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Soriano: "Das war ein Fehler"

Soriano:

Am Donnerstag wird Jonatan Soriano 30 Jahre alt.

Davor wollte der Kapitän des FC Red Bull Salzburg noch etwas loswerden. „Ich bin dankbar, hier einiges klarstellen zu können“, sagt der Spanier beim Interview-Termin mit LAOLA1.

Denn im Sommer herrschte dicke Luft beim erfolgreichsten Goalgetter der Red-Bull-Ära (153 Spiele, 135 Tore) und brachte dies vor allem auf der Social-Media-Plattform „Instagram“ zum Ausdruck.

Am Dienstag schoss der Stürmer Salzburg ins ÖFB-Cup-Achtelfinale, am Tag vor seinem 30. Geburtstag arbeitet „El Capitan Catalan“ mit LAOLA1 den Sommer auf und blickt nach vor.

LAOLA1: Am Donnerstag wirst du 30 Jahre alt. Zufrieden, wie dein Leben bisher verlief?

Jonatan Soriano: Früher, als ich 17, 18 Jahre alt war, dachte ich mir immer, dass ich mit 30 eine Familie und mich als Fußballer etabliert haben möchte, so dass ich davon leben könnte. Ich habe mir nie erwartet, dass ich ein Messi werde oder in diese Kategorie komme, aber schon etwas zu erreichen. Und ich bin glücklich und zufrieden, was ich erreicht habe. Ich habe eine tolle Familie, die ich über alles liebe und mir viel Liebe gibt. Sportlich habe ich Titel gewonnen, viele Tore geschossen und bin bei einem Verein, wo alles für mich passt. Ich bin rundum zufrieden.

LAOLA1: Das war im Sommer offenkundig nicht immer so. Womit warst du unzufrieden?

Soriano: Zunächst möchte ich sagen: Ich habe ein Problem. Ich spreche manchmal Dinge zu schnell aus, bevor ich darüber lange nachdenke. Da sage ich es genau so, wie ich es in diesem Moment empfinde. Obwohl ich später zu einem anderen Schluss komme. Da muss ich dazu lernen. Ich versuche mich dahingehend zu kontrollieren, das ist ein Lernprozess. Es ist nicht gut, impulsiv zu reagieren. Ich bin manchmal einfach zu schnell unzufrieden, weil ich eine Kämpfernatur bin, ein Mensch, der ehrgeizig ist und viel dafür tut, um etwas zu erreichen. Ich will immer gewinnen. Wenn es dann nicht so ist, wir nicht so spielen, wie wir schon gespielt haben, dann habe ich zu schnell negative Gedanken. Das ist auch nicht in Ordnung.

LAOLA1: Waren deine kritischen „Instagram“-Posts in deiner Funktion als Kapitän ein Fehler? 

Soriano: Auf jeden Fall. Das war ein Fehler, da brauchen wir nicht drumherum reden. Da suche ich nach keinen Entschuldigungen oder Ausreden. Ich dachte etwa im Moment, als ich dieses eine Bild (Kinderfußball nach 2:2 bei der Admira, Anm.) gepostet habe, nicht, dass ich Kapitän dieser Mannschaft bin, sondern war einfach nur sauer, enttäuscht und wütend. Ich habe mich eben von meinen Emotionen leiten lassen. Ich gehe davon aus, dass ich das in Zukunft nicht mehr machen und mich unter Kontrolle haben werde. Man muss mit gewissen Dingen vorsichtiger umgehen. Fehler passieren allen Menschen, so auch mir. Das kann man einem aber auch verzeihen, denke ich.

Roger Schmidt wollte Jonatan Soriano nach Leverkusen lotsen

LAOLA1: Es wurde wohl auch deswegen mehr daraus gemacht, weil du auf „Instagram“ einem Fan auf die Frage, ob dein Transfer zu Bayer schon fix sei, mit „Fix ist nicht“ geantwortet hattest.

Soriano: Viele Fans schreiben mich an und ich habe einfach nur versucht, korrekt zu antworten. Nämlich mit denselben Worten, wie die Frage gestellt wurde. Ich verstehe nicht, warum ich dafür auch kritisiert wurde. Ich habe nur die Worte wiederholt und es verneint. Ich antworte nicht ausschweifend auf Deutsch, weil ich die Sprache nicht so gut beherrsche. Vielleicht wurde es einfach falsch ausgelegt, ich kann nachvollziehen, wenn es auf Deutsch anders klingt als vielleicht auf Spanisch. Dann war es ein Missverständnis. Deswegen möchte ich hier nun auch sagen, dass dies nur eine Antwort auf eine Frage war – ohne irgendeine weitere Message. 

LAOLA1: Auf was hast du dich mit dem sportlichen Leiter Christoph Freund bei deinem Gespräch am letzten Transfertag verständigt?

Soriano: Mir ist wichtig, dass man an dieses Thema auch anders herangeht: Mir geht es nicht schlecht und es ist nicht so, dass ich einfach weg will. Ich habe damals bewusst meinen Vertrag bis 2018 verlängert. Man muss einfach verstehen, dass es dieses Interesse gab und es eine konkrete, gute Möglichkeit war, die ich wahrnehmen wollte. Aber auch wenn ein paar Dinge nicht so gelaufen sind, wie ich mir das vorgestellt habe, heißt das nicht, dass ich sofort Red Bull Salzburg verlassen würde. Es gab auch letztes Jahr genügend Angebote, da bin ich auch nicht gegangen. Und jetzt bin ich auch nicht traurig darüber, dass ich nicht bei Leverkusen bin. Ich fühle mich hier zu 100 Prozent wohl. Ich glaube zweifellos daran, dass ich mit Red Bull Salzburg in der Champions League spielen kann. Sonst wäre ich auch nicht hier. So lange ich hier bin, glaube ich an dieses Projekt.

LAOLA1: Der Salzburger Weg, der seit 2012 gegangen wird, hat diesen Sommer von Neuem begonnen. Kannst du dir vorstellen, ihn wieder so mitzugehen? 

Soriano: Ja, ganz logisch. Ich habe Vertrag hier, weil ich mich damit auch identifiziere und helfen will, erfolgreich zu sein. Ich will Teil der Geschichte von Red Bull Salzburg sein. Meine Zukunft kann ich aber nicht kontrollieren, keiner weiß, was sein wird. Da können tausende Dinge passieren. Ich weiß nicht einmal, was morgen sein wird. Ich habe hier Vertrag und das ist derzeit meine Zukunft.

LAOLA1: Wie konkret war ein Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen?

Soriano: Ich freue mich, dass diese Frage kommt und ich möchte näher drauf eingehen. Ich will den Medien nicht die Schuld geben, aber ich finde, es ist etwas Größeres daraus gemacht worden, als es eigentlich war. Ich wollte in der Champions League spielen, mein größtes Interesse galt diesem Wettbewerb. Da sind wir leider ausgeschieden. In der Europa League leider auch. Dann gab es Interesse von drei Klubs. Olympique Marseille, Galatasaray Istanbul und Bayer Leverkusen. Seitens Leverkusen gab es mehr Interesse. Die beiden Vereine, Salzburg und Bayer, sind sich nicht einig geworden. Die Gründe dafür kenne ich nicht. Das war dann auch alles.

Jonatan Soriano beim LAOLA1-Interview

LAOLA1: Du hast dem ÖFB-Team zur EM-Teilnahme gratuliert. Wie gefällt dir das Nationalteam? 

Soriano: Ich habe mich natürlich gefreut, weil auch Teamkameraden und Freunde Teil davon sind. Ich freue mich für sie und für das Land, in dem ich lebe und arbeite, dass es sich für die EM qualifiziert hat. Ich genieße es, der Mannschaft zuzusehen, nämlich bei dem, was sie aus eigener Kraft erreicht haben. Das Spiel gegen Schweden war echt ein Genuss, vor allem, dass sie sich mit diesem Fußball qualifiziert haben. Es ist genügend Qualität in der Mannschaft und ich hoffe, Österreich kommt so weit wie möglich. Natürlich soll Spanien am Ende gewinnen, aber vielleicht geht sich ja ein Finale mit Österreich aus (lacht).

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Das erste Saisonviertel ist geschlagen, der Meister ist nur Vierter. Was fehlt noch, um den Titel wieder zu verteidigen?

Soriano: Es war ein schwieriges Viertel mit vielen Verletzten und einigen Spielen, in denen wir nicht zu 100 Prozent überzeugend gespielt haben. Wir haben viele wichtige Punkte liegen lassen, aber wir haben auch noch viele Spiele vor uns. Wir werden kämpfen und zeigen, wer wir sind und wie wir fähig sind zu spielen, um am Schluss wieder an der Spitze zu sein. Ich sehe uns als Meistermannschaft, aber es ist auch logisch, dass Red Bull Salzburg nicht immer nur ganz oben spielen kann und die anderen weit dahinter sind. Dieses Jahr hatten wir einen schlechten Start, jetzt sind wir in der Phase, wo wir zu Rapid aufschließen und sie auch überholen wollen. Das erwarte ich mir auch.