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Keine Lösung der Probleme in Sicht

Keine Lösung der Probleme in Sicht

„Mir fehlen wirklich die Worte.“

Nicht nur Rapid-Trainer Peter Schöttel verschlug es nach dem 1:1 am Innsbrucker Tivoli die Sprache.

Mit dem neunten sieglosen Spiel in Folge haben die Hütteldorfer einen neuen Tiefpunkt erreicht – noch dazu einen historischen.

Nur ein einziges Mal in der Geschichte blieb Rapid ebenso viele Partien in Folge ohne Sieg. 1987/88 war jedoch der große Unterschied, dass man trotzdem Meister wurde.

„Es wird nicht besser“

Davon sind die Grün-Weißen, die vor dem Sonntags-Schlager zwischen Salzburg und Sturm auf Rang drei kletterten, bekanntlich meilenweit entfernt.

Erstens ging es gegen das Tabellenschlusslicht, zweitens agierte man – wohlgemerkt – ab der 23. Minute nach dem Ausschluss von Marco Kofler mit einem Mann mehr, ab der 73. nach Gelb-Rot für Hauser sogar mit elf gegen neun Spieler.

„Es wird nicht besser. Wenn du dieses Spiel wieder nicht gewinnst, dann ist es schwierig, dich Woche für Woche zu pushen. Es wäre heute ohne Probleme ein klarer Auswärtssieg möglich gewesen“, rang sich der Chefbetreuer bei "Sky" dann doch noch zu einer Analyse durch.

In der Anfangsformation nahm er Veränderungen vor, die sich nicht entscheidend auf das Spiel der Hütteldorfer auswirkten.

Anhaltende Verunsicherung trotz Veränderungen

In der Torhüter-Frage entschied sich das Trainerteam für Jan Novota, der auch nicht immer souverän wirkte, anstelle von Lukas Königshofer, der zuletzt in Ried patzte.

„Es ist ein guter Zeitpunkt, Jan spielen zu lassen. Lukas war zuletzt arg in der Kritik. Ich schätze den Gegner bei Standardsituationen sehr gefährlich ein. Da denke ich, dass Jan die richtige Wahl ist“, begründete Schöttel seine Entscheidung vor dem Spiel.

Markus Heikkinen erbte überraschend Gersons Platz in der Innenverteidigung, Stefan Kulovits ersetzte den verletzten Harald Pichler und Marcel Sabitzer den gesperrten Christopher Trimmel.

Die Verunsicherung war aber auch der neu zusammengewürfelten Truppe anzumerken, Ideen über weite Strecken Fehlanzeige, Wacker zwischendurch sogar die gefährlichere Mannschaft.

Fahrlässige Chancenverwertung gegen zehn/neun Mann

Bis zum Ausschluss von Kofler nach Foul als letzter Mann am durchbrechenden Deni Alar.

„Die Ausschlüsse waren zwei klare Rote Karten, die haben wir nicht geschenkt bekommen. Wir brauchen uns bei niemand anderem beschweren, wir müssen uns selbst an der eigenen Nase nehmen.“

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit wusste Rapid die Überzahl auszunützen. Mehrere Chancen wurden jedoch stümperhaft vergeben, Terrence Boyd traf nur die Latte.
Wacker Rapid
Torschüsse Wernitznig, Wallner je 4 Boyd 4
Torschuss-Vorlagen Hauser, Hinterseer, Wallner, Saurer je 2 Alar 5
Ballkontakte Abraham 67 Wydra 84
Zweikampfquote Svejnoha 65,0% (13/7) Sonnleitner 88,9% (16/2)
Passquote Hinterseer 85,7% (6/1) Heikkinen 96,5% (28/1)

„Wir waren mit unseren Chancen viel zu nachlässig“, musste sich Schöttel wie in den vergangenen Wochen einmal mehr wiederholen.

„Das hat Wacker nur uns zu verdanken“

Selbst nach dem Führungstreffer durch Boyd nach dem einzigen Fehler von Szabolcs Safar in dieser Partie wirkte Rapid unsicher.

Anstatt den Sack zuzumachen – Chancen wären vor allem nach Gelb-Rot für Hauser zur Genüge vorhanden gewesen - kassierte man gegen neun Innsbrucker den Ausgleich.

„Wir haben lange gebraucht, um das Tor zu machen. Statt, dass es 3:0, 4:0 oder 5:0 steht, bekommen wir dann den Ausgleich. Wir haben wieder den einen Fehler gemacht, der bestraft wurde. Das spiegelt aber keineswegs die Leistung wider.“

Und Schöttel ergänzte: „Dass Wacker gepunktet hat, haben sie nur uns zu verdanken.“ Der nächste Tiefschlag für den ohnehin schon angeschlagenen Traditionsverein und den immer mehr in der Kritik stehenden Trainer.

Ratlosigkeit bei Mannschaft und Fans

Mittlerweile entpuppt sich der Negativlauf als „Neverending-Story“, der von den mitgereisten Fans mit einem stillen Protest bestraft wurde.

Da ihre Forderungen der letzten Wochen und Monate nicht erhört wurden, legten sie den Support nieder, verzichteten auf Banner und erklärten die Fan-Kurve „bis auf weiteres geschlossen.“ Ein Schriftzug ergänzte: „Alle schuldig, alle raus.“

Die Nerven liegen blank, Schöttel bleibt aber wie immer sachlich. „Wer am grünen Rasen ist, kann die Situation verändern. Wir arbeiten so, dass wir uns vorbereiten, um diese Spiele zu gewinnen. Wenn wir aus so einem Übergewicht an Chancen nicht gewinnen, ist der Frust riesengroß.“

Der nächste Anlauf auf den ersten Sieg im Frühjahr startet daheim gegen Wiener Neustadt. Wie man die Misere abschütteln soll, scheint aber selbst den Beteiligten ein großes Rätsel zu sein.


Alexander Karper