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"Es ist das Schlimmste eingetreten"

Alle guten Dinge sind vier.

Im vierten Saisonderby zwischen LASK und Blau-Weiß Linz hat es nach drei Remis doch noch einen Sieger gegeben – und mit 2:1 haben diesen die Underdogs eingefahren.

So wie beim bislang letzten Duell, das einen Sieger hervorbrachte, 2002 im ÖFB-Cup.

Während es an diesem nasskalten Abend im Linzer Stadion wie aus Kübeln goss, lief den blau-weißen Gästen nach Schlusspfiff ein wahrer Freuden-Schauer über den Rücken.

„Es ist ein Traum“

„Oh wie ist das schön“- und „Die Nummer 1 von Linz sind wir“-Chöre  wurden mit den Fans gesungen, es wurde getanzt und gefeiert. In der Gäste-Kabine wurde gegrölt, wie noch selten zuvor.

Kein Wunder, wurde doch sozusagen die "Perfect Season" vollendet. Mit dem Abstieg hat der Aufsteiger schon lange nichts mehr zu tun, nun wurde auch das zweite große Saisonziel eingefahren.

„Es ist unglaublich, jeder Blau-Weiße hat darauf gebrannt und es ist einfach ein Traum“, jubelte Keeper David Wimleitner, der noch am Freitag wegen eines eingeklemmten Nervs (!) nicht spielte, sich fitspritzen ließ und sich auch nach dem 2:1 wie in Trance fühlte.

"Jetzt spüre ich gar nichts mehr", lachte der Goalie.

„Es gibt nichts Schöneres als einen Derbysieg“, hielt auch Blau-Weiß-Coach Thomas Weissenböck fest, der das richtige Händchen hatte und zuletzt beim 0:3 gegen Austria Lustenau Manuel Hartl wegen drohender Gelbsperre schonte.

„Nicht zu realisieren“

Dieser traf kurz vor der Pause mit seinem Kracher zum 1:1, für alle Blau-Weißen der Grundstein zum Erfolg gegen den Erzrivalen.

„Wir sind dann aggressiv aus der Pause gekommen und wussten, wenn wir das zweite Tor erzielen, dann gewinnen wir“, blickte Wimleitner auf die Halbzeit zurück.

Ausgleichstorschütze und Lokalmatador Hartl war dementsprechend angetan: „Ich kann es noch gar nicht realisieren. Es ist grandios.“

Ident ging es dem Matchwinner. David Poljanec behielt im 1 gegen 1 die Nerven und gab dem LASK den Rest.

„Es ist ein Wahnsinn“, freute sich der Torjäger, der schon das nächste Ziel ausgab: „Vielleicht landen wir auch noch vor dem LASK.“

Wortlose Schwarz-Weiße

Fürs Erste reichte der vermeintlichen Nummer 1 von Linz wohl schon diese Watsch’n. Geknickte Spieler schleppten sich vom Feld. Sie wussten, welche Stunde geschlagen hat.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, meinte etwa Leo Kaufmann, der das 1:0 von Luiz Henrique vorbereitete. Dessen Hochzeitsnacht fiel wohl auch ins Wasser.

Henrique hatte noch am Morgen standesamtlich geheiratet, am Abend folgte die bittere Enttäuschung. Jene, die man unbedingt vermeiden wollte.

„Es tut mir unheimlich leid“

„Es ist das Schlimmste eingetroffen, was eintreffen hat können“, war Goalie Thomas Mandl bitterlich enttäuscht. „Es tut mir für die Fans unheimlich leid. Es ist ein Scheiß-Abend, ich kann mich nur entschuldigen.“

Kapitän Rene Aufhauser sprach ebenso allen Spielern aus der Seele: „Es tut sehr weh.“

Warum dieses Derby verloren wurde, war für die LASK-Protagonisten leicht zu erklären.

„Wir haben wieder zwei billige Gegentore bekommen“, meinte Kaufmann, der noch eine der besten Chancen in der zweiten Hälfte vergab. Aufhauser schloss sich an: „Der Ausgleich kurz vor der Pause war wieder zu billig.“

Für Trainer Walter Schachner war es noch simpler: „Es ist ganz einfach: "Erstens weil Blau-Weiß ein Tor mehr geschossen hat und zweitens weil Poljanec aus einer Chance das Tor macht. Das ist natürlich bezeichnend.“

Eines erklärt sich aber am einfachsten: Der LASK hat sich aus dem Titelrennen verabschiedet.

Tut mehr weh als die verlorene Meisterschaft“

„Die Chance ist nur noch theoretisch, jeder kann rechnen. Zudem müssten wir nicht nur ein Team überholen. Das schaffen wir nicht, wenn wir solche Tore bekommen“, weiß Schachner.

„Dieses Derby zu verlieren tut viel mehr weh als die Meisterschaft“, war für Mandl das Titelrennen nach den 90 Minuten ohnehin nur noch nebensächlich.

Der Käse des sofortigen Wiederaufstiegs ist gegessen, die Linzer können für nächste Saison planen. In der Ersten Liga.

Und der Sargnagel könnte aus schwarz-weißer Sicht bitterer nicht lauten: Blau-Weiß Linz.

 

Bernhard Kastler