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Gespannt, nicht angespannt

Hubert Schmidt gönnt sich nach 17 Jahren als Coach eine Auszeit. Von seinem "Timeout" profitiert die LAOLA1-Community: Willkommen zur neuen Basketball-Kolumne.

Gespannt, nicht angespannt Foto: © LAOLA1

Wenn am Wochenende die neue Saison der win2day Basketball Superliga beginnt, ist das für mich persönlich eine etwas ungewohnte Erfahrung: In den letzten 17 Jahren standen in dieser Zeit jeweils die ersten Meisterschaftsspiele als Coach auf dem Programm. Und – mit einer Saison Puffer – auch in den zehn Jahren davor war ich als Spieler gerade im ersten Saisonteil unterwegs.

Tauscht Taktik-Board gegen Tastatur: Ex-Timberwolves-Coach und Damen-Teamchef Hubert Schmidt.
Foto: © GEPA

Da ich bei den Vienna Timberwolves auch organisatorisch einiges zu tun habe, geht der Auftakt des kommenden Spieljahres zwar nicht komplett an mir vorbei, aber natürlich bietet sich durch meine Coaching-Auszeit ein etwas anderer Blickwinkel auf diese Basketball-Jahreszeit. Vor allem aber ist es eine gute Gelegenheit zu reflektieren, was man in den letzten Jahr(zehnt)en vor und während der Preseason geplant und gemacht hat, wie gut die Vorhaben aufgegangen sind und was man in Zukunft vielleicht optimieren könnte.

Die Anfrage war ein No-Brainer

Sehr gut zu diesen Überlegungen passte die Anfrage vonseiten der BSL, ob ich nicht eine wöchentliche Kolumne mit Liga-Bezug schreiben wolle. Da ich ja lange bei LAOLA1.at gearbeitet, den Job geliebt und nur aufgehört hatte, um als Trainer noch tiefer in den Basketball eintauchen zu können, war die Antwort "Ja" natürlich ein No-Brainer.

Zurück zum eigentlichen Thema, der Preseason und dem Saisonstart. Auch wenn bei den Timberwolves die Kontinuität im Vordergrund steht und sich der Kader von Jahr zu Jahr meist in überschaubarem Maße verändert, ist es immer aufs Neue spannend, das Team mit den Grundregeln beginnend aufzubauen. Vor allem aber natürlich mit Neuzugängen, Rookies aus der eigenen Akademie oder auch mit einem neuen Assistant Coach.

"Egal, wie viele Jahre man als Trainer schon auf dem Buckel hat und wie abgebrüht man ist: Das erste Meisterschaftsspiel ist immer etwas Besonderes und Spannendes."

Hubert Schmidt

Ich spreche wahrscheinlich für alle Trainer, wenn ich sage: Egal, wie vertraut die Spieler mit der Philosophie sind oder wie früh im Sommer man beginnt – die Zeit in der Vorbereitung ist immer knapp. Kaum trifft man sich zum ersten Teamtraining in der Halle, ist auch schon das erste Testspiel nicht mehr weit.

Apropos Testspiele: Ergebnisse in der Preseason sind komplett zweitrangig, sagen viele und besonders die alten Füchse. Aber ist das wirklich so und meinen sie es komplett ernst? Natürlich darf man von Siegen oder Niederlagen in den Vorbereitungsspielen nicht auf die folgende Performance in der Meisterschaft schließen. Dennoch halte ich gemeinsame Erfolgserlebnisse für sehr wichtig: Schwierige Situationen, durch die man sich als Team – oft gar nicht durch brillante basketballerische Mittel - durchgekämpft hat, bilden gerade bei neu formierten Gruppen Vertrauen ineinander und können sehr wohl wegweisend für die ersten Runden sein.

Egal, wie abgebrüht man ist...

Egal, wie viele Jahre man als Trainer schon auf dem Buckel hat und wie abgebrüht man ist: Das erste Meisterschaftsspiel ist immer etwas Besonderes und Spannendes. Wie tritt die Mannschaft im ersten Ernstfall auf, wie stark ist man tatsächlich im Vergleich zur Konkurrenz, welche Spieler reagieren wie auf Druck, wie spielt sich die Coaches-Spieler-Dynamik ein und welches Gefühl bekommt man für seinen eigenen Zugang als Coach?

Man weiß nicht genau, was einen wirklich erwartet und nicht selten passieren unerwartete Dinge. Wie zum Beispiel letztes Jahr unser allererster Sieg gegen Kapfenberg – und das, obwohl beide US-Legionäre noch nicht einsatzberechtigt waren.

Player to watch: Nationalspieler Renato Poljak wechselte nach Wels.
Foto: © GEPA

Heuer blicke ich freilich nicht angespannt auf die erste Runde, aber nicht minder gespannt, da sich über den Sommer einiges getan hat. Die Nationalspieler Renato Poljak, Daniel Köppel und Jakob Lohr, weitere Österreicher (Paul Isbetcherian, Lukas Hahn, Elias Podany, Milan Dokmanovic) sowie Chris Ferguson haben innerhalb der Liga gewechselt, andere "Ösis" sind zurück bzw. neu in der BSL: Oscar Schmit, Lukas Reichle, Janis Tomaschek, Nikhil Sacher, Felix Leindecker, Obinna Ndukwe.

Viele neue Legionäre, ein neuer spanischer Head Coach bei den ambitionierten Kapfenberg Bulls und allgemein schwerer als zuletzt einzuschätzende Kräfteverhältnisse im Spitzenfeld sorgen für interessante Voraussetzungen.

Spannend wird auch die Entwicklung eines Aleksej Kostic zu beobachten sein: Junge österreichische Spieler seines Kalibers wechselten in letzter Zeit recht früh ins Ausland, aber Beispiele wie Thomas Schreiner oder Thomas Klepeisz zeigen, dass man auch als gereifter BSL-Führungsspieler noch eine beeindruckende internationale Karriere starten kann.


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