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63 Jahre später - "Maracanazo" ist gegenwärtig

63 Jahre später -

Uruguay will in Brasilien den Mythos vom WM-Sieg 1950 aufleben lassen.

"Maracanazo" nennen die Brasilianer jene traumatisierende Niederlage im entscheidenden Spiel vor über 63 Jahren, als der Titel im legendären Oval von Rio an den südamerikanischen Rivalen ging.

Am Mittwoch. 21 Uhr, soll sich diese Schmach im ersten Semifinalspiel des Confederations Cup für die erneut erfolgsverwöhnten Hausherren nicht wiederholen.

Fans vom Finale überzeugt

Brasilien tritt in Belo Horizonte als klarer Favorit auf den Finaleinzug an. Drei Siege in der Gruppenphase, zuletzt das gefeierte 4:2 gegen Italien, haben die kritischen Fans des fünffachen Weltmeisters in geradezu euphorische Stimmung versetzt.

Ein Jahr vor der Heim-Weltmeisterschaft soll das in der WM-Qualifikation zuletzt alles andere als überzeugende Uruguay auf dem Weg zum dritten Confed-Cup-Sieg in Folge kein Stolperstein werden.

Zumindest für Brasiliens Torhüter Julio Cesar ist der im Umfeld der "Selecao" geäußerte Optimismus aber trügerisch.

Keeper Julio Cesar warnt

"Wir müssen vorsichtig sein. Ein kleines Detail kann den Ausschlag geben", warnte der Schlussmann der Queens Park Rangers. "Die Tatsache, dass wir die drei letzten Spiele gewonnen haben, macht uns nicht zum Favoriten."

Cesar erinnerte an die Copa America 2011. Dort hatte Uruguay Gastgeber Argentinien in der K.o.-Phase ausgeschaltet und dann auch den Titel gewonnen.

Allein das Trio Edinson Cavani, Diego Forlan und Luis Suarez könne für den WM-Vierten von 2010 im Alleingang Spiele entscheiden. "Wenn wir gegen Uruguay spielen, müssen wir sehr vorsichtig sein", sagte auch Brasiliens Teamchef Luiz Felipe Scolari.

Sturm-Reihen im Blickpunkt

Zumindest in der Offensivabteilung sollte Brasilien im 71. Duell mit der "Celeste" mithalten können. Alle Augen werden wieder auf den dreifachen Turnier-Torschützen Neymar gerichtet sein, dessen Nebenleute Hulk, Fred und Oscar sind ebenfalls immer für einen Treffer gut.

Inwiefern Uruguays Hintermannschaft dem gelbblauen Angriffswirbel gewachsen ist, wird sich zeigen.

Im Auftaktspiel gegen Spanien (1:2) schienen Kapitän Diego Lugano und Co. vom Elan des Weltmeisters überfordert.

Trainer Oscar Tabarez sah sein Team nach dem 8:0-Torfestival gegen Tahiti aber durchaus gerüstet. "Wir haben eine paar Spieler geschont, sonst hätten sie länger gebraucht, um sich zu erholen. Jetzt haben wir zwei weitere Chancen, einen guten Eindruck zu hinterlassen", sagte der 66-Jährige.

Wie der Papst und Sinatra

Uruguay bleibt immerhin auch der seit 1950 anhaltende psychologische Vorteil. Seit damals erinnert die 3-Millionen-Nation den großen Nachbarn (knapp 200 Mio. Einwohner) an das legendäre Duell in Rio.

Im entscheidenden Spiel der Finalrunde holte Uruguay dank eines Tores von Alcides Ghiggia seinen zweiten WM-Titel.

"Nur drei Menschen haben 200.000 Menschen im Maracana mit einer einzigen Geste zum Schweigen gebracht: Frank Sinatra, Papst Johannes Paul II und ich", sagte Ghiggia später.

Geschichte ist passé

Nach "Maracanazo" (Der Schlag von Maracana) wurde der für das Gegentor verantwortlich gemachte brasilianische Torhüter Barbosa zeit seines Lebens von Spielen der Nationalmannschaft ferngehalten.

Die bis zu jenem Spiel getragenen weißen Trikots wurden nie wieder angezogen und durch die nun gebräuchliche Farbgebung ersetzt.

Die Helden von heute sind persönlich unbelastet. Trainer Scolari war 1950 keine zwei Jahre alt. Für die aktuelle Spieler-Generation ist das Trauma noch mehr Geschichte, die in Brasiliens Fußballseele eingebrannt ist, den Alltag aber nicht bestimmt.

"Nein, ich habe keinen Großvater oder so, der mir vom Maracanazo erzählt hat. Das ist ein anderes Spiel jetzt, ein anderer Moment", sagte Mittelfeldabräumer Luiz Gustavo.