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"Sportlich betrachtet, machen wir einen guten Job"

„Glauben Sie, bei Sturm ist irgendwann einmal Ruhe?“

Mit dieser Gegenfrage konterte Peter Hyballa die Frage, wie viele Partien ohne Niederlage von Nöten seien, ehe in Graz Ruhe um seine Person herrscht.

Sturms Trainer hat eine unruhige Woche hinter sich, die mit einem 1:1 gegen Meister Red Bull Salzburg ihren Abschluss fand.

Am Mittwoch musste sich der Deutsche an seinem 37. Geburtstag einer internen Aussprache stellen, in der einerseits die neuen Strukturen geregelt und andererseits atmosphärische Störungen diskutiert wurden.

Hyballas und Schmidts Handschrift erkennbar

Oder wie es der neue General Manager Gerhard Goldbrich im Anschluss formulierte: Es wurde bei Sturm Graz der Reset-Knopf gedrückt.

Wo sich selbiger befindet, weiß man in Salzburg nur allzu genau, schließlich wechselt Red Bull sein Personal in der Fußball-Abteilung gerne in denkbar kurzen Abständen aus. In diesem Sommer hat die neue deutsche Welle mit Sportchef Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt Einzug gehalten.

Hyballa und Schmidt haben ihre erste Halbsaison in der österreichischen Bundesliga nun beinahe hinter sich. Im direkten Duell waren die Vorzüge der beiden Fußballlehrer zu beobachten.

So standen sich zwei taktisch bestens eingestellte Mannschaften gegenüber. Zwei junge Teams, die variabel agieren, offensiv verteidigen, schnellen Fußball mit attraktiven Kombinationen bieten wollen. Diesbezüglich erfüllt das Duo die Vorschusslorbeeren.

„Die Situation ist sicher nicht schön“

Restlos positiv fällt das Zwischenfazit jedoch zu beiden Deutschen nicht aus – aus unterschiedlichen Gründen und jeweils mit Luft nach oben.

Während Hyballa mit 35 Punkten aus 19 Runden mehr oder weniger im Plansoll liegt, hinkt Schmidt der sportlichen Erwartungshaltung fraglos hinterher. Mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Austria Wien hat in der Mozartstadt zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft keiner gerechnet.

„Die Situation ist sicher nicht schön. Es wäre schöner, wenn wir enger dran wären“, bestätigt Schmidt, „aber wenn man selbst nicht voll punktet und der andere gewinnt, ist das so.“

Am personellen Sektor gestaltete sich dieser Herbst als Herausforderung. Späte Neuzugänge wie Sadio Mane, Valon Berisha oder Kevin Kampl ohne Vorbereitung zu integrieren war ob der Qualität dieser Spieler noch eher eine angenehme, mit der hohen Zahl an Verletzten umzugehen freilich eine unangenehme.

„Überzeugt, dass wir am 36. Spieltag am ersten Platz stehen“

Der frühere Paderborn-Coach bestätigt, dass eine gemeinsame Vorbereitung auf das Frühjahr sicher gut tun werde: „Ich glaube aber, dass wir auch jetzt schon im Training sehr gut gearbeitet haben, dass man viele Dinge am Platz sieht, die sich über einen längeren Zeitraum auch im Ergebnis ausdrücken konnten. Im Moment fällt uns das ein bisschen schwerer. Ich glaube dennoch, dass der Weg, den wir gehen, absolut erkennbar und positiv ist. Ich glaube zu 100 Prozent daran.“

Wie emotional Sturm sein kann, weiß der frühere Aachen-Coach längst. Dass er selbst nicht nur positive Emotionen schürt, ist ein bekannter Kritikpunkt. Vereinsintern stößt die direkte Art Hyballas und von Geschäftsführer-Sport-und-noch-Co-Trainer Ayhan Tumani bisweilen nur bedingt auf Gegenliebe.

Der Coach selbst zieht seine Linie jedoch bedingungslos durch und lässt sich weiterhin nichts anmerken: „Mein Job ist Fußball-Trainer. Jeder, der einen stressfreien Beruf wählen möchte, sollte nicht Profi-Trainer werden. Aber ich sehe das eigentlich alles entspannt. Ich muss auch ganz ehrlich sagen: Weil es von außen nach innen getragen wird, hat es mich nicht so sehr gejuckt. Wie man weiß, habe ich Selbstbewusstsein. Das ziehen wir hier weiter mit der Mannschaft und dem Klub durch.“

Helfen könnte dem jüngsten aller Bundesliga-Trainer, dass er in Zukunft administrativ entbehrlich ist. Goldbrich hat am vergangenen Wochenende offiziell seine Arbeit aufgenommen, Tumani wird sich im Laufe der Winterpause auf den Schreibtisch-Job als Geschäftsführer konzentrieren.

„Sportlich betrachtet, machen wir ja einen guten Job“

„Ich bin froh, dass eine neue Geschäftsstruktur da ist und man vielleicht auch einmal den Rücken freigehalten kriegt. Das bedeutet, ich konzentriere mich auf die Mannschaft“, erklärt Hyballa.

Und am sportlich-fachlichen Gebiet kann man ihm auch wenig vorwerfen. Die Entwicklung der Mannschaft ist erkennbar, wenngleich es vermutlich Zeit braucht, den von ihm selbst im Sommer groß angekündigten Fußball endgültig zu installieren.

„Mir macht es Spaß hier zu arbeiten“, stellt Hyballa klar und bezieht sich damit wohl auf den Kernbereich seiner Aufgaben:

„Ich sehe eine Entwicklung. Im Profifußball hast du natürlich links und rechts immer Nebengeräusche. Aber wenn du es nur sportlich betrachtest, machen wir ja einen guten Job.“

Peter Altmann

Dem Unentschieden in Graz gingen ein Remis gegen den direkten Konkurrenten Austria und eine Niederlage in Ried voran – nur zwei Punkte aus den vergangenen drei Spielen. Dies erschwert die Ausgangsposition, ändert aber nichts am festen Glauben des 45-Jährigen, am Ende der Saison den Meisterteller in Händen zu halten.

„Ich bin überzeugt, dass wir eine richtig klasse Rückrunde spielen werden“, betont Schmidt, „wir trauen uns zu, mit einer neuen Vorbereitung und all den Spielern, die uns im Moment fehlen, eine Serie zu starten und die beiden Spiele gegen die Austria zu gewinnen. Am 36. Spieltag wollen wir auf dem ersten Platz stehen, und ich bin auch überzeugt, dass wir das schaffen.“

Schützenhilfe von Hyballa?

Erheblich erleichtern könnte Schmidts Aufholjagd im Frühjahr Landsmann Hyballa. Sturm tritt zum Herbstausklang bei der Austria an und könnte Salzburgs Konkurrenten wertvolle Punkte wegnehmen.

„Ich habe Sonntag nichts anderes vor, also fahren wir da einfach mal hin und schauen, was wir reißen können“, grinst Hyballa schelmisch.

Etwas ernster fällt seine Bestandsaufnahme der Stöger-Elf aus: „Die Austrianer sind im Moment natürlich ganz klar die Besten. Auch beim WAC haben sie bewiesen, dass sie Rückstände mal eben locker aufholen können. Sie haben ein paar exzellente Spieler drinnen.“

Der 37-Jährige selbst könnte sich mit einem Husarenstück in Wien-Favoriten einen erheblich ruhigeren Jahreswechsel verschaffen. Wobei man ob der aktuellen Serie in schwarz-weiß ohnehin geneigt ist, zu vermuten, dass die Winterpause zu früh kommt.

„Wie man weiß, habe ich Selbstbewusstsein“

„Fakt ist, wir haben bis zum 16. Dezember einen Auftrag. Ab 16. Dezember 18 Uhr kannst du vielleicht an die Ferien denken, vorher nicht. Da hast du den Job zu erfüllen. Wir arbeiten alle bei einem sehr emotionalen Klub, da hast du dir verdammt noch mal den Hintern aufzureißen, dass die letzten sechs, sieben Tage nochmal gut gestaltet werden. Wir wollen unsere Serie ausbauen, das ist unser Ziel in Wien.“