news

"Eine sehr unangenehme Situation"

Es war ein Tief, mittlerweile kann man es getrost als Krise bezeichnen. Wenngleich es in Salzburg noch niemand so nennen will.

Fünf Spiele in Folge konnte der Doublegewinner nun schon nicht mehr gewinnen. Einen derartigen Negativlauf hatten die „Bullen“ zuletzt im Herbst 2010, als sie unter Coach Huub Stevens von Mitte August bis Ende September bewerbsübergreifend ganze sieben Partien ohne vollen Erfolg blieben.

Nach der 2:3-Heimniederlage gegen die Wiener Austria hängen die Köpfe in der Mozartstadt. „Wir durchleben eine sehr unangenehme Situation“, sagt Trainer Adi Hütter.

"Da müssen wir den Hebel ansetzen"

Im Salzburger Spiel stimmt es von hinten bis vorne nicht. Da werden viel zu viele Chancen zugelassen, dort werden nicht genug erarbeitet und hochkarätige vergeben und dazwischen funktioniert das Spiel gegen den Ball auch nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Wochen.

Ein Dutzend Gegentreffer hat Salzburg in den vergangenen fünf Spielen zugelassen. Das sind im Durchschnitt 2,4 pro Partie. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Partien. Wir lassen viel zu viele Chancen zu. So dürfen wir uns nicht präsentieren, da müssen wir den Hebel ansetzen“, so Hütter.

Sportchef Ralf Rangnick findet noch deutlichere Worte: „Wenn du auf fast schon fahrlässige Art und Weise Gegentore zulässt, ist es schwer, die Spiele zu gewinnen. Wenn man sich ansieht, wie wir uns beim 2:3 verhalten haben… Das hatte Anzeichen von Schüler-Niveau. Es geht einfach nicht, dass man sich vom Stellungsspiel her so verhält.“

Die Innenverteidigung – bestehend aus Martin Hinteregger und Andre Ramalho – ist weit von ihrer Bestform entfernt. Und Ersterer nach seiner Gelb-Roten Karte am kommenden Wochenende gegen Rapid auch noch gesperrt.

„Ich habe keine Alternativen“, sagt Hütter zu diesem Thema. Fränky Schiemer, Asger Sörensen, Rodnei und Isaac Vorsah sind verletzt. Stefan Ilsanker springt ein, wenn Not am Mann ist.

Abgesehen von den Problemen in den Innenverteidigung funktioniert das Defensiv-Spiel aber auch weiter vorne nicht nach Wunsch.

„Für mich drückt der Schuh beim Spiel gegen den Ball. Wir spielen nicht mehr so konsequent gegen den Ball wie vor drei, vier Wochen, geschweige denn wie in der vergangenen Saison“, findet Rangnick. Hütter stößt ins selbe Horn: „Es geht nicht nur um die Verteidigung, es geht um die ganze Mannschaft.“

Kevin Kampl hat es auf dem Feld ähnlich erlebt: „Das hat nichts mit der Taktik zu tun, das sind individuelle Fehler. Wir sind nicht kompakt genug. Die Lücken waren von vorne bis hinten einfach zu groß.“

Rückendeckung für Hütter

Hütter hat jedenfalls die Rückendeckung Rangnicks. „Ich glaube nicht, dass es am Trainer liegt. Ich bin davon überzeugt, dass er das hinbekommt“, sagt der Sportchef.

Der Coach selbst ist ebenfalls bemüht, Ruhe zu bewahren: „Ich war am Anfang, als alle gemeint haben, die Meisterschaft wäre ein Selbstläufer, nicht himmelhochjauchzend und ich bin jetzt nicht zu Tode betrübt. Wenn man bei so einem Verein wie Red Bull Salzburg fünf Spiele nicht gewinnt, dann wird die Kritik groß. Das ist normal und auch verständlich. Ich versuche so zu arbeiten, dass wir in die richtige Spur kommen.“

Dass es zumindest von den Ergebnissen her schleunigst in die andere Richtung gehen muss, ist beim Meister sowieso jedem klar. „Wir müssen versuchen, unseren Fußball wieder richtig auf den Platz zu bringen – über 90 Minuten und nicht nur phasenweise. Dann kommen die Siege wieder automatisch“, so Kampl.

Das beste Beispiel dafür, dass es ganz schnell auch wieder in die andere Richtung gehen kann, ist eben erst mit drei Punkten im Gepäck aus Salzburg abgereist. Bei der Austria ist nach dem zweiten Sieg in Folge keine Rede mehr von der Krise.

Harald Prantl

Salzburg Austria
Ballbesitz 55% 45%
Zweikämpfe 50,5% 49,5%
Eckbälle 7 4
Torschüsse 18 18
Torschüsse außerhalb Strafraum 6 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 12 12
Kopfballchancen 1 1
Abseits 3 2
Fouls 10 13