news

Kriechmayr: "Das Schöne ist, dass es keine Perfektion gibt"

Vincent Kriechmayr hat sich im letzten Winter oft verzettelt und verbissen. Bei wem er sich etwas in Sachen Konstanz abschaut & welcher ÖSV-Kollege "irre" ist.

Kriechmayr: Foto: © GEPA

Von Platz eins bis 57 - bei Vincent Kriechmayr war in der vergangenen Weltcup-Saison alles dabei.

Österreichs "Sportler des Jahres 2021" hatte im letzten Winter den ein oder anderen leistungsmäßigen Aussetzer, das möchte er in dieser Saison besser hinbekommen. Mit den Plätzen elf und vier ist in Lake Louise in der Vorwoche schon ein guter Auftakt gelungen. 

"Natürlich war das letzte Saison nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich war nicht ganz so zufrieden. Andererseits bin ich verletzungsfrei durchgekommen und habe Rennen gewinnen dürfen. Aber das ist natürlich nicht der Anspruch, den ich habe", erklärt der Oberösterreicher.

Drei Saisonsiege (2x Abfahrt, 1x Super-G) gelangen dem 31-Jährigen, dazu kamen noch drei weitere Podestplätze. Heuer soll es noch einen Schritt nach vorne gehen, dazu wurde an fast allen Schrauben gedreht: Technik, Kondition, Mentales.  

"Das Schöne am Skisport ist, dass man in allen Belangen besser werden kann, dass es keine Perfektion gibt. Man kann immer besser werden", sagt Kriechmayr.

Verzettelt und verbissen

Besser werden will der Super-G-Gesamtsieger 2020/21 vor allem in Punkto Konstanz. Als Vorbild dient hier Beat Feuz. Der Schweizer sei ein "Paradebeispiel": "Er fährt seit vier Jahren in der Abfahrt immer konstant aufs Podium. So muss man agieren, so muss man performen. Das habe ich noch nicht geschafft, das ist mein Ziel. Aber da muss man einfach weiter trainieren. Skifahren ist Übungssache."

Auch der Kopf spielt eine ganz entscheidende Rolle. Man müsse in einen Flow kommen, aus dem heraus es ganz leicht von der Hand geht, weiß Kriechmayr.

"Aber man will dann oft ein bisschen mehr, verzettelt sich mit dem Material, ist zu verbissen. Das war letztes Jahr auch mal bei mir in einer Phase so. Zum Schluss habe ich es wieder ein bisschen gefunden, da ist mir wieder ein bisschen der Knopf aufgegangen."

Was ein bisschen untertrieben ist, immerhin gewann der Linzer beim Saison-Finale in Courchevel sowohl die Abfahrt als auch den Super-G.

WM-Favorit? "Das spielt keine Rolle"

Zum WM-Favoriten will er deswegen aber nach wie vor nicht abgestempelt werden. Kriechmayr gibt zu bedenken, dass sowohl der Zeitpunkt (Februar statt März, Anm.) als auch die Schneeverhältnisse und wahrscheinlich auch die Kurssetzung bei der WM anders als beim Saison-Finale 2021/22 sein werden.

"Das war damals eine schöne G’schicht, aber es spielt keine Rolle, ob ich da gewonnen habe oder nicht. Ich habe deswegen ja keinen Zeitvorsprung oder so", will Kriechmayr sich wie gewohnt nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. "Aber natürlich ist es sicher auch nicht schlecht, wenn man vorher gewonnen hat. Überbewerten darf man es allerdings nicht."

Die Startplätze in Abfahrt und Super-G in Courchevel hat das ÖSV-Ass dank seiner beiden WM-Goldenen in Cortina 2021 als Titelverteidiger sicher. Die Qualifikation für das Saison-Highlight hätte ohnehin nur Formsache sein sollen.

"Mein Ziel ist es sowieso, der Beste in Österreich oder generell einer der Besten der Welt zu sein. Aber wenn ich der Beste in Österreich bin, dann habe ich schon mal den Mothl (Matthias Mayer, Anm.) geschlagen und dann bin ich meistens eh schon ziemlich weit vorne", grinst "Vinc".

Kriechmayr über ÖSV-Teamkollege: "Der Typ ist irre"

Um sich mit Mayer und der internationalen Konkurrenz im Winter messen zu können, hat Kriechmayr die lange Pause über den Sommer für intensives Training genutzt. Der Oberösterreicher arbeitet nach dem Motto "Mehr ist mehr".

"Ich bin ein Athlet, ich brauche mehr Vorbereitung und meine Trainingstage. Ich gehe auch im Sommer gerne Skifahren, damit der Körper nicht zu lange weg von den Ski ist. Da muss jeder auf sich und seinen Körper schauen", erklärt Kriechmayr und macht den Unterschied zu Teamkollege Mayer deutlich. "Mothl kann ein halbes Jahr nicht Skifahren, dann ist er am ersten Tag am Schnee und fährt Bestzeit. Er ist immer sofort da. Der Typ ist irre."

Ob mit viel oder wenig Training, was am Ende zählt, ist das Ergebnis. Bleibt abzuwarten, was bei Vincent Kriechmayr in dieser Saison alles drin ist. 

Kommentare