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"Wir haben seit 28. Jänner keinen Kontakt mehr"

Es war das Comeback dieses Wochenendes.

Alleine schon das Ergebnis hätte Daniel Beichler bei seinem ersten Spiel nach seiner Österreich-Rückkehr mehr als zufriedengestellt.

Beim 5:0-Kantersieg seines neuen Klubs, der SV Ried, bei Wacker Innsbruck traf der 22-Jährige allerdings auch noch. 38 Minuten benötigte der Offensivspieler, der von Beginn an debütierte, dafür.

Der Steirer hatte an diesem Samstag noch einen dritten Grund zur Freude. Die Teamkollegen informierten ihren Neuzugang über Herthas 2:1-Sieg bei Meister Dortmund in Deutschland.

„Ich habe mich irrsinnig gefreut. Der Klub ist einfach geil“, schildert Beichler, der beim deutschen Hauptstadt-Klub noch bis 2014 unter Vertrag steht, im Gespräch mit LAOLA1.

In Berlin war der ehemalige Sturm-Spieler allerdings schon länger nicht mehr.

Nachdem Beichler nach seinem Wechsel im Sommer 2010 aufgrund einer Verletzung lange fehlte und es Differenzen mit Trainer Markus Babbel gab, wechselte er leihweise nach St. Gallen.

Dort machte ihm ein schwerer Infekt das Leben schwer. Im Sommer wechselte der fünffache ÖFB-Teamspieler zum Zweitligisten MSV Duisburg, private Gründe führten ihn nun wiederum leihweise bis Saisonende kurz vor Transferschluss nach Ried.

Im LAOLA1-Talk spricht Beichler über seinen Traum-Einstand, Markus Babbel und Didi Constantini:

LAOLA1: Wie blickst du auf dein Traum-Comeback vom Samstag zurück?

Daniel Beichler: Es war einfach schön, wieder am Platz zu stehen. Mir war extrem wichtig, dass wir das Spiel gewinnen, eben weil es auch wieder mein erstes in Österreich war. Ich denke, wir haben das ganz gut gemacht. In Innsbruck ist es nicht so einfach und wenn du 5:0 gewinnst, ist das klarerweise ein sehr gutes Ergebnis. Zudem ist es ein schönes Gefühl, wieder am Platz zu stehen und gleich auch ein Tor zu erzielen.

LAOLA1: Trainer Paul Gludovatz setzt sehr auf Fitness. Wie überraschend kam für dich dein Debüt von Beginn an?

Beichler: Mein Problem ist nicht die Fitness. Ich stehe nach der Vorbereitung, die ich in Deutschland gemacht habe, ganz gut da, aber mir fehlt natürlich die Matchpraxis, die ich wiederum nur durch Spiele bekomme. Ich hätte es verstanden, wenn ich nicht gleich spiele und die Mannschaft sowie das System noch besser kennen lerne. So freut es mich, dass ich gleich das Vertrauen bekommen habe. Jetzt versuche ich, in einen Rhythmus zu kommen.

LAOLA1: Du bist noch keine zwei Wochen in Ried. Wie gefällt dir das Innviertel?

Beichler: In erster Linie hat mich die Mannschaft wirklich gut aufgenommen, so wie man es auch vorher von anderen Spielern gehört hatte. Es wird wie bei Sturm auch in Ried den neuen Spielern sehr einfach gemacht und das war zu Beginn einmal sehr wichtig.

LAOLA1: Deine Eindrücke von Ried-Trainer Gludovatz?

Beichler: Du wirst bei einer Frage über den aktuellen Trainer nie etwas Schlechtes hören. Er ist ein sehr korrekter und direkter Coach. Das liegt mir auch. Denn ich sage wirklich das, was ich mir denke, ohne irgendwie deppert zu sein. Da haben wir eine Gemeinsamkeit und diese positive Eigenschaft habe ich bei ihm in den ersten Tagen gleich gemerkt.

LAOLA1: Blicken wir noch einmal zurück: Warum überhaupt Ried?

Beichler: Ich wollte aus einem privaten Grund nach Österreich zurück und habe auch die Verantwortlichen von Duisburg darum gebeten. Ich finde, Ried ist ein sehr professionell geführter Klub, der sich in den vergangenen Jahren noch einmal sehr entwickelt hat. Hinzu kommt das ruhige Umfeld, das mir nach einem sehr turbulenten vergangenen Jahr sehr gut tut. Manager Stefan Reiter hat sich sehr um mich bemüht, Trainer Paul Gludovatz hat mich angerufen und das macht Eindruck. In der Situation, in der ich war, steht mir diese Entscheidung gut zu Gesicht.

LAOLA1: Ist es ein Rückschritt?

Beichler: Es ist klar, dass das wer sagt, wenn jemand von der zweiten deutschen Liga nach Österreich zurückkehrt. Ich habe natürlich nicht vorgehabt, diesen Schritt zu machen, sondern wollte in Deutschland Fuß fassen. Aber es gab einen Grund, der mich zu einer Rückkehr nach Österreich gezwungen hat. Ich bin mittlerweile auch dahingehend abgehärtet, wenn jemand dies als Rückschritt bezeichnet. Es kann auch jeder denken, was er will. Ich denke, es ist für mich gut, denn ich kann mich hier genauso weiterentwickeln.

LAOLA1: Hat der Grund, der dich dazu gezwungen hat, etwas mit deinem Status quo als Jungvater zu tun? Dazu natürlich herzlichen Glückwunsch.

Beichler: Dankeschön. Nein, überhaupt nicht. Meinem Buben geht es gut und dem wäre es wohl auch egal gewesen, ob ich die ersten Monate in Deutschland oder in Österreich verbracht hätte. (lacht)

LAOLA1: Der wirkliche Grund bleibt wohl privat.

Beichler: Genau.

LAOLA1: Was ist deine Absicht in Ried? Dich wieder für die Hertha oder wen anderen zu empfehlen? Oder gar länger zu bleiben?

Beichler: Ich habe aufgehört, zu lange in die Zukunft zu planen. In einem Jahr kann so viel passieren, das habe ich vergangene Saison erlebt. Mir ist einfach wichtig, dass ich Spaß am Fußball habe. In Innsbruck habe ich dieses Gefühl wieder gehabt. Alles andere wird sich weisen.

LAOLA1: Wie ordnest du das vergangene Jahr ein?

Beichler: Es hat zwei Seiten. Es klingt natürlich billig, aber ich hatte viel Pech mit Verletzungen, das wirft einen zurück. Auf der anderen Seite habe ich auch Fehler gemacht. Es ist ein Reifeprozess, den man macht. Ich bin natürlich nicht hundertprozentig zufrieden, weil ich zu selten mein Potenzial ausgeschöpft habe. Das ist normal.

LAOLA1: Du schaust aus besagten Gründen nicht zu weit in die Zukunft, stehst bei der Hertha aber bis 2014 unter Vertrag. Ist es konkret das Ziel, im Sommer 2012 in Berlin wieder durchzustarten?

Beichler: Wenn die Hertha mich zurück will, dann brauchen wir sowieso nicht reden. Ich finde den Verein absolut super. Ich bin damals hingekommen, war verletzt und habe eine Operation benötigt. Das ist als Neuzugang natürlich nicht gut. Unter anderen Umständen wäre das vielleicht ganz anders abgelaufen. Man darf nicht denken, dass ich irgendetwas gegen die Hertha hätte. Es ist jetzt so, dass ich Gas geben will und dann werden wir sehen, wohin der Weg führt.

LAOLA1: Wie sehr hast du dich über den Hertha-Auswärtssieg bei Meister Dortmund gefreut?

Beichler: Ich habe mich irrsinnig gefreut. Der Klub ist richtig geil, ich habe teilweise noch Kontakt mit ein paar Spielern. Da freut man sich natürlich, wenn sie in Dortmund gewinnen. Sie machen eine super Arbeit in Berlin und werden, wenn es so weiter geht, eine gute Platzierung erzielen.

LAOLA1: Abschließend noch ein anderes Thema. Der scheidende ÖFB-Teamchef Didi Constantini erwähnte dich bei seinem vorläufigen Resümee, als er über junge Spieler in seinem Kader sprach. Zitat: „Viele junge Spieler wie Beichler, Jantscher oder Dragovic sind reingekommen. Nicht jeder Spieler macht den gleichen Weg. Manche werden von Spiel zu Spiel besser, zum Beispiel Alaba. Es ist Fakt, dass der eine oder andere abhebt, schwächer wird und wegbricht.“ Fühlst du dich angesprochen?

Beichler: Eines kann ich von mir behaupten, und das kann jeder bestätigen, der mich kennt: Ich bin zu keinem Zeitpunkt abgehoben, zumal ich alle Dinge sehr gut einschätzen kann. Er hat aber nicht Unrecht, denn ich habe mich nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt habe. Andernfalls hätte ich bei der Hertha vergangene Saison eine super Saison gespielt. Was das Abheben betrifft: Wenn er damit mich meint, dann wäre das enttäuschend, denn er kennt mich als Typ. Wen er meint, das muss man ihn selbst fragen, ich glaube aber nicht, dass das explizit mich betrifft.

LAOLA1: Du bist aktuell kein Team-Kandidat. Inwieweit hast du dennoch das Nationalteam im Kopf?

Beichler: Es klingt abgedroschen, aber wenn du Leistung beim Verein bringst, dann kann es für jeden Spieler wieder zum Thema werden, nicht nur für mich. Aber an das denke ich jetzt wirklich am wenigsten.

LAOLA1: Letzte Frage: Du hast Sturm vor der Meister-Saison verlassen. Bereust du das in irgendeiner Form?

Beichler: Nein, ich bin ja vorher Cupsieger geworden (lacht). Spaß beiseite, ich habe es den Jungs vergönnt, habe mich wirklich richtig gefreut und warum sollte ich es bereuen, weggegangen zu sein? Das kann man im Vorhinein nie wissen und ich wollte das mit der Hertha unbedingt machen. Zu diesem Zeitpunkt war ich davon überzeugt, dass es der richtige Schritt ist. Ich habe mir nie vorgeworfen, dass ich weggegangen bin.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Du wurdest damals im Herbst 2010 aus dem Kader geworfen und musstest eine Geldstrafe bezahlen, weil du in einem Interview Hertha-Trainer Markus Babbel fehlendes Vertrauen und mangelnde Kommunikation vorgeworfen hast. Gab es in letzter Zeit Kontakt zwischen euch?

Beichler: Wir haben überhaupt keinen Kontakt.

LAOLA1: Wie siehst du dann das Verhältnis?

Beichler: Wir haben keines, wenn wir keinen Kontakt haben. Das ist ja nicht möglich. Das letzte Mal haben wir, ich kann dir das sogar genau sagen, am 28. Jänner diesen Jahres miteinander gesprochen. Da bin ich zu St. Gallen gewechselt, da haben wir uns zum bislang letzten Mal gehört.

LAOLA1: Ist das Kapitel Hertha unter Trainer Babbel vielleicht schon abgeschlossen?

Beichler: Überhaupt nicht. Ich weiß nicht, wie er jetzt gerade über mich denkt, aber ich würde nicht sagen, dass das abgeschlossen ist. Um Gottes Willen. Ich habe die vorherige Frage ehrlich beantwortet, wir haben seit Jänner keinen Kontakt und das ist die Wahrheit. Ich bin da aber auch keinem böse. Ich erwarte von Markus Babbel nicht, dass er mich anruft und er wird es sich auch nicht von mir erwarten. Wir sind ja keine Freunde, er war mein Trainer und vielleicht ist er es dann wieder.