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"Mattersburg hat uns die Schneid abgekauft"

Vorteil Mattersburg.

Mit dem klaren 3:0-Heimsieg gegen den LASK verschafften sich die Burgenländer im Titelkampf der Ersten Liga einen Vorsprung von vier Punkten und einen psychologischen Vorteil.

„Eine feine Geschichte, mehr auch nicht“, spielte Sportdirektor Franz Lederer ob der noch 13 ausstehenden Runden den Triumph etwas herunter. Aber: „Die Art und Weise darf uns zuversichtlich für die nahe Zukunft stimmen.“

Die Hausherren waren die klar bessere Mannschaft, daraus machten auch die Gäste keinen Hehl.

„Sie waren besser, wir haben schlecht gespielt und sind in keine Zweikämpfe reingegangen. Ich weiß nicht, was heute los war“, zeigte sich etwa Christopher Drazan ratlos.

„Sie haben uns die Schneid abgekauft“

Sein Trainer Karl Daxbacher hatte einen Lösungsansatz. „Sie waren aktiver und aggressiver. Wir hatten fürchterliche Ballverluste, die zu Gegenstößen geführt haben. Eigentlich wollten wir aggressiv attackieren, aber Mattersburg hat das besser gemacht und uns die Schneid abgekauft.“

Sein Gegenüber Ivica Vastic, der seinen ehemaligen Trainer aus LASK-Zeiten erstmals bezwingen konnte, freute sich ob des aufgegangenen Plans: „Wir haben mit Aggressivität die Bälle gewonnen und haben dann gut umgeschaltet. Aus diesen Chancen, haben wir auch die Tore gemacht.“

Die fielen zu psychologisch günstigen Zeitpunkten. Markus Pink, mit drei Toren der Matchwinner, traf zwei Mal in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und fünf Minuten nach Wiederanpfiff per Elfer.

„Wir gehen eigentlich mit 0:0 in die Pause, bekommen dann aber noch zwei Treffer in der Nachspielzeit – das war ein Nackenschlag. Es war aber auch nicht unverdient“, wusste Daxbacher.

Für Pink („Wir spielen einen ansehnlichen Fußball“) waren es indes ob eines verletzungsreichen Vorjahres besonders schöne Treffer. „Für mich war es nach dem Seuchenjahr wirklich befreiend.“

„Mit Herz und Leidenschaft“

Mattersburg war in den Zweikämpfen und vor dem Tor präsenter, ließ dabei den an sich spielerisch starken LASK nicht zur Entfaltung kommen. Kapitän Patrick Farkas: „Wir wollten die Tabellenführung verteidigen und den Zuschauern etwas bieten. Das ist uns mit Herz und Leidenschaft gelungen.“

So starteten die Burgenländer mit drei Siegen ins Frühjahr und verbuchten damit um fünf Punkte mehr als der Titelkonkurrent, der im Gegensatz zum SVM im Winter noch Neuzugänge holte.

„Wir haben einen super Teamspirit entwickelt, sind im Winter noch mehr zusammengewachsen, das Trainer-Team gibt uns gute Vorgaben und das setzen wir top um“, freute sich der von Bundesliga-Klubs umworbene Karim Onisiwo, der am liebsten mit seinem jetzigen Klub kommende Saison im Oberhaus spielen würde: „Das ist mein erstes Ziel.“

„Kein Statement Richtung LASK“

Doch der Weg sei noch ein langer, wie alle Mattersburger nach dem Erfolg wissen ließen.

„Es war kein Statement in Richtung des LASK. Es ist ja noch nichts entschieden und es sind noch genügend Spiele zu spielen. Wir müssen am Boden bleiben“, hielt Trainer Vastic fest.

„Ich freue mich einfach, dass die Mannschaft die Leistungen aus den letzten beiden Spielen bestätigt hat und wir das Gespenst, nicht gegen den LASK gewinnen zu können, eindrucksvoll verjagt haben.“

Die LASK-Protagonisten wollen das Spiel nicht überbewerten.

„In den ersten beiden Spielen waren wir die klar bessere Mannschaft, heute nicht. Ich würde da jetzt nicht eine Krise herbeireden, wir müssen einfach schauen, dass wir am Dienstag wieder da sind. Jetzt müssen Siege her. Man kann niederfallen, aber man muss auch wieder aufstehen“, sagte Daxbacher.

„Haben heute die Reifeprüfung nicht bestanden“

Die Erwartungshaltung versuchte der Linzer Coach indes wieder etwas realistischer zu gestalten.

„Es scheint so zu sein, dass wir jedes Spiel nun klar beherrschen und gewinnen müssen. Im Gegensatz zum Herbst, wo wir uns gefreut haben, wenn wir nach einem schwächeren Spiel in der letzten Minute das Siegestor geschossen haben. Das ist eben so, weil wir zum Favoriten gemacht worden sind. So wie wir heute gespielt haben, ist Mattersburg der Favorit“, übergibt Daxbacher an Vastic.

Klar war für ihn aber: „Das war eine Reifeprüfung, die wir heute nicht bestanden haben.“ Zudem wirkt der LASK alternativlos, wenn man ihm die Räume nicht gibt. Das war schon gegen St. Pölten der Fall, das allerdings auch dem SVM das Leben schwer machte sowie Liefering ein Remis abknöpfte.

Die Mattersburger zeigten sich an diesem Abend vor 5000 Zuschauern jedenfalls kampfkräftiger.

Daxbacher: „Vielleicht haben sie von den Spielertypen mehr Fighter drinnen. Wir waren teilweise ängstlich, was bei manchen Spielern mehr verständlich ist als bei anderen, die schon Bundesliga gespielt haben. Es war aber gesamtgesehen einfach eine schlechte Leistung.“

Drazan ist sich sicher: „Es sind noch genug Runden zu spielen, um wieder vorne zu stehen und das schaffen wir auch.“ Dafür muss sich der LASK gewiss steigern. Aktuell heißt es: Vorteil Mattersburg.

 

Bernhard Kastler