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Zu viel des Guten? Rapids Rotation beinahe mit Folgen

Zu viel des Guten? Rapids Rotation beinahe mit Folgen

War es diesmal zu viel des Guten?

Diese Frage musste sich Trainer Zoran Barisic nach Rapids mühevollem 2:1-Heimsieg gegen den Wolfsberger AC gefallen lassen.

Denn rotationstechnisch gingen mit dem 45-jährigen Wiener die Pferde durch. Gleich an sechs Positionen wurde jene Elf, die Ajax auswärts mit 3:2 besiegte, verändert.

Mit entscheidenden Folgen. Erstmals wackelte nämlich die These, dass die Grün-Weißen in der Breite qualitativ so gut aufgestellt sind, um jeden Spieler ersetzen zu können.

Sechs Umstellungen sorgten für Chaos

„Es gibt etwas Positives: Dass wir nicht schlechter spielen können, als in der ersten Halbzeit. Natürlich bin ich laut geworden in der Pause, da ich mir nie und nimmer erwartet habe, dass wir so schlecht spielen“, zeigte sich Barisic verärgert.

Auf den ersten Blick war der Grund dafür schnell gefunden. Neben den Strapazen der vergangenen Woche scheint die Aufstellung keine unwesentliche Rolle gespielt zu haben.

Richard Strebinger beerbte Jan Novota im Tor, in der Viererkette ersetzte Michael Schimpelsberger erstmals nach seiner langen Verletzungspause Stephan Auer, Maximilian Hofmann nahm Mario Sonnleitners Platz ein.

Der gegen Ajax gesperrte Stefan Schwab ersetzte den an Rückenschmerzen leidenden Thanos Petsos, Philipp Schobesberger startete anstelle von Florian Kainz und statt Steffen Hofmann durfte Stefan Nutz ran.

„Hätte alle austauschen können“

Wie Barisic danach analysierte, funktionierte das Team in den ersten 45 Minuten nicht. „Wir waren immer einen Schritt zu langsam, auch im Kopf. Keine Dynamik, kein gutes Pass- und Kombinationsspiel, keine Durchbrüche – egal, ob über die Flügel oder durchs Zentrum. Das war nicht unser Niveau.“

Wäre es laut Regulativ möglich gewesen, hätte er mehr Auswechslungen getätigt. So beließ er es bei zwei und hob sich eine (Prosenik für Beric/85.) für das Finish auf.

„Schimpelsberger hat Rhythmusstörungen (Kreislauf) bekommen und wir mussten kurzfristig reagieren. Es hat auch Nutz getroffen, aber ich hätte alle austauschen können.“

Der Neuzugang vom SV Grödig war nicht präsent, an ihm lief das Spiel komplett vorbei. Schimpelsberger, der nach Verletzungspech und einer angeblichen Meinungsverschiedenheit mit dem Trainerteam wieder einmal die Chance erhielt, fand erst mit Fortlauf der ersten Hälfte hinein.

Fehlender Rhythmus und individuelle Patzer

Dementsprechend nahm Doppeltorschütze und Matchwinner Kainz, der anfangs selbst die Bank hüten musste, die Startelf in Schutz.

„Ich will eigentlich jedes Spiel spielen. Aber der Trainer macht es sehr gut, in dem er durchrotiert. Heute war es natürlich so, dass einige Spieler nicht im Rhythmus waren: Schimpi hat ewig nicht gespielt, Nutz und Strebinger zum ersten Mal in der Bundesliga.“

Es fehlte die Bindung, die gewohnte Selbstverständlichkeit und Aggressivität. Mit der Hereinnahme von Kainz und Auer stabilisierte sich das Team und fand zurück in die Spur.

Unisono führten die Hütteldorfer das Versagen in der ersten Hälfte auf eine schlechte Leistung zurück. An der übertriebenen Rotation wollte dies niemand festmachen.

„Jeder kann für den anderen spielen“

„Wir haben ja die Qualität im Kader, um so oft wechseln zu können. Wir haben die ganze Mannschaft halten können und super Spieler eingekauft. Der Trainer stellt auf und jeder, der spielt, gibt hundert Prozent. Heute ist das in der ersten Halbzeit halt nicht so gelungen“, meinte Kainz.

In die gleiche Kerbe schlug Christopher Dibon, der zum zweiten Mal nach der Cup-Partie in Wallern vor knapp einem Jahr die Kapitänsschleife trug:

„Wir haben einen klasse Kader. Da kann jeder für den anderen spielen, es kann bei jedem einmal nicht so gut laufen. Erste Halbzeit braucht sich kein einziger Spieler ausnehmen, da waren wir als Team einfach schlecht.“

Doch auszunehmen ist Strebinger, der zwar schon im Cup in Weiz ran durfte, jedoch nun sein Bundesliga-Debüt für Rapid feiern durfte.

Barisic lässt Tormann-Frage unbeantwortet

Beim WAC-Tor war der 22-jährige Ex-Bremer chancenlos, danach konnte er sich bei zwei, drei Chancen der Kärntner auszeichnen.

„Ich weiß nicht, ob es an den Veränderungen gelegen ist. Wir haben einen sehr ausgeglichenen, starken Kader. Wir müssen uns einfach an die eigene Nase fassen. So wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, ist das Rapid nicht würdig. Dann haben wir aber unser wahres Gesicht gezeigt. Da sieht man auch, was in uns steckt, dass wir so eine Partie drehen können“, stellte Strebinger klar.

Auch der Keeper ist von der Rotation betroffen. Eine endgültige Entscheidung in der Frage nach einer klaren Nummer eins schiebt Barisic auf.

„Jan hat in letzter Zeit sehr gut gespielt. Für mich war es aber wichtig, dass Richard auch einmal die Möglichkeit kriegt, in einem weiteren Bewerbsspiel zu spielen. Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Ich bin froh, dass wir inklusive Tobias Knoflach drei sehr gute Torhüter haben. Sie werden sich matchen.“

„Haben keine typischen Einwechselspieler“

Bisher hatte Novota die Nase vorne, während sich der Neo-Keeper erst in Wien einfinden musste. Der Betroffene ist mit der Situation aber nicht unzufrieden.

„Wir verstehen uns sehr gut, das kann jeder im Training und vor dem Spiel sehen. Ich will zwar jedes Spiel spielen, egal gegen wen, aber das ist die Entscheidung des Trainers.“

Möglicherweise steht auf dieser Position weiterhin ein ständiger Wechsel bevor. Der Torhüter betonte auch, auf die ganze Mannschaft umgemünzt:

„Ich glaube nicht, dass wir typische Einwechselspieler haben. Wir haben einen sehr, sehr starken Kader.“

Dementsprechend wäre Barisic‘ Entscheidung doch die richtige gewesen. Oder waren sechs Auswechslungen nicht doch zu viel des Guten?


Alexander Karper