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Das Transfer-Defizit der Bundesliga

Das Transfer-Defizit der Bundesliga
Liga
Saison Exporte (in €) Importe (in €) Bilanz (in €)
Österreich
2013/14 1.850.000 5.250.000 <span style=\'color: #ff0000;\'>-3.400.000
2012/13 5.200.000 16.685.000 <span style=\'color: #ff0000;\'>-11.485.000
2011/12 11.650.000 3.145.000 <span style=\'color: #008000;\'>8.505.000
Ohne Red Bull
2013/14 1.350.000 1.450.000 <span style=\'color: #ff0000;\'>-100.000
2012/13 3.500.000 810.000 <span style=\'color: #008000;\'>2.690.000
2011/12 11.650.000 300.000 <span style=\'color: #008000;\'>11.350.000
Schweiz
2013/14 46.400.000 10.930.000 <span style=\'color: #008000;\'>35.470.000
2012/13 26.930.000 10.550.000 <span style=\'color: #008000;\'>16.380.000
2011/12 35.150.000 5.980.000 <span style=\'color: #008000;\'>29.170.000
Tschechien
2013/14 11.270.000 2.010.000 <span style=\'color: #008000;\'>9.260.000
2012/13 4.322.000 1.690.000 <span style=\'color: #008000;\'>2.632.000
2011/12 12.015.000 0 <span style=\'color: #008000;\'>12.015.000
Schweden
2013/14 8.350.000 1.000.000 <span style=\'color: #008000;\'>7.350.000
2012/13 13.000.000 550.000 <span style=\'color: #008000;\'>12.450.000
2011/12 15.110.000 1.100.000 <span style=\'color: #008000;\'>14.010.000
Belgien
2013/14 36.100.000 23.670.000 <span style=\'color: #008000;\'>12.430.000
2012/13 32.105.000 23.545.000 <span style=\'color: #008000;\'>8.560.000
2011/12 94.130.000 25.800.000 <span style=\'color: #008000;\'>68.330.000

Die Transferzeit liegt hinter uns.

Mit Philipp Zulechner, Marin Leovac, Michael Liendl und Mihret Topcagic wurden immerhin vier Spieler gewinnbringend aus Österreich ins Ausland verkauft.

Das ist ein Aufwärtstrend. Denn in den letzten beiden Jahren ist das Geschäft mit den Spielerverkäufen eingeschlafen.

Verglichen mit anderen Ligen in der Größenordnung der Bundesliga erzielen österreichische Vereine kaum Einnahmen durch Transfers. In der Schweiz beispielsweise beläuft sich das Transferplus in dieser Saison auf 35,5 Millionen Euro, Österreich dagegen hält bei einem Minus von 3,4 Millionen Euro. Ein gewaltiger Unterschied.

Auslandstransfers schaffen Mehrwert

Dabei sind gewinnbringende Auslandstransfers gerade für die kleineren Fußball-Länder wichtig. Musterbeispiel dafür ist der FC Basel. Deals wie der 13-Millionen-Euro-Wechsel von Mohamed Salah zu Chelsea haben beim Schweizer Meister keinen Seltenheitswert mehr.

Das damit eingenommene Geld wird in Infrastruktur, Nachwuchs und Scouting investiert. Auf diese Weise können die abgewanderten Stars mit Spielern aus den eigenen Reihen ersetzt werden, ohne groß an Qualität zu verlieren. Zudem profitiert auch das Nationalteam von dieser Ausbildungspolitik.

Doch nicht nur Basel erzielt in der Schweiz hohe Ablösesummen. Auch bei kleineren Klubs klingelten in den letzten Jahren die Kassen. So verkauften die Grasshoppers Steven Zuber im Sommer um 3,6 Millionen Euro. Bern bekam für Emmanuel Mayuka vor eineinhalb Jahren 4 Millionen und Zürichs Ricardo Rodriguez ging 2011 für 8,5 Millionen Euro über den Ladentisch.

Anmerkung zu den Daten: Sämtliche Transfersummen stützen sich auf die Angaben von www.transfermarkt.at

Saison
Ausgangsverein Spieler Zielverein Ablöse (in €)
2013/14
Salzburg Jakob Jantscher Nijmegen 250.000
Grödig Philipp Zulechner Freiburg 700.000
Austria Marin Leovac Rijeka 250.000
WAC Mihret Topcagic Karagandy 400.000
WAC Michael Liendl Düsseldorf 250.000
2012/13
Salzburg Jakob Jantscher (Leihe) Dynamo Moskau <span style=\'color: #0000ff;\'>1.500.000
Rapid Christopher Drazan Kaiserslautern 400.000
Mohammed Ildiz Nürnberg 500.000
Austria Georg Margreitter Wolverhampton <span style=\'color: #0000ff;\'>2.500.000
Sturm Darko Bodul Odense 100.000
2011/12
Rapid Hamdi Salihi D.C. United 400.000
Veli Kavlak Besiktas 750.000
Tanju Kayhan Besiktas <span style=\'color: #0000ff;\'>1.050.000
Yasin Pehlivan Gaziantepspor <span style=\'color: #0000ff;\'>1.000.000
Austria Nacer Barazite Monaco <span style=\'color: #0000ff;\'>4.500.000
Zlatko Junuzovic Bremen 800.000
Julian Baumgartlinger Mainz <span style=\'color: #0000ff;\'>1.100.000
Ried Samuel Radlinger Hannover 250.000
Daniel Royer Hannover 600.000
Sturm Gordon Schildenfeld Frankfurt <span style=\'color: #0000ff;\'>1.000.000
Kapfenberg Michael Gregoritsch Hoffenheim 200.000

Österreich mit Minus in der Transferbilanz

Das Transferplus der Super League kann sich sehen lassen. Aber auch Spieler aus Tschechien und Schweden sind international gefragt. Die Ligen der angesprochenen Länder erzielten in den letzten drei Jahren üppige Transferüberschüsse (siehe Tabelle). Ganz zu schweigen von den Summen, die für gehypte Talente aus Belgien gezahlt werden.

Mit diesen Zahlen kann die österreichische Bundesliga nicht mithalten. Seitdem in den Jahren 2010 und 2011 jene Spieler ins Ausland wechselten, die nun den Kern der Nationalmannschaft stellen, ist der Geldfluss abgeflaut. Fiel die Transferbilanz in der Saison 2010/11 mit 8,5 Millionen Euro noch respektabel aus, so überstiegen in den letzten beiden Saisonen die Kosten der Importe die Einnahmen der Exporte.

Natürlich verzerren die Investitionen von Red Bull Salzburg diese Statistik ein wenig (siehe dazu in der Tabelle die Transferbilanz der Liga ohne Red Bull). Nach der Düdelingen-Blamage gab der Finanz-Krösus alleine für Kevin Kampl und Sadio Mane kolportierte sieben Millionen Euro aus. Trotzdem gab es in den letzten beiden Jahren mit Georg Margreitter (2,5 Mio.) und Jakob Jantscher (1,5 Mio./Leihe) nur zwei Spieler, die um einen siebenstelligen Betrag in eine andere Liga verkauft wurden. Was sind die Gründe für diese Transferflaute?

"Hole einen Spieler nicht, um ihn zu verkaufen"

Zum einen fehlte es in den letzten Saisonen ganz einfach an Qualität. „Es hängt mit den Jahrgängen zusammen. Man darf nicht unzufrieden sein, weil wir in den Jahren zuvor relativ viele Spieler ins Ausland transferiert haben. Die ganze Nationalelf besteht momentan aus Legionären“, stellt Austria-Sportvorstand Thomas Parits fest.

Die „Veilchen“ waren in den letzten drei Jahren auf dem internationalen Spielermarkt Österreichs erfolgreichster Verein. Nacer Barazite, Zlatko Junuzovic, Julian Baumgartlinger und Margreitter verkaufte man gewinnbringend ins Ausland. Gleichzeitig schaute sich Parits rechtzeitig um Ersatz um. Die nachrückenden Spieler, wie Philipp Hosiner oder Kaja Rogulj, wurden selbst zu heißen Transferaktien.

Auf den Begriff Ausbildungsverein will sich Parits dennoch nicht reduzieren lassen: „Ich hole einen Spieler nicht deswegen, weil ich ihn verkaufen will. Alaba, Junuzovic, Baumgartlinger und Dragovic hätte ich alle gerne behalten. Nur bist du heutzutage einfach machtlos. Wenn ein Verein aus dem Ausland kommt, können wir nicht mithalten.“

Hat die Bundesliga ein Image-Problem?

Die Logik des internationalen Transfermarktes macht es österreichischen Klubs generell nicht einfach. „Wenn man heute einen Spieler aus Kroatien holt, zahlt man 7 bis 8 Millionen Euro. Für einen Österreicher bekommst du dagegen nur 1 bis 1,5 Millionen“, erklärt Partis.

Der Austria-Manager will diesem Trend entgegenwirken: „Die heimischen Klubs müssen sich teurer verkaufen. Wir haben genauso gute Talente. Für einen Schweden bekommt man drei Millionen, für einen Österreicher aber nur eine. Das verstehe ich nicht.“

Auf dem internationalen Markt scheint die Bundesliga also mit einem Image-Problem zu kämpfen. „Manchmal ist es leichter, einen Tschechen zu verkaufen, als einen Österreicher“, meint auch Spielermanager Max Hagmayr. „Das hängt mit der internationalen Reputation zusammen. Tschechien hatte jahrelang eine überragende Nationalmannschaft.“

Parits und Hagmayr im Gespräch

Erfolge auf internationalem Level hilfreich

Um Spieler aus der österreichischen Liga attraktiver zu machen, müssen internationale Erfolge her.

„Die Schweiz hat mit Basel ein Team, das zuletzt fast immer in der Champions League antrat. Das macht schon viel aus. Als wir 2011 eine starke Gruppenphase in der Europa League spielten, haben wir Junuzovic und Barazite verkauft“, erzählt Parits. Erst wenn sich ein Spieler auf internationaler Ebene etabliert, wird er für ausländische Klubs interessant.

Hagmayr streicht dagegen die Funktion der Legionäre als Botschafter hervor: „Ich freue mich über jeden Österreicher, der in einer anderen Liga gute Leistungen bringt. Das hilft auch denjenigen, die aus Österreich ins Ausland wollen. So steigt das Ansehen des heimischen Fußballs.“

Optimistisch in die Zukunft

Aufgrund der ordentlichen Leistungen der ÖFB-Legionäre sowie der Erfolge von Salzburg und der Austria im Europacup, blickt Hagmayr optimistisch in die Zukunft: „Es ist auf dem Wege der Besserung. Viele Klubs aus dem Ausland, speziell aus Deutschland, schauen konzentriert auf den österreichischen Markt. Eben weil die Leistungen besser wurden und die Ablösesummen relativ niedrig sind.“

Die Nachfrage steigt, wie der Spielervermittler auch am eigenen Geschäft merkt. „Es gibt wieder ein paar Spieler, die das Interesse geweckt haben. Deswegen bin ich überzeugt, dass es in naher Zukunft mehr Auslandstransfers geben wird.“

Die Hoffnung liegt also in der nächsten Transferphase.

 

Jakob Faber