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"Wenn der Wurm drinnen ist, ist er einfach drinnen"

„Alles!“

Kurz und bündig beantwortete Goalie Christian Gratzei die Frage, was beim SK Sturm momentan nicht passe.

Auch im dritten Bundesliga-Spiel als amtierender Meister blieben die Grazer sieglos. Viel schlimmer: Im Derby beim SV Kapfenberg setzte es gar eine 0:3-Niederlage.

Nach den beiden Unentschieden in Ried und gegen Mattersburg ist der meisterliche Fehlstart damit perfekt.

„Dürfen uns nicht in Krise reden“

„Wir dürfen uns aber nicht selber in eine Krise reden“, fordert Gratzei, und auch Mario Haas stellt klar: „Was für eine Krise? Wir haben erst ein Spiel verloren, das ist ja keine Krise.“

Dass der Sturm-Motor jedoch in dieser Spielzeit bislang gewaltig stottert, bestreitet keiner im Lager der „Blackies“. Schon in den vorangegangenen Partien kaschierten die Ergebnisse bisweilen die Leistungen. Woran der holprige Saisonstart liegt? Es regiert die Ratlosigkeit.

„Wenn wir das wüssten, hätten wir es längst schon abgestellt. Wir sind noch nicht hundertprozentig auf Touren gekommen. Wir haben keinen richtigen Spielfluss und kriegen zu einfache Tore. Beim ersten Gegentor in Kapfenberg spielt der Tormann einen langen Ball – ein Abpraller, und es ist ein Tor. So einen Gegentreffer darf man einfach nicht kriegen“, moniert Patrick Wolf.

Auch Haas findet bezüglich der Darbietung in der Obersteiermark deutliche Worte: „Das passiert, wenn man nicht hundertprozentig kämpft, die Chancen nicht reinhaut, zu überheblich und vor dem Tor zu locker ist. Dann ist es schwierig, gegen solch eine Mannschaft zu gewinnen. Da musst du einfach mehr geben. Das haben wir nicht getan, dafür haben wir verdient verloren.“

„Was sollen wir herumweinen?“

Begründungen für die aktuelle Unform gebe es einige. Haas führt ins Treffen, dass „man im Kopf ein bisschen müde“ sei, wenn man durch das Engagement in der Champions-League-Qualifikation alle drei Tage ein Spiel zu bestreiten habe. Dazu kommen erhebliche Personalsorgen.

Während Foda zumindest im spielerischen Bereich eine Steigerung im Vergleich zu den letzten Begegnungen ortete, muss er sich darüber Gedanken machen, wie er den langfristigen Ausfall von Koch kompensieren wird.

„Macht keinen Sinn, nach neuen Spielern zu rufen“

Gerade im zentralen Mittelfeld ist die Personaldecke dünn. Neben Manuel Weber steht etatmäßig nur noch Sandro Foda zur Verfügung, auch Samir Muratovic kann diese Position spielen.

Gelingt am Mittwoch das Weiterkommen gegen Sestaponi, wäre Sturm zumindest die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League nicht mehr zu nehmen, womit neue finanzielle Mittel frei wären.

Bezüglich weiterer Neuzugänge äußert sich Foda defensiv: „Es macht keinen Sinn, nach jeder Verletzung nach neuen Spielern zu rufen. Wir haben gerade zwei Spieler geholt. Alle Spieler, die jetzt noch auf dem Markt sind, haben Trainingsrückstand. Spieler, die unter Vertrag stehen, bekommst du wahrscheinlich nicht. Deswegen mache ich mir darüber keine Gedanken.“

Viel mehr Gedanken macht sich der Deutsche, wie er seine Truppe aus dem Tief führen kann. Beunruhigt zeigt sich Foda jedoch noch nicht:

„Jetzt sind wir natürlich hinten drinnen, die nächsten Spiele werden nicht einfacher. Aber: Wir werden schon wieder zurückkommen.“

Peter Altmann

In Kapfenberg fehlten Andreas Hölzl, Joachim Standfest, Ferdinand Feldhofer und Haris Bukva verletzungsbedingt, George Popkhadze war gesperrt, Christian Klem weilt bei der U20-Weltmeisterschaft. Dass sich Neuzugang Matthias Koch schon nach wenigen Minuten das linke Schlüsselbein brach und rund acht Wochen ausfallen wird, verschlimmert die Situation weiter.

„Was sollen wir herumweinen, dass der und der verletzt ist und wir jeden Tag spielen? Es ist einfach so. Wir müssen uns selbst aus der Misere rausziehen“, fordert Wolf und betont gleichzeitig: „Wer Fußball gespielt hat, weiß: Wenn der Wurm drinnen ist, ist er einfach drinnen.“

Dass der Wurm drinnen ist, weiß auch Trainer Franco Foda. Wer glaubte, dass der gestrenge Deutsche mit seinen Schützlingen nach der bitteren Pleite hart ins Gericht gehen werde, irrte jedoch.

„Nach einem 0:3 wird natürlich alles schlecht geredet“

Der Meistertrainer sah trotz herber Niederlage sogar positive Ansätze: „Von der Spielanlage her war es nicht so schlecht. Aber wenn du 0:3 verlierst, wird natürlich alles schlecht geredet. Dann werden die Details nicht mehr aufgearbeitet.“

Der „Hund im Detail“ lag laut Foda in Kapfenberg in der Chancenauswertung begraben. Der 45-Jährige führte vor allem die riesige Chance, als Imre Szabics in der ersten Hälfte alleine aufs KSV-Tor lief, ins Treffen. Genau wie jene Situation, als der ungarische Stürmer bei 0:1-Rückstand zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen wurde.

„Wenn uns das 1:1 gelingt, hätte ich geschaut, wie das Spiel verlaufen wäre. Auch nach dem 0:2 hatten wir noch zwei, drei Möglichkeiten. Gelingt uns der Anschlusstreffer, wären wir in der Lage gewesen, das Spiel noch zu drehen. Aber hätte, wenn und aber gibt es im Fußball nicht.“