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Altachs Euphorie ist perfekt

Altachs Euphorie ist perfekt

Adi Hütter bezeichnete Altach vor der Reise der „Bullen“ ins Ländle als „Team der Stunde“.

Nach dem 4:1-Sieg des Aufsteigers gegen Titelverteidiger und Spitzenreiter RB Salzburg hat sich dieser Eindruck verstärkt.

Die Vorarlberger schwimmen seit Wochen auf der Erfolgswelle, haben neun Liga-Spiele in Folge nicht verloren und in dieser Zeit 17 Punkte gesammelt – nur der SK Sturm konnte in dieser Phase ebensoviele Zähler verbuchen.

„Das kann keiner fassen“

Durch die beiden Heimsiege gegen Rapid (2:0) und eben Salzburg ist die Euphorie in Vorarlberg perfekt. Das Schnabelholz, das sich schon seit einigen Jahren Cashpoint-Arena nennt, war gegen die Salzburger – abgesehen vom Gästesektor – ausverkauft. „Das war eine super Stimmung hier“, stellte auch RBS-Keeper Peter Gulacsi fest.

Und nach dem Schlusspfiff gegen die „Bullen“ tischte der Stadion-DJ den jubelnden Fans folgerichtig auch „Beautiful Day“ von U2 auf. „In ganz Altach kann das keiner fassen“, grinste Ismael Tajouri im Interview mit „Sky Sport Austria“. Und damit meinte er freilich nicht die Musik-Wahl, sondern den deutlichen Erfolg gegen den Meister.

„Es ist alles aufgegangen“

Auch Hannes Aigner strahlte: „Es ist alles aufgegangen. Wir haben uns sehr viel vorgenommen und sehr guten Fußball gespielt. Es ist etwas Besonderes für uns, dass wir als klarer Sieger vom Platz gehen durften.“

Sein Trainer Damir Canadi ergänzte: „Wir waren sehr diszipliniert, haben mit einer tollen Einstellung und sehr großem Siegeswillen gespielt. Wir können wirklich sehr stolz sein. Ich genieße das.“

„In allen Belangen schlechter“

Hütter blieb nichts viel anderes übrig, als seinem früheren Arbeitgeber zu gratulieren. „Der Sieg war – auch in dieser Höhe – absolut verdient. Altach hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir waren in allen Belangen die schlechtere Mannschaft.“

Dass die Salzburger womöglich aufgrund des Europacup-Einsatzes am Donnerstag nicht ihre Top-Leistung abrufen konnten, sahen praktisch alle Beteiligten so.

Müde Salzburger

„Wir waren vielleicht nicht zu 100 Prozent frisch“, meinte Gulacsi. Canadi: „Salzburg war heute vielleicht nicht bei 100 Prozent – das hat uns sicher in die Karten gespielt.“

Auch Hütter sprach das Thema an: „Ich möchte nicht mit Ausreden beginnen. Das Einzige ist, dass wir in 22 Tagen sieben Spiele gehabt haben. Nach einem Europa-League-Spiel ist es immer schwierig, in der Liga gleich wieder den Anschluss zu finden.“

Viele Ausfälle keine Entschuldigung

Hinzu kam freilich, dass die Salzburger abermals viele Ausfälle zu beklagen hatten. 15 Minuten vor dem Spiel wurde bekannt, dass auch Kevin Kampl, der für die Startelf vorgesehen war, passen würde müssen.

Altach Salzburg
Ballbesitz 38,4% 61,6%
Zweikämpfe 54,5% 45,5%
Eckbälle 8 8
Torschüsse 22 17
Torschüsse außerhalb Strafraum 6 8
Torschüsse innerhalb Strafraum 16 9
Kopfballchancen 5 4
Abseits 3 1
Fouls 9 12

„Wir waren wieder nur mit 14 Spielern da. Die Alternative, jemandem eine Pause zu geben, ist momentan nicht da. Das macht es schwieriger. Trotz allem darf uns so etwas wie hier in Altach nicht passieren“, so Hütter.

Auch Gulacsi wollte das nicht als Entschuldigung für die schwache Vorstellung sehen: „Wir arbeiten momentan mit einem sehr kleinen Kader. Aber normalerweise sollte das kein Problem für uns sein.“

„Nur ruhig bleiben“

Den Altachern ist das freilich ziemlich egal. Vielmehr sind Trainer und Spieler angesichts der jüngsten Erfolge bemüht, die Bäume nicht in den Himmel wachsen zu lassen.

„Nur ruhig bleiben. Es ist noch nicht einmal Halbzeit der Saison“, mahnte Aigner. Canadi sagte: „Wir nehmen die Situation so an, wie sie ist, werden weiter arbeiten und versuchen, die Leistungen zu bestätigen. Das ist schwer genug. Wir werden sehr demütig bleiben. Wir wissen, wie schnell es im Sport geht.“

Altachs „Riesenschritt nach vorne“

Dennoch ist man im Ländle natürlich stolz auf die Entwicklung, die in den vergangenen Wochen stattgefunden hat. Tatsächlich traten die Vorarlberger ganz anders auf, als noch Mitte August, als sie in Salzburg eine 0:5-Pleite verdauen mussten.

Aigner: „Wir haben einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Die ersten acht, neun Runden haben wir gebraucht, um uns an die Liga zu gewöhnen. Das ist jetzt weg. Von dem her haben wir uns weiterentwickelt. Darauf sind wir am meisten stolz.“

„Wir bleiben am Boden“

Canadi sieht es auch so: „Wir steigern uns, nehmen die Liga immer besser an. Wir haben auch fußballerische Qualitäten, die wir mental umzusetzen versuchen. Es ist ja nicht immer leicht, dass sich das jeder von Anfang an zutraut.“

Am Selbstvertrauen scheitert es mittlerweile nicht mehr. Nun geht es vielmehr darum, die Brust nicht zu breit werden zu lassen. Geht es nach Canadi, wird das gelingen: „Wir bleiben am Boden.“