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"Der Bann ist gebrochen"

„Er hat mir gesagt, dass ich links spielen, in die Tiefe gehen und das Tor machen soll. Weil ich auf das höre, was mein Trainer sagt, habe ich eben das Tor gemacht“, lacht Kevin Friesenbichler.

Austria-Coach Thorsten Fink entgegnet mit einem Schmunzeln: „Das habe ich schon öfter zu einem Spieler gesagt. Aber es klappt nicht immer.“

Mit dem ersten und einzigen Ballkontakt

Im 315. Wiener Derby wurde die „Anweisung“ jedenfalls in die Tat umgesetzt. Friesenbichler kam in der 87. Minute in Spiel, versenkte die Kugel in der 89. Minute mit seinem ersten und einzigen Ballkontakt im Tor und sorgte für den 2:1-Sieg der Veilchen beim SK Rapid.

„Wahnsinn, solche Geschichten schreibt der Fußball“, strahlt der Matchwinner und beschreibt bereitwillig seinen Treffer, „es war ein richtig guter Pass von Kayode, ich bin in die Schnittstelle gegangen, habe kurz aufgeschaut und gesehen, dass der Tormann das kurze Eck aufmacht. Super, dass der Schuss so genau gepasst hat.“

"Ein Wahnsinnsgefühl!"

Der Knoten ist geplatzt. 434 Spielminuten musste der violette Neuzugang auf seinen ersten Treffer in der Bundesliga warten: „Ich bin sehr froh, dass ich erstmals getroffen habe. Mein erstes Tor habe ich mir für einen unglaublichen Zeitpunkt aufgehoben.“

Der 21-Jährige tut sich schwer, seine Gefühle unmittelbar nach dem Tor in Worte zu fassen: „Viel ist mir nicht durch den Kopf gegangen. Ich war einfach überglücklich. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn so etwas im Derby gelingt. Das kann man nicht beschreiben, das muss man selbst erleben.“

"Mein wichtigster Treffer"

Es sei „mit Abstand der wichtigste Treffer“ seiner Karriere gewesen, versichert der Steirer. Nach dem Spielende standen die Gratulanten fast Schlange. Jeder Austria-Profi freute sich mit dem Angreifer.

Alexander Gorgon klopft Friesenbichler auch verbal auf die Schulter: „Ich gönne ihm es wirklich sehr. Er ist seinem ersten Tor in der Meisterschaft sehr lange nachgelaufen. Wenn du dann gleich im Derby mit einem Siegtreffer anschreiben kannst, ist es natürlich herrlich. Er ist ein akribischer Arbeiter, der sich immer reinhaut. Er reibt sich immer vorne auf.“

Im Moment des Triumphs denkt der Goldtorschütze auch an die vergangenen Wochen, in denen es nicht nach Wunsch gelaufen ist, zurück: „Ich hatte schon Chancen, war aber ab und zu zu überhastet, es hat auch ein bisschen das Glück gefehlt. Ich bin froh, dass der Bann gebrochen ist. Hoffentlich geht es jetzt so weiter.“

"Er hat derzeit das Nachsehen"

Das Ziel sei es, einen Stammplatz zu erobern. Das ist ihm zwischenzeitlich auch gelungen. Von der siebenten bis zur zehnten Runde stand der U21-Teamspieler vier Mal in Folge in der Startelf. Mittlerweile hat er mit Lary Kayode aber einen neuen Konkurrenten bekommen. Der Nigerianer ist nämlich vom linken Flügel an die vorderste Front gerückt.

Fink erklärt: „Er trainiert im Moment hervorragend, hat aber derzeit gegenüber Kayode, der für jede Mannschaft sehr unbequem ist, das Nachsehen. Er muss einfach warten. Aber es ist schön, so einen tollen Stürmer in der Hinterhand zu haben.“

Viel besser Werbung in eigener Sache betreiben, als es Friesenbichler im Derby getan hat, kann man sowieso nicht.

Harald Prantl/Alexander Karper