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"Dann hätten wir ohnehin nichts ändern müssen"

Sie war als Präsentation der neuen Spieler gedacht, die Pressekonferenz mutierte jedoch zur Rechtfertigung des Sportchefs.

Salzburgs zuletzt neu geholten Kicker Isaac Vorsah, Kevin Kampl, Rodnei, Sadio Mane und Bright Osagie saßen Donnerstagmittag bei der Pressekonferenz am Podium neben Trainer Roger Schmidt und Sportchef Ralf Rangnick.

Mane und Osagie sagten dabei nichts, die anderen drei Spieler kamen nur zu einer kurzen Wortspende. Den Löwenanteil der Redezeit hatte Rangnick, an den sich die meisten Fragen der Journalisten richteten und der auch zuvor einleitend die Wahl jener Spieler begründete.

„Wir haben darauf geachtet, junge Spieler zu bekommen, die uns mit Temperament, Geschwindigkeit und Leidenschaft weiterhelfen“, hielt der Deutsche fest und verwies dabei auf die Qualität derselbigen.

Sollen in Zukunft in Top-Ligen spielen

„Wir haben Neuzugänge geholt, von denen ich mir zu trauen sage, dass sie in ein, zwei Jahren nicht nur in Österreich eine  gute Rolle spielen können, sondern auch in Top-Ligen wie Deutschland oder anderen.“

Zusatz: „Das habe ich mir vorher nicht von vielen Spielern zu trauen gesagt.“

Geplant sei dieser große Umbruch von Vornherein nicht gewesen. Man habe sich die Spiele – nicht nur Düdelingen – angesehen und sei zum Schluss gekommen, dass „es nicht so viele Spieler gibt, die einmal in einer Top-Liga eine gute Rolle spielen können.“

Dann habe man sich gefragt, welche Spieler verfügbar wären und ob diese überhaupt nach Salzburg kämen. „Wir haben richtig gute Spieler geholt, das ist nicht selbstverständlich“, zeigte sich Rangnick, für den und den gesamten Klub es in erster Linie gilt, Talente frühzeitig zu entdecken, stolz.

Der 54-Jährige verwies dabei etwa auf den ab Freitag 16-jährigen Zymer Bytyqi, der im Winter von Sandnes Ulf aus Norwegen kommt, und der „eine Woche nach Salzburg“ von Manchester United umgarnt wurde. „Glücklicherweise hatte er schon bei uns unterschrieben.“

Österreicher mit Potenzial blieben

Fünf Spieler wurden indes mit Montag zu den Amateuren, auch als FC Liefering bekannt, abgeschoben: Douglas, Lindgren, Cristiano,  Boghossian und Leonardo.

"Sie werden bei uns keine Rolle mehr spielen. Wir werden hier nicht mit 30 Feldspielern trainieren, das macht für niemanden Sinn", so Rangnick, der wie Schmidt einen 21,22-Mann-Kader will und für die Abgeschobenen neue Vereine finden will.

"Es gibt Länder, in denen das Transferfenster noch offen ist. Wir werden keine horrenden Forderungen stellen."

VdF kritisiert Salzburg

Von der Spieler-Gewerkschaft VdF gibt es für dieses Vorgehen aber Kritik. Das Abschieben sei nicht korrekt.

"Es ist völlig unverständlich, Spieler für die Kaderpolitik des Vereines verantwortlich zu machen", erklärt der geschäftsführende Sekretär Rudi Novotny.

Laut Kollektivvertrag hätten die Spieler das Recht auf Training für die Mannschaft, für die sie auch verpflichtet wurden.

Andernfalls könnten Lindgren und Co. ihre Verträge auflösen. "Sie behalten jedoch sämtliche finanzielle Ansprüche bis zum vorgesehenen Vertragsende", so Novotny.

Vergleich mit Nationalteam

Für Rangnick und Schmidt war aber klar, dass sich etwas ändern musste.

Angst, dass der Klub die Bindung zu den Fans verlieren würde, weil wieder mehr ausländische als österreichische Spieler geholt wurden, habe der Sportchef nicht: „Wie viele Zuschauer sind denn vergangene Saison gekommen, als diese Österreicher gespielt haben?“

„Wie viele Österreicher aus der Bundesliga haben am Dienstag im Nationalteam gespielt? Zero!“, legte Rangnick nach. Rapids Guido Burgstaller, der als Joker kam, fiel dabei unter den Rost.

Aber: „Jene Österreicher, von denen wir glauben, dass sie sich durchsetzen, sind ja auch nicht nur da, sondern auf die hoffen wir auch.“

„Rapid-Niederlage ärgerte mich viel mehr“

Als der erneut große Umbruch kritisch in den Raum gestellt wurde, hielt Rangnick auch mit Niederlagen wie dem 1:4 in Charkiw aus der jüngeren oder dem 0:7 gegen Rapid aus der fernen Vergangenheit entgegen.

Wenn alles gepasst hätte, „dann hätten wir ohnehin nichts ändern müssen.“

Doch für ihn war etwas zu ändern, dabei hatte er weniger Luxemburg im Sinn: „Das 0:2 gegen Rapid, wo ich lustlose Spieler gesehen habe, hat mich viel mehr geärgert als Düdelingen.“

„Wir haben Ansprüche. Meister zu werden und dann Spiele zu gewinnen und uns für die Champions League zu qualifizieren.“

Und auch wenn Salzburg gegen Düdelingen weitergekommen wäre, nicht  einmal in seiner „optimistischsten Fantasie“ hätte es für die Gruppenphase gereicht.

Auch den Zeitpunkt der Neuverpflichtung von (mit Bytyqi) acht neuen Spieler Ende August verteidigte Rangnick auf der teilweise unorthodox anmutenden Pressekonferenz.

„Was wäre die Alternative gewesen? Wir hätten ein Jahr verloren, aber zumindest ein halbes bis zur Winterpause. Mit dem Kader, den wir jetzt haben, wird es im Winter nur noch kleinere Korrekturen geben."

Für den Sportchef beginnt nun eine neue Zeitrechnung.

„Jetzt geht es darum, die Spieler zu entwickeln und als Team zusammenzuwachsen. Für uns beginnt in dieser Konstellation die Meisterschaft neu. Das ist nun ein Kader, der zusammenwächst und mit dem ich einer guten Zukunft entgegen sehe. Im Idealfall entwickeln sich Verein und Spieler gemeinsam. Wenn sich Spieler schneller entwickeln, dann gibt es hoffentlich schon wen dahinter.“

Fürs Wohlbefinden verbürgt

Und dann würde mit einem Spieler auch Geld verdient werden, was in der Vergangenheit auch nicht oft der Fall war.

Junge Spieler mit Qualität und Perspektive zu holen, war das Ziel. Diese sollen sich auch abseits des Fußballplatzes wohlfühlen.

„Dafür haben wir die Verpflichtung und ich verbürge mich dafür, dass es Personen bei Salzburg geben wird, die sich um ihr Wohlbefinden kümmern.“

Dazu sagten die Neuen noch nichts. Der Älteste unter ihnen, Rodnei (27), dem noch etwas Zeit vor seinem ersten Einsatz gegeben wird, sprach von einem „guten Projekt“.

Ghanas Nationalspieler Isaac Vorsah, der früher schon einmal bei Salzburg mit im Trainingslager war, begründete seinen „späten“ Wechsel in die Mozartstadt: „Da war ich noch jünger. Ralf Rangnick hat mich bei Hoffenheim hoch gebracht, jetzt bin ich hier.“

Und Kevin Kampl, erst im Juli von Osnabrück nach Aalen gewechselt, sieht „es als große Herausforderung. Perfekte Voraussetzungen, um mich hier als Spieler weiterzuentwickeln.“

Noch wirkten die Spieler mehr als Fremdkörper denn als große Zukunftshoffnung. Doch das Podium ist auch nicht ihr Hauptarbeitsplatz. Am Spielfeld soll das anders sein. Davon ist Rangnick felsenfest überzeugt.

 

Bernhard Kastler