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"Er denkt Tag und Nacht an Fußball"

Der 22. September 2011 war für Ralf Rangnick ein einschneidender Tag.

Ein Tag der Zäsur. Ein Tag des Outings.

Rangnick trat an jenem Donnerstag im Herbst zur Überraschung aller als Schalke-Trainer zurück.

Er wollte beziehungsweise konnte nicht mehr.

30 Jahre Dauerstrom

Burnout lautete die Diagnose, die den 53-Jährigen schließlich zum Aufhören zwang.

„Meine Werte waren richtig schlecht, viele Dinge nicht mehr in der Balance.“

30 Jahre unter Dauerstrom, nie eine längere Pause, immer folgte Herausforderung auf Herausforderung.

"Er will immer mehr als sehr gut sein"

Dazu gilt der „Fußball-Professor“, wie er seit seinem Auftritt im „Sportstudio“ 1998 genannt wird, als extrem perfektionistisch, detailversessen und ehrgeizig.

„Ralf hat extrem hohe Ansprüche an sich. Er will immer mehr als sehr gut sein, er mag keine Halbherzigkeiten“, sagte Horst Zingraf, Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer, einmal über Rangnick.

"Er denkt Tag und Nacht an Fußball"

Auch ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs, der Rangnick einige Monate auf Schalke kennenlernte, erinnert sich im Gespräch mit LAOLA1 an einen „Fußball-Besessenen“ zurück.

„Er denkt Tag und Nacht an Fußball, er lebt für diesen Sport. Und er versucht ständig, sich selbst immer wieder zu verbessern und dazu zu lernen.“

Dass ihm genau diese Eigenschaften einmal zum Verhängnis werden und ein Burnout verursachen, war für Fuchs und Co. damals nicht abzusehen.

„Nach außen hin hat man es nicht wirklich mitbekommen. Er hat bis zum Schluss probiert, alles zu geben.“

Rangnick hat daraus gelernt

Am 22. September 2011 erklärte Rangnick den Kampf gegen Windmühlen schließlich für beendet.

„Der Schritt war sehr mutig und erfordert auch sehr viel Anerkennung“, sagt Fuchs, „aus solchen Lebenssituationen lernt man extrem viel, vor allem auch seine eigenen Grenzen kennen.“

Das hat Rangnick auch offenbar.

„Ich habe einige Dinge verändert. Man kann nicht ständig online sein, dafür ist der Mensch nicht geschaffen. Außerdem schalte ich jetzt auch mal drei, vier Stunden das Handy aus und bin nicht erreichbar. Das habe ich aus den vergangenen Monaten gelernt.“

"Fühle mich so gut wie schon ewig nicht mehr"

Darum fühlt sich Rangnick auch bereit, neun Monate nach seinem Rücktritt wieder auf die große Fußball-Bühne zurück zu kehren. Zwar nicht als Trainer, aber als Sportdirektor.

Der Deutsche soll den Red-Bull-Fußball-Filialen in Salzburg und Leipzig ein neues Gesicht verpassen und langfristig etwas aufbauen.

„Es geht mir wieder gut, ich fühle mich so gut wie schon ewig nicht mehr. Die körperliche Frische ist da, dazu stecke ich voller Tatendrang und Energie“, erklärte ein sichtlich erholter Rangnick bei seiner Präsentation.

Neuer starker Mann bei Red Bull

Auch Fuchs glaubt, dass die Auszeit lange genug war, um die Akkus wieder aufzuladen: „Er wird sich das sehr gut überlegt haben und verantwortungsvoll handeln. Er scheint bereit zu sein.“

Rangnick wird zwar als Sportdirektor nicht mehr täglich am Platz stehen, trotzdem ist er als neuer starker Mann omnipräsent.

Trainer Roger Schmidt war seine „Erfindung“, weitere Personalentscheidungen werden folgen.

„Er ist eine absolute Autoritätsperson, vergisst dabei aber nicht, den persönlichen Kontakt zu den Spielern zu suchen“, beschreibt Fuchs seinen ehemaligen „Chef“.

Nächste Fußball-Wunder?

Der 26-jährige Linksfuß ist sich sicher, dass Red Bull noch viel Freude mit Rangnick haben wird.

„Ich denke, er ist der richtige Mann. Das hat er auch bereits bei Hoffenheim bewiesen, als er diesen Verein in die Bundesliga geführt hat.“

Nun soll Rangnick Salzburg (Champions League) und Leipzig (Bundesliga) zu den nächsten Fußball-Wundern machen.

Kurt Vierthaler