und jetzt geht es mir gut“, so der Kicker, der am Dienstag beim U21-Testspiel in Norwegen nicht dabei war.

„Ich war natürlich schon etwas überrascht, aber wenn ich meine Spiele bei Regensburg mache, werde ich auch wieder dabei sein.“ Teamchef Werner Gregoritsch suchte den Kontakt „leider nicht“.

Priorität hat nun ohnehin die neue Aufgabe in Regensburg.

In der Liga muss Djuricin aber auch am nächsten Spieltag passen, wo es ausgerechnet gegen die Hertha geht und vertraglich ausgehandelt wurde, dass er nicht gegen seinen Ex-Klub spielen darf.

„Das kann ich verstehen, wenn ich da ein Tor mache und Regensburg gewinnt, dann ist das für sie auch blöd“, hegt der ÖFB-Kicker wie auch sonst keinen Groll gegen den Hauptstadt-Klub.

Der Blick richtet sich einfach nach vorne – um endlich mehr zu spielen.

 

Bernhard Kastler

Die Hertha war im selben Frühjahr in die Bundesliga zurückgekehrt, die Euphorie im Sommer groß, doch Djuricin kämpfte um Anschluss.

„Es war schwierig: Ich musste für mich sozusagen eine neue Vorbereitung starten, alles begann für mich von vorne. Das war natürlich eine große Enttäuschung.“

Im Herbst 2011 kam der ehemalige Akademiespieler Rapids, der als 16-Jähriger 2008 in den Hertha-Nachwuchs wechselte, nur bei der U23 zum Zug. Im Frühjahr darauf änderte sich das geringfügig.

Nach der Entlassung Babbels und dem damit verbundenen riesigen Theater holte die „Alte Dame“ Michael Skibbe an die Spree, der Djuricin Anfang des Jahres das Bundesliga-Debüt ermöglichte.

„Da ging es mir eigentlich ganz gut“, würdigt der Offensivspieler seine beiden Kurzeinsätze zu Beginn des Jahres 2012. Sein Pech: Skibbe verlor mit Hertha inklusive Pokal sechs Spiele und wurde gefeuert.

Für Rehhagel kein Thema

Die Hertha war mittendrin im Abstiegskampf und der umstrittene Sportdirektor Michael Preetz sorgte mit der Verpflichtung von Otto Rehhagel für Aufsehen. Für Djuricin war es allerdings eine schlechte Nachricht.

„Er hat mir gleich gesagt, dass er nichts mit jungen Spielern ausprobieren wird, sondern auf erfahrene setzt. Da konnte ich als Junger nichts machen. Ich habe natürlich alles gegeben, aber er wollte halt nicht.“ Die Saison endete für ihn abermals bei der U23, die Kampfmannschaft stieg neuerlich ab.

Daraus zog der Österreicher seine Konsequenzen. „Ich bin zwar noch jung, aber die vergangenen beiden Jahre habe ich wenig gespielt. Das Wichtigste ist, dass ich jetzt einmal spiele.“

Djuricin wollte wechseln, nicht nur die Austria war dabei ein Thema: „Auch Bremen war eines“, verrät der Stürmer. Doch das alles war ohnehin hinfällig.

„Die Hertha wollte, dass ich bleibe. Drei Tage später bin ich aber zur U23 beordert worden, obwohl die Verantwortlichen meinten, dass sie mit mir planen würden.“

Näher bei Kumpel Alaba

Trainer Jos Luhukay und Preetz hatten offenbar anderes im Sinn. Doch für den Abgeschobenen ermöglichte sich so doch noch der gewünschte Wechsel. Zweitliga-Aufsteiger Regensburg kam mehr als gelegen.

„Es ging schnell, zudem ich hier auch die Chance habe, auf viel Einsatzzeit zu kommen.“ Djuricin wurde vergangene Woche für eine Saison verliehen. Beim 2:0-Sieg seines neuen Arbeitgebers gegen Duisburg fehlte noch die Spielgenehmigung, kommenden Montag soll es mit dem Debüt klappen.

Gegner: FC Bayern München. In Runde eins des DFB-Pokals haben die Regensburger gleich das große Los gezogen, zum Leidwesen Djuricins gibt es aber kein Wiedersehen mit Kumpel David Alaba.