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Austria, die Kirche und das Dorf

Austria, die Kirche und das Dorf

Jedem Zuseher, der in der 59. Minute behauptet hätte, dass die Wiener Austria ihr Heimspiel gegen die Admira mit einem souveränen 4:0 für sich entscheidet, wäre zweifellos der Fußball-Verstand abgesprochen worden.

„Erste Hälfte war das teilweise richtig gut, wir konnten Nadelstiche nach vorne setzen“, stellte Christoph Schösswendter fest. Ein Spieler des Verlierers, wohlgemerkt.

„Unser Spiel war zu statisch, wir waren nicht so bewegungsfreudig wie es sein sollte. Durch die Fehlpässe haben wir viel Kraft verloren“, fand Alexander Gorgon. Ein Spieler des Siegers, wohlgemerkt.

Süffisanter Jubel

Die Veilchen wirkten, als ob sie ihr Selbstvertrauen aus dem Derby-Sieg im Happel-Stadion gelassen oder spätestens in der Länderspielpause verloren hätten. Die mittlerweile seit acht Spielen sieglose Admira stand indes gut und ließ nur eine Großchance durch Alexander Grünwald zu.

Dementsprechend unzufrieden reagierten die 7.064 anwesenden Zuseher, schon vor der Pause wurden Rückpässe der Violetten mit süffisantem Jubel quittiert.

„Man hört die Unzufriedenheit auf den Rängen, wenn wir nicht schon in der ersten Hälfte den Offensivfußball, den man von uns gewohnt ist, spielen“, sagte Daniel Royer. FAK-Coach Gerald Baumgartner dazu: „Wir sind dazu da, um die Fans zu begeistern. Aber Fußball ist kein Wunschkonzert.“

Die richtigen Worte

Zu Beginn der zweiten Hälfte präsentierten sich die Hausherren dann ein wenig besser, wenngleich noch lange nicht gut. „Der Trainer hat in der Pause die richtigen Worte gefunden“, berichtete Royer.

Baumgartner: „Eigentlich habe ich schon vor dem Spiel geglaubt, die richtigen Worte gefunden zu haben. Aber das war nicht so. Zur Pause habe ich klar angesprochen, dass wir besser Fußballspielen müssen.“

Letztendlich war es dann ein Elfmeter gepaart mit einer Roten Karte gegen Richard Windbichler, der das Spiel der Austria auf Schiene brachte.

„Ich glaube, dass ich nicht viel gemacht habe. Gut, in der Wiederholung sieht man, dass meine Hand auf seinem Körper war. Mehr nicht. Der Stürmer ist super weggesprungen und hat viel daraus gemacht. Und dann hat der Schiedsrichter gepfiffen. Das ist zur Kenntnis zu nehmen“, kommentierte der Übeltäter die Szene.

"In der Südstadt wird der nicht immer gepfiffen"

Admira-Coach Walter Knaller empfand die Entscheidung ebenfalls als umstritten: „In der Südstadt wird der nicht immer gepfiffen. Damari hat das clever gemacht.“

Der Gefoulte, Omer Damari, sah es naturgemäß anders: „Er hat mich berührt. Wenn er das nicht getan hätte, wäre ich ins Eins-gegen-Eins mit dem Tormann gegangen. Es war ein Elfmeter.“ Und der Israeli verwandelte den Strafstoß in souveräner Manier.

„Ich bin hierher gekommen, um Tore zu schießen und bin froh, dass mir das auch gelingt. Ich will einfach so weitermachen“, so der trockene Kommentar des Goalgetters.

Gelöste Blockaden

Und plötzlich lief es bei den Veilchen. „So ein Tor löst Blockaden“, sagte Royer. Das hatte auch Schösswendter schmerzlich festgestellt: „Man hat gemerkt, dass sich bei der Austria ein Knoten gelöst hat. Wir haben die Ordnung verloren und sie haben das eiskalt ausgenutzt.“

Royer legte als Einwechselspieler – wie schon im Derby – nach. „Das soll kein Dauerzustand werden“, sprach der Steirer seinen Anspruch, in der Startelf zu stehen, an. Baumgartner tröstete: „Er hätte es sich auch verdient gehabt, von Anfang an zu spielen. Es gibt immer ein paar Härtefälle.“

Zum Härtefall entwickelt sich indes der Negativlauf der Südstädter. „Wir spielen 60 Minuten gut, sind aber die Trotteln, weil wir 0:4 verloren haben. Das ist sehr schade. Jetzt muss man die Lehren daraus ziehen und den Kopf oben zu halten, weil jeder Punkt zählt. Du darfst nicht an dir zweifeln, musst aus den nächsten Spielen alles aus dir rausholen“, übte sich Windbichler in Durchhalteparolen.

"Es war zu befürchten"

Schösswendter tröstete sich mit der Tabellensituation: „Es ist schon den ganzen Herbst zach. Den Spielraum, den wir uns in den ersten Runden erarbeitet haben, haben wir jetzt wieder hergegeben. Es ist aber nach vorne auch nicht weit. Es ist also kein Zweikampf da unten.“

Knaller gab indes zu, dass ihn die aktuelle Situation nur bedingt überrasche: „Wir haben keinen Grund, die Nerven wegzuschmeißen. Wenn ich an letztes Jahr denke, hat es schon schlimmere Zeiten gegeben. Aber es war zu befürchten, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln in den Kampf gegen den Abstieg verstrickt sein werden.“

Gelernt hat man auch bei der Austria. Die zwei Siege in Folge werden nicht überbewertet. Royer: „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Wir haben schon so oft in dieser Saison gesagt, dass es jetzt soweit ist. Aber wir sollten die Dinge korrekt bewerten und einfach von Spiel zu Spiel schauen.“

30 gute Minuten reichten diesmal zwar locker gegen die dezimierte Admira, doch davor waren die Violetten weit entfernt von Glanz und Gloria.

Harald Prantl/Martin Wechtl

  Auatria Admira
Ballbesitz 68,7% 31,3%
Zweikämpfe 53,5% 46,5%
Eckbälle 8 2
Torschüsse 20 5
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 13 1
Kopfballschancen 3 0
Abseits 5 8
Fouls 15 9