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Ajax Amsterdam im LAOLA1-Check

Ajax Amsterdam im LAOLA1-Check

Es ist soweit! Red Bull Salzburg trifft im Sechzehntel-Finale der Europa League auf Ajax Amsterdam.

Im Vorfeld wird größtenteils von einer durchaus ausgeglichenen Paarung gesprochen, konnten die "Bullen" in dieser Saison international doch durchwegs überzeugen.

Nach dem Hinspiel (Donnerstag, 21:05 Uhr im LIVE-Ticker) wissen wir mehr.

Was kann Ajax Amsterdam wirklich? Wie wird die Truppe spielen? Und auf welche Spieler muss man besonders achten?

LAOLA1 hat den großen Check:

  • BISHERIGE SAISON NATIONAL

Der Hauptstadt-Klub ist auf dem besten Weg, seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen. Die Amsterdamer liegen mit 51 Punkten aus 24 Spielen vier Zähler vor Twente Enschede an der Spitze der Eredivisie-Tabelle. Seit nunmehr zwölf Partien ist Ajax in der Meisterschaft ungeschlagen, die bisher letzte Niederlage setzte es am 2. November 2013 beim 0:1 im Heimspiel gegen Vitesse. Vor allem daheim präsentiert sich dieTruppe bisher sehr stark, hat zehn der zwölf Spiele gewonnen und nur eines verloren - das Torverhältnis von 29:4 kann sich sehen lassen. Auch im Cup ist Ajax noch mit von der Partie, im Halbfinale wartet Alkmaar.

  • BISHERIGE SAISON INTERNATIONAL

Als niederländischer Meister war Ajax fix für die Gruppenphase der Champins League qualifiziert. Dort lief es zunächst aber überschaubar gut. Einer 0:4-Niederlage beim FC Barcelona folgte ein 1:1 daheim gegen den AC Milan und ein 1:2 bei Celtic. In den Rückspielen drehten die Niederländer dann aber ordentlich auf und sicherten sich noch den dritten Platz, der zum Umstieg in die Europa League berechtigte - 1:0 gegen Celtic, ein sensationeller 2:1-Heimsieg gegen Barca und ein torloses Remis zum Abschluss in Mailand, wo sogar noch der Aufstieg möglich gewesen wäre. Die aktuelle Situation ist für den Verein irgendwie schon alltäglich - zum fünften Mal in Folge spielte Ajax im Herbst in der Königsklasse und im Frühjahr in der Europa League.

  • TRAINER

Frank de Boer ist nicht weniger als eine Ajax-Legende und darf sich gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Ronald über die Ehre einer Wachsfigur bei "Madame Tussaud's" in Berlin freuen. Der Vater dreier Töchter, der am Tag nach dem diesjährigen EL-Finale seinen 44. Geburtstag feiert, hat seine aktive Karriere im Ajax-Nachwuchs begonnen und holte als Profi zehn nationale Titel mit dem Klub, in dessen Trikot er auch die Königsklasse, die UEFA-Cup, den UEFA-Supercup und den Weltpokal gewann. Seine erfolgreiche Spieler-Karriere, in der er 112 Länderspiele für die "Oranje" bestritt, führte ihn anschließend zum FC Barcelona, zu Galatasaray und den Glasgow Rangers, ehe der Defensivspieler seine Laufbahn in Katar ausklingen ließ. Der Umstieg zum Trainer erfolgte prompt - 2007 wurde er Trainer im Ajax-Nachwuchs und Co-Trainer des Nationalteams. Nach der Trennung von Martin Jol übernahm de Boer am 6. Dezember 2010 zunächst interimistisch den Cheftrainer-Posten, den er seither bekleidet. 2011, 2012 und 2013 führte er seinen Stammklub als Coach zum Meistertitel.

  • TAKTIK

"Ajax verkörpert die holländische Schule", sagt Salzburg-Coach Roger Schmidt. Der Deutsche konkretisiert: "Sie sind auf viel Ballbesitz aus, legen sich den Gegner zurecht, um dann ihre Automatismen umzusetzen. Und das machen sie gut." In der Gruppenphase der Champions League lagen die Niederländer mit 56,4 Prozent Ballbesitz auf dem siebenten Platz - und das obwohl sie zwei Mal gegen den FC Barcelona, der diesen Ansatz ebenfalls verfolgt, ran mussten. Noch deutlicher wird es in der Meisterschaft, wo Ajax im Durchschnitt 63,3 Prozent Ballbesitz pro Spiel hat. "Wir sind darauf aus, sehr aktiv zu sein, in Ballnähe Überzahl zu schaffen", verrät Schmidt das Rezept, mit dem das Ajax-Spiel gestört werden soll. Was dem RBS-Coach auch noch aufgefallen ist: "Sie haben über die Flügel einen sehr guten Tiefgang, kombinieren sehr schnell." In diesem Zusammenhang werden vor allem Kevin Kampl und Sadio Mane gefragt sein. "Wir müssen immer unseren Außenverteidigern und den defensiven Mitelfeldspielern helfen", sagt Kampl dazu. Interessant wird, wie Frank de Boer die Ausfälle von Linksverteidiger Nicolai Boilesen (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Mittelfeldmann Thulani Serero (Leistenverletzung) kompensiert. Die wahrscheinlichste Variante ist, dass Lerin Duarte links hinten spielt. Das birgt durchaus Risiken, kam er in der laufenden Saison doch erst einmal auf dieser Position zum Einsatz und ist eigentlich ein Offensivspieler. Doch auch die Alternative Jairo Riedewald ist zwar ein Riesentalent, aber gänzlich unerfahren. Daley Blind könnte ebenfalls dort spielen, doch de Boer kann ihn im Mittelfeld nur schwer entbehren. Kapitän de Jong wird indes voraussichtlich nicht wie zuletzt an vorderster Front spielen, sondern Serero in der Zentrale ersetzen. Dafür kommt Bojan Krkic wohl in der Spitze zu einem Einsatz in der Startelf. Wie auch immer sich de Boer entscheidet, Schmidt sieht es locker: "Wir sind hierher gekommen, um unseren Fußball zu zeigen, da ist es nicht relevant, ob zwei, drei Spieler des Gegners ausfallen."

  • SCHLÜSSELSPIELER

Niklas Moisander

Mit seinen 28 Jahren ist der 25-fache finnische Teamspieler einer der absoluten Routiniers im Kader der Niederländer und damit der richtige Mann, um den hochtalentierten Joel Veltmann (22) in der Innenverteidigung zu führen. Für Moisander klappte es bei Ajax erst im zweiten Versuch. Bereits 2003 wechselte er mit seinem Zwillingsbruder Henrik von Heimatklub Turku PS in die Nachwuchsabteilung der Niederländer, doch das Brüderpaar schaffte den Sprung zu den Profis nicht. Über Zweitligist Zwolle und AZ Alkmaar, wo der Abwehrspieler 2009 Meister wurde, konnte er sich für eine Rückkehr nach Amsterdam empfehlen. Im August 2012 ließ sich Ajax die Rückholaktion drei Millionen Euro kosten. Bruder Henrik verdingt sich übrigens mittlerweile wieder bei Turku PS.

Ricardo van Rhijn

Als Gregory van der Wiel im Sommer 2012 für sechs Millionen Euro an Paris St. Germain verkauft wurde, hielt sich der Jammer unter den Ajax-Fans in Grenzen. Denn van Rhijn konnte die Lücke in der Rechtsverteidigung mühelos ausfüllen. Der 22-Jährige mit Wurzeln auf den niederländischen Antillen kam bereits im Alter von zwölf Jahren in die Ajax-Schule und ist somit eines der vielen Eigengewächse. Defensiv solide, offensiv mit viel Qualität - ein moderner Außenverteidiger wie er im Buche steht. Das ist freilich auch zahlreichen Top-Klubs nicht entgangen, regelmäßig ranken sich Transfer-Gerüchte um den siebenfachen Internationalen, der aufgrund der Konkurrenz auf seiner Position aber um einen WM-Platz zittern muss. Mit 33 Pflichtspielen 2013/14 der Dauerbrenner im Kader.

Daley Blind

Dieser Name bürgt im Amsterdam für Qualität. Papa Danny war in den 1990er Jahren wichtiger Bestandteil der goldenen Generation. Da ist es freilich wenig überraschend, dass der Sohnemann auch in der Ajax-Akademie ausgebildet wurde. Der 23-Jährige wurde 2012/13 zum Ajax-Spieler der Saison gewählt. Damals spielte er noch als Linksverteidiger, mittlerweile hat ihm Trainer Frank de Boer allerdings die wichtige Rolle des Sechsers übertragen. Auch auf dieser Position macht der Defensivmann, der im Frühjahr 2010 an den FC Groningen verliehen war, eine überaus gute Figur.

Siem de Jong

Der große Bruder von Newcastles Luuk de Jong wurde in Aigle, im französischen Teil der Schweiz geboren und übersiedelte mit seinen Eltern erst im Alter von sechs Jahren in die Niederlände. Dort war sein Weg dann ein klassischer: Gute Leistungen im Nachwuchs von De Graafschap, von der Ajax-Nachwuchsabteilung abgeworben, dort den letzten Schliff erhalten, zahlreiche Einsätze in diversen Nachwuchs-Nationalteams und jung den Sprung zu den Profis geschafft. Mittlerweile ist der Offensivallrounder 25 Jahre alt, trägt die Kapitänsschleife und die Nummer zehn.

Davy Klaassen

Nachdem sich Arsenal im Winter für den 20-Jährigen interessierte, ist es nicht weiter überraschend, dass er prompt den Stempel "neuer Bergkamp" aufgedrückt bekam. 2011/12 gab der Blondschopf bereits sein Debüt bei den Profis, doch fast die komplette Vorsaison war er wegen einer Leistenverletzung zum Zusehen verdammt. In der aktuellen Spielzeit gelang dem offensiven Mittelfeldspieler aber endgültig der Durchbruch - im Herbst spielte er sich in die Mannschaft und ist seither ein fixer Bestandteil der Profis. Nur der Vollständigkeit halber: Auch er ist ein Produkt der eigenen Jugendarbeit.

Lasse Schöne

Einer von fünf Dänen im Profi-Kader der Niederländer. Als Schöne im April 2012 für Ajax unterschrieb, sagte er: "Jetzt werde ich für den selben Klub wie Michel Laudrup spielen, dem ich in meiner Karriere nacheifere." Als Teenager wagte er den Schritt über die Grenze und schloss sich dem Nachwuchs von Heerenveen an, bei De Graafschap und NAC Breda wurde er zum Profi, ehe der nun 27-Jährige in Amsterdam anheuerte. Der 15-fache Internationale ist universell einsetzbar, spielte zuletzt aber immer am rechten Flügel.

  • DAS SAGT ROGER SCHMIDT

"Dieses Spiel wird eine Art Prüfung für uns. Wenn wir uns in diesen zwei schweren Duellen durchsetzen, würde uns das noch einmal viel Selbstvertrauen geben. Ich bin überzeugt, dass wir auch gegen Ajax unsere Spielidee einbringen können. Ich bin mir sicher, dass uns Ajax nicht unterschätzen wird."

  • BISHERIGE DUELLE

Es sind die direkten Duelle fünf und sechs der beiden Teams.

In der ersten Runde des UEFA-Cups 1992/93 trafen die zwei Vereine - Salzburg damals noch als Austria und in violett - erstmals aufeinander. Die Niederländer behielten mit einem 3:1-Heimsieg und einem 3:0-Auswärtserfolg klar die Oberhand.

Hinspiel: Salzburg-Ajax 0:3

Tore: Davids (53.), Overmars (65.), Kreek (80.)

Salzburg: Ilsanker - H. Weber - Garger, Lainer (46. Lipa) - Stadler, Willfurth, Ergovic, Feiersinger, Reinmayr (66. Reisinger) - Jurcevic, Sabitzer

Ajax: Menzo - Vink, Blind, F. De Boer - Alflen, Jonk, Kreek, Bergkamp - Overmars, Pettersson, Roy (30. Davids)

Rückspiel: Ajax-Salzburg 3:1

Tore: Pettersson (25., 78.), Bergkamp (48.) bzw. Reisinger (56.)

Ajax: Menzo - Silooy, Blind, F. De Boer - Vink, Jonk, Kreek (69. Petersen), Davids (61. van Loen), Overmars - Pettersson, Bergkamp

Salzburg: Konrad - H. Weber - Garger, Lainer - Willfurth, P. Hrstic (69. Ergovic), Feiersinger, Stadler, Reisinger - Jurcevic, Sabitzer (62. Emich)

In der Gruppenphase der Champions League 1994/95 standen sich die Vereine und auch die Trainer Otto Baric und Louis van Gaal erneut gegenüber. Salzburg holte zwei Remis gegen den späteren Sieger des Bewerbs - 0:0 auswärts, 1:1 daheim - und beendete die Gruppe, in der ach der AC Milan und AEK Athen spielten, auf Platz drei.

Hinspiel: Salzburg-Ajax 0:0

Salzburg: Konrad - Lainer - Artner, Fürstaller, Hiden - Winklhofer, Feiersinger, Pfeifenberger, Mladenovic (75. Hütter), Kocijan (78. Hasenhüttl) - Jurcevic

Ajax: Van der Sar - Blind - Reiziger, Rijkaard, F. de Boer - Overmars (46. Kreek), R. de Boer, Litmanen, Seedorf, Van Vossen - Kluivert

Rückspiel: Ajax-Salzburg 1:1

Tore: Litmanen (86.) bzw. Kocijan (63.)

Ajax: Van der Sar - Reiziger, Seedorf, Rijkaard, F. de Boer - R. de Boer, Litmanen, Davids - Finidi George, Kluivert (57. Kanu), Overmars (46. van Vossen)

Salzburg: Konrad - Feiersinger - Artner (84. Hasenhüttl), Fürstaller, Hiden - Winklhofer, Pfeifenberger, Lainer, Mladenovic (76. Hütter) - Jurcevic, Kocijan


Harald Prantl