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Stöger: "Wir haben nichts zu verbergen"

Stöger:

Nur rund 20 Kilometer müssen die Spieler des SC Wiener Neustadt für die erste Auswärtsfahrt der neuen Saison zurücklegen.

Der Lokalrivale ist mit dem SV Mattersburg ein altbekannter, die Truppe von Neo-Coach Peter Stöger wird sich dabei jedoch in einem komplett neuen Gesicht präsentieren.

Der Umbruch im Kader war während der Sommerpause bekanntlich ein gewaltiger. Umso interessanter wird es zu beobachten sein, inwieweit die neu formierte Elf schon zusammengefunden hat.

„Kantersieg“ für Simkovic

Klar ist, dass sich möglichst schnell eine neue Hierarchie bilden muss. Mit Tomas Simkovic wird ab sofort einer der verbliebenen Leistungsträger der Vorsaison die Niederösterreicher als Kapitän auf den Platz führen.

Der 24-Jährige setzte sich bei der im Rahmen des Trainingslagers in Windischgarsten durchgeführten Wahl mit 13 Stimmen gegen Wolfgang Klapf (7 Stimmen) und Michael Madl (4 Stimmen) durch.

Es ist ein im Profigeschäft unüblicher Schritt, das genaue Ergebnis einer mannschaftsinternen Abstimmung zu veröffentlichen – für Stöger jedoch ein Teil der neuen Kommunikationsstrategie, um den Verein mehr zu öffnen.

„Ich bin dafür, offen zu kommunizieren“

„Wir haben nichts zu verbergen“, erklärt der 45-Jährige gegenüber LAOLA1, „ich finde das vollkommen in Ordnung. Das ist etwas, wovon die Medien leben. Die sollen auch ihre Geschichten haben, wo wir wirklich nichts zu verstecken haben.“

Die Außenwirkung ist das eine, die Wirkung nach innen – sprich auf die Mannschaft – das andere. Stöger hatte in der Vorbereitung die Aufgabe, neun Neuzugänge in den Kader zu integrieren und schnellstmöglich das im drohenden Abstiegskampf notwenige Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.

„Ich bin dafür, dass alles, was die Mannschaft betrifft, offen kommuniziert wird. Es soll jeder wissen, was der eine vom anderen denkt. Wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin, möchte ich das nicht immer nur in Vier-Augen-Gesprächen lösen, man muss das auch vor der Mannschaft ansprechen können. Die Spieler sollen wissen: Wie tickt der Trainer? Was passt ihm nicht?“

Aus Mitläufern müssen Führungsspieler werden

Zu diesem offenen internen Umgang zählte auch die Kapitäns-Wahl, für die Stöger die drei Kandidaten bestimmte. Quasi auch eine Art Teambuilding.

„Die Spieler konnten selbst entscheiden, wer aus diesem Trio ihr Kapitän sein soll. Ich finde, in einer Gruppe, die gemeinsam Erfolg haben will, muss es möglich sein, dass man das auch so kommuniziert. Deswegen habe ich auch kein Problem damit, dass man das nach außen trägt.“

Die Beantwortung der Kapitäns-Frage ist bekanntlich eine öffentlichkeitswirksame.  Für den Erfolg entscheidender dürfte letztlich sein, welche Spieler bei Wiener Neustadt das Heft in die Hand nehmen. So mancher bisherige Mitläufer wird den Sprung zum Führungsspieler schaffen müssen.

„Es liegt an den Spielern selbst“

Neben den drei Kapitäns-Kandidaten sieht Stöger bei einigen Spielern das Potenzial, in eine Leaderrolle zu schlüpfen:

„Da gibt es viele – Schicker, Reiter, Stanislaw, Ramsebner. Das sind Spieler, von denen ich mir wirklich viel erwarte. Von Friesenbichler sowieso, das ist ein hervorragender Spieler.“

Stöger, der auch die Funktion des Sportdirektors innehat, stellte einen sehr ausgeglichenen Kader zusammen, in dem beinahe jeder Spieler die Chance bekommen dürfte, sich in den Vordergrund zu spielen.

Letztlich beeinflusst ohnehin die Leistung am Platz die Hackordnung entscheidend: „Es wird nicht reichen, dass wir verteilen, wer Führungsspieler werden soll. Es liegt an den Spielern selbst,  für sich  den nächsten Schritt zu machen.“

17 bis 20 mündige Spieler

Jene Kicker, die in der Bundesliga schon etabliert sind, müssten sich zu Eckpfeiler entwickeln: „Aber Verantwortung müssen auch jene tragen, die bis jetzt noch nicht Bundesliga gespielt haben. Wenn sie zum Einsatz kommen, müssen sie zeigen, dass sie für die Truppe da sind. Also ist für jeden etwas dabei, wo er sich entfalten kann.“

Eigenverantwortung wird bei Stöger also groß geschrieben. Eine gute Möglichkeit für jüngere Akteure, die erst gar nicht in die Mauerblümchenrolle gedrängt werden sollen:

„Ich bin keiner, der sagt, nur weil jemand schon zehn oder 15 Jahre spielt, ist er der, der sagt, wo es lang geht, und wenn es nicht stimmt, ist es auch egal. Es geht darum, wie die Mannschaft tickt. Wir sind froh, wenn wir 17 bis 20 mündige Spieler haben, die Verantwortung übernehmen. Da muss auch nicht immer alles richtig sein, was man tut und was man sagt.  Lieber so, dass jeder versucht, sich weiterzuentwickeln, als dass wir zehn dabei haben, die sich gewisse Sachen nicht zu sagen oder umzusetzen trauen. Dann wirst du als Mannschaft nicht erfolgreich sein.“

Mit einer gehemmten Mannschaft würde es für Wiener Neustadt wohl schwer werden, den Klassenerhalt zu schaffen.

Sich auf und abseits des Platzes etwas zu trauen beziehungsweise eine hohe Fehlertoleranz dürften so gesehen wichtige Bestandteile im Kampf gegen den Abstieg werden.

Peter Altmann