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"Glauben Sie, da ist eine Karnevalstruppe dabei?"

Hauptsache weiter.

Deutschland hat sich in Porto Alegre mit einem 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien ins WM-Viertelfinale gekämpft.

Der Underdog machte es dem Favoriten vor allem vor der Pause sehr schwer und ließ dabei auch gute Chancen auf die Führung aus.

Neuer als "Feldspieler"

Goalie Manuel Neuer erwies sich dabei als Spitzen-"Verteidiger".

Immer wieder war der Welttorhüter im, aber auch vor allem vor dem Strafraum zur Stelle, wehrte die langen algerischen Bälle als "Libero" Deutschlands ab und hielt auch sonst bis kurz vor Schluss den Kasten sauber.

"Ich habe meine Spielweise nicht verändert. Weil es nass war, war es ein bisschen einfacher für mich", blieb der Keeper ob einer der außergewöhnlichsten Leistungen in seiner Karriere bescheiden.

Nach der Pause und bis zum Ende waren die Deutschen dann aber das bessere Team, hatten dabei viele Chancen, wobei auch die Afrikaner die eine oder andere Möglichkeit noch ausließen.

Gereizter Mertesacker

Der Pflichtsieg wurde zum Arbeitssieg. Doch DFB-Verteidiger Per Mertesacker sah die Aufgabe ohnehin nie als eine leichte.

Im ZDF zeigte sich der Arsenal-Verteidiger nach Schlusspfiff gereizt: "Glauben Sie, dass unter den letzten 16 eine Karnevalstruppe dabei ist oder was? Die haben uns das verdammt schwer gemacht heute. Aber wir sind weiter, der Rest ist mir egal."

Zusatz: "Jetzt lege ich mich drei Tage in die Eistonne und dann analysieren wir das Spiel."

Nun zählt nur noch die Regeneration, bis es am Freitag zum Kracher mit den Franzosen im Maracana zu Rio kommt.

"Jetzt müssen wir sehen wie sich die Spieler erholen und wer fit wird. Solche Spiele wie heute gibt es immer wieder, auch Brasilien hat sich schwer getan, weil der Gegner sich gewehrt und aggressiv gespielt hat. Solche Spiele braucht es auch", wusste Löw, der Shkodran Mustafi (Muskelfaserriss) nicht mehr aufbieten kann.

Algerien zeigt sich stolz

Und Algerien? Die fahren nach einer tollen Partie mit breiter Brust in die Heimat zurück. Der letzte afrikanische Vertreter hat sich mit einer großartigen Leistung vom Turnier verabschiedet.

"Ehrlich, ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Wir haben allen gezeigt, dass Algerien eine tolle Mannschaft besitzt. Jetzt kennen alle unsere Qualitäten. Danke auch an die brasilianischen Fans, die uns hier unterstützt haben. Deutschland hat uns nach dem 0:1 im Konter erwischt, aber wir haben alles gegeben. Es war eine tolle WM von uns", hielt Madjid Bougherra zufrieden fest.

Und letztlich konnte auch Deutschland zufrieden sein. Denn im dritten Duell konnte man Algerien erstmals besiegen - und Hauptsache, man ist bei der WM weiter.

Da wird es einiges zu analysieren geben, schlussendlich wartet am Freitag mit Frankreich ein WM-Mitfavorit im WM-Viertelfinale (18 Uhr).

In erster Linie schnaufen die Deutschen aber einmal durch. Auch Bundestrainer Joachim Löw.

"Es war ein Sieg des Willens. Wir haben uns in der ersten Halbzeit schwer getan. Da haben wir viele Bälle verloren. Danach ging es besser und wir hätten es in der regulären Spielzeit entscheiden müssen."

Schürrle: "Es war Glück dabei"

Der Schwabe zollte aber auch in aller Ruhe dem Gegner Respekt: "Algerien war einfach gut. Wir hatten viele Chancen, der algerische Torhüter ist auch über sich hinausgewachsen."

Schließlich konnte ihn Andre Schürrle nach nur zwei Minuten in der Verlängerung überwinden - und das mit der Ferse.

"Beim Tor war ein bisschen Glück dabei, ich wollte ihn irgendwie auf das Tor bekommen", so der Chelsea-Legionär, der zur Pause kam.

"Wir hätten es lieber früher geregelt, aber Algerien hat das gut gemacht. Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Aber jetzt sind wir weiter", so Schürrle.

Deutschland Algerien
Ballbesitz 66,70% 33,30%
Zweikämpfe 55,64% 44,36%
Eckbälle 10 4
Torschüsse 28 10
Torschüsse außerhalb Strafraum 9 5
Torschüsse innerhalb Strafraum 19 5
Kopfballchancen 7 1
Abseits 4 4
Fouls 11 20