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"Jeder Einzelne muss ans Limit gehen"

Seine Erfahrungen möchte Hans-Peter Berger nicht missen.

2008 entschied sich der Salzburger Ried gegen Portugal zu tauschen. Nach zwei Saisonen beim SC Leixoes zog es den mittlerweile 29-jährigen Torhüter zurück in die Heimat.

Die Entscheidung wurde gut überdacht, mit dem Wechsel zu Zweitligist Admira hat er schlussendlich aber alles richtig gemacht. Nach einer Augenentzündung gegen Rapid kehrte Berger gegen Kapfenberg in die Bundesliga zurück.

Mehr als der Klassenerhalt zählt in dieser Saison jedoch nicht. "Jeder Einzelne muss ans Limit gehen", prophezeit der Keeper im Gespräch mit LAOLA1.

Außerdem verrät er, inwieweit ihn Portugal weitergebracht hat, was Admiras Team ausmacht und wie laut Trainer Kühbauer wirklich werden kann.

LAOLA1: Du bist nach zwei Jahren im Ausland und einem Jahr in der Ersten Liga in die Bundesliga zurückgekehrt. Ein besonderes Gefühl für dich?

Hans- Peter Berger: Es ist ein schönes Gefühl, jetzt wieder ganz oben zu stehen und zu spielen. Wir sind Meister geworden, das war ganz wichtig für den Verein und auch für unseren Präsidenten, der sehr viel Geld investiert hat.

LAOLA1: Reihst du deinen Wechsel zur Admira in die zweithöchste Spielklasse als Neustart ein?

Berger: Als Neuanfang nicht, weil ich zwei Jahre in Portugal war und mich entschlossen habe, wieder zurück zu kommen. Die Admira wollte mich damals unbedingt verpflichten und in die Bundesliga aufsteigen. Viele haben gesagt, dass es ein Rückschritt ist, wenn der Berger in die zweite Liga geht. Für mich war es das nicht. Es waren eigentlich zwei Schritt nach vorne, weil ich Meister geworden und in die Nationalmannschaft gekommen bin. Das war schon immer mein Traum.

LAOLA1: Inwiefern hat dich Portugal in deiner Entwicklung weitergebracht bzw. gebremst?

Berger: Portugal hat mich auf alle Fälle weitergebracht. Man lernt eine ganz andere Kultur kennen und sieht, wie es wirklich im internationalen Geschäft läuft. Sportlich habe ich im ersten Jahr nur im Cup Einsätze gehabt, dann auch in der Meisterschaft. Im zweiten Jahr habe ich durchaus positiv abgeschnitten. Das war schon wichtig. Genauso wie das Selbstvertrauen, dass du weißt, in einer großen Liga mitspielen zu können. Ich bin bereit für die Zukunft.

LAOLA1: Wie schwer ist dir trotzdem die Entscheidung gefallen, Ausland gegen Erste Liga zu tauschen?

Berger: Na klar, es ist sicherlich keine einfache Sache in die zweite Liga zu gehen, aber ich habe mir das damals genau überlegt. Ich habe vorher mit Trainer Dietmar Kühbauer gesprochen und mir die Mannschaft angeschaut, ob überhaupt das Potenzial vorhanden ist. Ich war der Meinung, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Das haben wir in der vergangenen Saison bestätigt.

LAOLA1: Schlussendlich hast du mit deiner Wahl alles richtig gemacht.

Berger: Am Ende des Tages ist man immer gescheiter. Ich habe fest an den Aufstieg geglaubt. Ich bin sehr froh darüber, aber die neue Saison läuft schon. Wir müssen uns jetzt wieder aufs Neue beweisen.

LAOLA1: Die letzten Wochen waren turbulent. Wie hast du dieses Lizenz-Thema miterlebt?

Berger: Ich habe es eigentlich nur ein bisschen aus den Medien erfahren. Bei uns war das Thema eigentlich Tabu. Altach hat natürlich alles probiert. Ich war mir aber zu hundert Prozent sicher, dass da nichts rauskommen wird. Schlussendlich war es auch so, das hat uns überhaupt nicht verunsichert. Wir sind sportlich verdient aufgestiegen und jetzt geht es in der Bundesliga weiter.

LAOLA1: 2006/07 wurdest du zum besten Torhüter der Bundesliga gewählt. Bist du in der Form, in der du schon einmal warst?

Berger: Die Vorbereitung ist sehr gut verlaufen. Ich bin momentan körperlich in einem sehr guten Zustand. Georg Heu hat mit mir sehr viel im konditionellen und technischen Bereich gearbeitet. Ich glaube schon, dass ich für die weitere Bundesliga-Saison sehr gut gerüstet bin.

LAOLA1: Die Nominierung ins Nationalteam war ein Zuckerl obendrauf.

Berger: Ganz bestimmt. Aber nicht nur für mich, sondern auch für den Präsidenten, den ganzen Verein, den Trainer und die Mannschaft. Für jeden war das ein großartiges Zuckerl und für mich natürlich ein enormer Schub fürs Selbstvertrauen.

LAOLA1: Wie schätzt du die Chancen der Admira in der Bundesliga-Rückkehr-Saison ein?

Berger: Chancen sind auf alle Fälle da. Wir konzentrieren uns darauf, dass wir die Klasse halten. Wir brauchen nicht von irgendetwas träumen, sondern müssen konzentriert arbeiten und den Klassenerhalt schaffen. Dann können wir sehr froh sein. Erst dann brauchen wir schauen, welche Schritte nötig sind, um vielleicht weiter nach oben zu kommen.

LAOLA1: Was macht das Team der Admira aus?

Berger: Wir haben eine sehr gute Kameradschaft. Das ist ganz wichtig. Jeder versteht sich mit jedem und der Trainer passt perfekt zur Mannschaft. Das ganze drumherum passt alles perfekt, Präsident Trenkwalder gestaltet das sehr professionell. Das Gesamtpaket macht uns aus, das wollen wir auch in der Bundesliga zeigen.

LAOLA1: Die Admira baut auf ein sehr junges Team. Fehlt in irgendeiner Art und Weise die Routine?

Berger: Das werden wir erst sehen, wenn es gegen die großen Mannschaften geht. Ich glaube, dass wir sehr gute junge Spieler haben, die über große Extraklasse verfügen. Das müssen sie jetzt natürlich abrufen. Jeder Einzelne muss ans Limit gehen, das muss jedem bewusst sein. Dann gehe ich davon aus, dass wir eine sehr gute Saison spielen können.

LAOLA1: Wie ist die Arbeit von Trainer Dietmar Kühbauer zu bewerten?

Berger: Die ist sehr gut zu bewerten. Wenn ich als neuer Trainer zu einer Mannschaft komme und gleich Meister werde, zeigt das, dass der Trainer mitsamt seinem Gespann Riesen-Qualität hat. Das ist unumstritten. In der Bundesliga müssen sich aber der Trainer und die Spieler aufs Neue beweisen. Es wird um ein großes Stück schwerer.

LAOLA1: Wird er in der Kabine so laut wie zu seiner aktiven Zeit oder hat er sich verändert?

Berger: Er wird schon lauter. Wenn ihm etwas nicht passt, sagt er sehr wohl seine Meinung. So wie man ihn von früher kennt. Ich habe gegen ihn noch gespielt. Er weiß ganz genau, wann er laut werden muss. Sonst ist er aber viel ruhiger geworden.


Das Gespräch führte Alexander Karper