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So geht es Marco Rossis Draftklasse

Während er Gesundheitsprobleme auskuriert, macht Konkurrenz erste Schritte.

So geht es Marco Rossis Draftklasse Foto: © getty

Nach den gesundheitlichen Problemen, deren dramatische Ausmaße erst in den letzten Wochen bekannt wurden (Alle Infos >>>), hofft Marco Rossi auf einen (leichten) Trainingsstart im Mai.

Wie ging es während seiner Absenz eigentlich seinen Kollegen aus dem letzten Draft? Wer bekam einen Vertrag und wer spielt bereits in der NHL? Was machten die Wild während Rossis Zwangspause?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wartet mit einer vollumfänglichen Übersicht auf:

Nur 26 Entry-Level-Verträge

Insgesamt erhielten nach dem letzten Draft und vor dem NHL-Beginn im Jänner 26 Spieler einen Entry-Level-Vertrag, darunter eben auch Marco Rossi. Bei 216 Picks waren das knapp 12 Prozent.

Soviel zur Frage, warum denn Benjamin Baumgartner und Thimo Nickl noch ohne Verträge dastünden. Kontrakte gleich nach dem Draft sind eben nur wenigen Spielern vorbehalten, die NHL-Teams warten beim Rest erst die weitere Entwicklung ab.

17 dieser 26 Verträge betragen First-Round-Picks, sechs Cracks, die in der zweiten Runde gezogen wurden. Weiters: Zwei Spieler aus der dritten und einer aus der vierten Runde.

Was die heurige Saison kaum betrifft: In den letzten Wochen und Monaten kamen natürlich noch einige Vertragsabschlüsse hinzu. Insgesamt sind bis heute 25 der 31 Erst-Runden-Picks mit Kontrakten ausgestattet. Die Spieler ohne Verträge fallen logischerweise in zwei Gruppen, bei denen die Teams keine Eile haben (Rechte verfallen frühestens nach vier Jahren) oder die bei ihren Teams noch unter Vertrag stehen. Das betrifft daher zwei College-Spieler (Defender Jake Sanderson wurde auf Nr. 5 gedraftet) und fünf Europäer, darunter den deutschen Stürmer Lukas Reichel.

Von den 26 Spielern, die schon zu NHL-Saisonbeginn unter Vertrag standen, haben es lediglich vier Cracks auf Spiele in der höchsten Liga gebracht. Wie kam es dazu und wie ging es ihnen?

Alexis Lafreniere (# 1, New York Rangers)

Alexis Lafreniere (# 1, New York Rangers)
Foto: © getty

53 Spiele, 10 Tore, 9 Assists, +/- -6

Er galt als am meisten NHL-ready, absolvierte auch die ganze Saison bei den Blueshirts. Sein Saisonstart gelang ihm so gar nicht nach Wunsch, er lief meist in der dritten Linie auf und agierte dort eher unauffällig. Zehn Monate ohne Spiel zuvor hinterließen aber sicher ihre Spuren, die Junioren-WM ließ ihn Pre-Season-Games mit den Rangers versäumen. Musste danach um Powerplay-Zeit kämpfen, präsentierte sich zuletzt aber stark verbessert und darf neben Mika Zibanejad und Pavel Buchnevich spielen. Die Gesamtsaison war vielleicht etwas enttäuschend, die Entwicklung geht aber in die richtige Richtung.

Quinton Byfield (# 2, Los Angeles Kings)

Quinton Byfield (# 2, Los Angeles Kings)
Foto: © getty

4 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, +/- 0 (AHL: 30 Spiele, 8 Tore, 12 Assists, +/- -10)

Profitierte davon, dass die OHL-Saison nie in die Gänge kam und er daher in der AHL auflaufen durfte. Hatte bei den Ontario Reign einen abwartenden Start in seine Profikarriere, kam aber doch auf 20 Punkte in 30 Spielen, was ihm einen Recall zu den Kings einbrachte. Weiter ein "Gentle Giant" mit sehr guter Reichweite und Beinarbeit, ab und zu etwas passiv und oft zu sehr ein Passgeber als Schütze. Als im August Geborener einer der jüngsten Spieler des Drafts, seine Entwicklung wird wohl noch Jahre dauern. Die Kings sind ohne reelle Playoff-Chancen, können Byfield daher noch das eine oder andere Spiel geben. Sie werden sich aber eher hüten, mit dem siebten Spiel für ihn ein Jahr seines Vertrags zu verbrennen.

Tim Stützle (# 3, Ottawa Senators)

Tim Stützle (# 3, Ottawa Senators)
Foto: © getty

49 Spiele, 9 Tore, 17 Assists, +/- -20

Lässt immer wieder seine Fähigkeiten aufblitzen, seine Beinarbeit ist auch auf NHL-Niveau herausragend. Aber guten Szenen folgen immer wieder (defensive) Rookie-Fehler, wartete zuletzt 13 Spiele lang auf sein neuntes Saisontor und verkrampfte etwas. Die Senators waren von Beginn an ohne Playoff-Chancen, konnte daher mit Stützles Stärken und Schwächen gelassen umgehen, "Training on the job" lautete die Devise. Der beste Scorer seine Draftklasse und mit einer großen NHL-Zukunft vor sich.

Jamie Drysdale (# 6, Anaheim Ducks)

Jamie Drysdale (# 6, Anaheim Ducks)
Foto: © getty

21 Spiele, 3 Tore, 4 Assists, +/- -10 (AHL: 14 Spiele, 4 Tore, 6 Assists, +/- +1)

Auch er profitierte von der OHL-Aussetzung, konnte sich nach der Junioren-WM bei den San Diego Gulls in 14 Spielen an das Profi-Eishockey gewöhnen. Kam am 20. März zu den Ducks und ist seitdem Stammspieler. Hatte seine Ups and Downs, ab und zu fehlt es noch an der Zuteilung und/oder Muskelkraft in der eigenen Zone. Bewies aber bereits seinen überragenden Hockey Sense und atemberaubenden Antritt. Wird in Bälde die Ducks-Defensive anführen und viel Eiszeit auf sich nehmen (spielt jetzt schon im Schnitt 20 Minuten). Prototyp eines modernen Defenders, die einzige offene Frage: Wird er ein herausragender oder nur ein "normaler" Scorer von der blauen Linie sein?

Wild verschmerzen Rossi-Ausfall

Gerade vier Spieler des Drafts 2020 schaffen es also heuer in die NHL, nur Lafreniere und Stützle waren von Saisonbeginn an mit dabei. Wie es Marco Rossi bei guter Gesundheit gegangen wäre, kann nur Spekulation bleiben. Als Team vermissen ihn die Wild nicht unbedingt, sie stehen vor einem überraschend souveränen Playoff-Einzug, müssen sich dann aber mit einem der beiden Powerhouses Vegas oder Colorado auseinandersetzen.

Auf der Center-Position, die seit Jahren schon eine Schwäche der Wild ist, setzte sich heuer Joel Eriksson Ek offensiv gut in Szene, defensiv war er ohnehin immer eine Bank. Vor allem seine analytischen Werte sollten ihm eine gewaltige Gehaltserhöhung im Sommer (RFA, bis jetzt 1,5 Mio.) garantieren. Dahinter entsprachen Viktor Rask (von Coach Dean Evason sehr geschätzt) und der aus Nashville gekommene Nick Bonino den (nicht sehr hohen) Erwartungen, wären aber leicht ersetzbar. Ryan Hartman verdiente sich seine vor kurzem erfolgte Vertragsverlängerung mit einer Michi-Raffl-Rolle: Er kann rauf und runter im Lineup eingesetzt werden, darunter auch als Center. Nico Sturm erspielte sich heuer mit guten Leistungen den Pivot-Platz in der vierten Linie. Nick Bjugsted dürfte eher kein neues Vertragsangebot bekommen, auch Boninos Kontrakt läuft im Sommer aus.

In anderen Worten: Eriksson Ek ist sicher in einer Top-6-Position gesetzt, er kann mit guten Spielern auflaufen und verpasst ihnen das defensive Rückgrat. Sturm und Rask haben auch noch Verträge für ein Jahr, der Rest ist offen. Eher nicht zu glauben, dass Rask und seine vier Millionen pro Jahr im Expansion Draft einen Abnehmer finden werden, er kam zuletzt nicht einmal neben Mats Zuccarello und Kirill Kaprizov auf Touren.

Der eine oder andere Centerplatz bei den Wild wäre sicher frei, gehaltsmäßig werden sie eher keinen großen Kapuzunder an Land ziehen können. Bleibt nur zu hoffen, dass es Rossis Gesundheit im nächsten Herbst zulässt, um einen Platz im Lineup zu kämpfen.

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