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"Wunderschön, denn damit war nicht zu rechnen"

Das ist natürlich eine wunderschöne Sache, und damit war auch nicht zu rechnen. Aber wir haben uns das verdient“, kam Kapitän Steffen Hofmann im LAOLA1-Interview ein Lächeln aus.

Schließlich war es sein lang gehegter Traum, jedoch bis dato weit von der Realität entfernt, einmal im Europacup eine ähnliche Tabellen-Konstellation vorzuweisen.

Durch den 3:2-Heimsieg gegen Viktoria Pilsen war klar: Drei Spiele, neun Punkte – die beste Ausbeute, die Rapid je in der Europa League einfahren konnte.

Und trotzdem blieben die Hütteldorfer gelassen, trocken und mit beiden Beinen fest am Boden – auch weil man diesmal wieder das bisher makellose internationale Gesicht zeigte.

Nach dem „Mist“ folgte Wiedergutmachung

Ein Erfolgsrezept zu nennen, ist schwierig. Wir haben einfach wieder so Fußball gespielt, wie wir es können“, erläuterte „Mr. Europacup“ Louis Schaub.

Das war nach der bitteren 1:2-Schlappe am Sonntag gegen den WAC (Hofmann: „Da haben wir richtig Mist gebaut und sehr schlecht gespielt) auch nötig, vor allem gegen ein Kaliber wie den tschechischen Meister.

Das Vorhaben, die Scharte vom vergangenen Wochenende auszuwetzen, war der von Trainer Zoran Barisic auserwählten Startelf, überraschenderweise ohne Mario Sonnleitner, von der ersten Minute weg anzusehen – daran änderte auch Pilsens Führung mit der ersten Chance nichts.

Natürlich haben wir uns über das Gegentor geärgert, weil wir bis dahin spielbestimmend waren“, gab Florian Kainz zu, der noch dazu auf das vorangegangene Foul an Stangl verwies. Der Schock war jedoch schnell verdaut.

Wir haben einfach weitergespielt“

Wir waren wirklich gut drin in der Partie. Pilsen schießt das Tor, aber wir haben einfach weitergespielt. Deshalb muss man der Mannschaft ein großes Lob machen“, merkte Hofmann an.

Auch Barisic zeigte sich vor allem mit den ersten 45 Minuten zufrieden, weil Rapid viel Aufwand betrieb, den Rückschlag wegsteckte und gegen daraufhin sehr tief stehende Tschechen trotzdem zum verdienten Ausgleich kam.

Wir haben das Spiel speziell nach dem Rückstand so gestaltet, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben sehr guten Fußball gespielt, mit gutem Aufbau und Übergängen nach vorne. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen.“

So war es wieder einmal eine Standardsituation, aus welcher Rapid der befreiende Ausgleich (34.) gelang – ob auf diese Art und Weise einstudiert oder nicht.

So hatten wir es nicht ganz einstudiert“

Denn die Meinungen gingen auseinander. „Wir haben ein paar Standards trainiert. Es ist halt gut, wenn es aufgeht“, meinte etwa Schaub. Auch Kainz meinte: „Das war einstudiert. Wir haben in den letzten Spielen sehr viele Tore aus Standards geschossen. Das ist zur Zeit eine Waffe.“

Anders Hofmann, der sich nach der kurz abgespielten Ecke und der Vorlage in seinem 67. Europacup-Einsatz in die Torschützenliste eintrug und danach zugab: „So hatten wir es nicht ganz einstudiert, aber so ähnlich. Wichtig ist aber, dass der Ball drin war.“


Pilsen ist eine wirklich sehr gute, taktisch disziplinierte Mannschaft, die alle Facetten und tolle Einzelspieler hat. Deshalb sind sie nicht von ungefähr auf dem Platz, wo sie in der Rangliste stehen“, lobte der Kapitän und Torschütze Steffen Hofmann.

Barisic pflichtete ihm bei dieser Einschätzung bei: „Deshalb wertet das für mich den Erfolg noch mehr auf, weil Pilsen eine sehr gute Mannschaft mit irrsinnig viel Routine ist.“

Um auf europäischer Bühne zu überwintern, werden diese Spiele gegen den tschechischen Widersacher entscheidend sein – davon ist man im grün-weißen Lager überzeugt. Der erste Schritt wurde gesetzt, schon im Rückspiel bei den Westböhmen könnten Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Das wäre eine Riesengeschichte für uns“

Wenn wir es schaffen, am Ende vor ihnen zu stehen, wäre das eine Riesengeschichte für uns“, war Hofmann überzeugt. „Der Sieg war ganz wichtig, ganz klar. Wir wussten, dass wir einen richtig großen Schritt machen können. Aber wir sind noch lange nicht durch. Wir müssen hart weiterarbeiten und in Pilsen wenn möglich einen Punkt holen. Dann ist es erledigt.“

Nicht vorzeitig in Jubelstürme auszubrechen, spricht für Rapid. Möglicherweise wurde aber auch noch nicht realisiert, was den Grün-Weißen in dieser Spielzeit bisher gelungen ist.

Es schaut jetzt so aus, dass wir neun Punkte haben. Das freut uns natürlich, aber vom Aufstieg sollten wir jetzt noch nicht reden, weil wir noch drei Spiele haben. Natürlich stehen wir im Gegensatz zu Pilsen jetzt besser da. Aber erst nach dem Rückspiel können wir mehr sagen“, blieb Kainz trocken, um sich dann doch entlocken zu lassen:

Drei Spiele, neun Punkte - „alltäglich ist das nicht.“


Alexander Karper

Danach entwickelte sich das prophezeite Spiel zweier sehr ähnlich gestrickter Vereine, weil Pilsen zeigte, dass es auch anders kann. Noch vor der Pause durften sich die Grün-Weißen bei Schlussmann Jan Novota bedanken, der zwei Mal exzellent hielt und einen neuerlichen Rückstand verhinderte.

Zum Beginn der zweiten Halbzeit erstickte man die wütenden Angriffe der Tschechen mit dem Treffer zum 2:1 im Keim – ein Tor genau zur richtigen Zeit, wenn auch auf kuriose Weise.

Kuriose Treffer und Glück diesmal erzwungen

Ich weiß nicht genau, was Pavelic machen wollte. Ich glaube, er wollte schießen, dann hat er mich getroffen. Ich habe nicht mehr viel machen können, ich habe ihm nur ein bisschen Richtung geben müssen, dann war er drin. Mir ist es noch immer egal, wenn ich vorne gestanden bin“, beschrieb Schaub sein Brust-Tor und die leichte Abseitsstellung, die übersehen wurde.

Auch der vermeintlich vorentscheidende Treffer von Thanos Petsos zum 3:1 war von der Entstehung her aus Schaubs Sicht etwas glücklich: „Thanos flankt, ich will zum Ball. Wenn der Ball nicht ins Tor geht, muss er Elfmeter geben. Ich bin schon zurückgehalten worden. So war der auch drin.“

Damit schien die Sache gelaufen, Rapid ließ sogar durch fahrlässig ausgelassene Chancen eine höhere Führung aus. Das ärgte etwa Barisic und Hofmann, vor allem aufgrund des darauffolgenden Schönheitsfehlers.

Also wenn man ein Haar in der Suppe sucht, dann war es der Anschlusstreffer zum 2:3, weil wir die Konter davor nicht seriös zu Ende gespielt haben und nach einem zu leichten Ballverlust den Konter fangen“, blickte Barisic zurück.

Das wertet den Erfolg noch mehr auf“

Doch Rapid verlor den Faden nicht mehr und jubelte nach 94 Minuten über einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Aufstieg – gegen einen Gegner, der durchaus seine Qualitäten unter Beweis stellte.

Rapid Pilsen
Ballbesitz 57,6% 42,4%
Zweikämpfe 48,5% 51,5%
Passquote 84,8% 80,8%
Eckbälle 4 3
Torschüsse 15 8
Torschüsse außerhalb Strafraum 8 1
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 7
Kopfballchancen 0 3
Abseits 2 3
Fouls 9 18