Für Bernd Wiesberger geht bei den mit zwölf Millionen Dollar dotierten US Open im Erin Hills GC eine Serie zu Ende.
Entweder schafft der 31-jährige Burgenländer bei seinem vierten Antreten beim zweiten Saison-Major erstmals den Cut oder seine beeindruckende Cut-Serie, seit September 2016 schaffte er es immer ins Final-Wochenende, reißt.
Österreichs Top-Golfer startet heute mit Kevin Chappell und Amateur Maverick McNealy (beide USA) um 14:20 Uhr Ortszeit (21:20 MESZ) von Spielbahn 10 ins Turnier.
"Schwierigste Golf-Woche des Jahres"
Die Generalprobe für die 117. Auflage der US Open verlief mit Rang 15 beim Heimturnier in Atzenbrugg nicht ideal.
Die Nummer 30 der Welt sagt im Vorfeld des Majors: "Es wird die schwierigste Golf-Woche des Jahres werden. Birdies wird man an einer Hand abzählen können, Par oft als gutes Ergebnis akzeptieren müssen und trotzdem versuchen, positiv zu bleiben."
Vordergründiges Ziel für den Oberwarter wird das erstmalige Erreichen des Wochenendes sein, die Favoriten auf den Siegerscheck, der mit 2,16 Mio. Dollar erstmals in der Major-Geschichte über zwei Millionen beträgt, sind jedoch andere.
Gelingt Dustin Johnson Titelverteidigung?
Drei von ihnen spielen im absoluten Top-Flight an den ersten beiden Tagen Seite an Seite. Mit Martin Kaymer (GER), Jordan Spieth (USA) und Titelverteidiger Dustin Johnson (USA) gehen die Champions der vergangenen drei Jahre gemeinsam auf die Runde.
Während der Deutsche nur Außenseiter-Chancen besitzt, zählen die beiden US-Amerikaner zu den Top-Anwärtern auf den Sieg im Erin Hills GC, viele amerikanische Experten rechnen mit einer erfolgreichen Titelverteidigung vom Schwiegersohn der Eishockey-Legende Wayne Gretzky.
Ganz vorne bei den Buchmachern stehen zudem der nach seiner Rippenverletzung wieder topfitte Rory McIlroy (NIR), Jason Day (AUS) sowie der regierende Masters-Champ Sergio Garcia (ESP), aber auch die jungen Longhitter Rickie Fowler (USA), Jon Rahm (ESP) und Thomas Pieters (BEL) sollte man auf der Rechnung haben.
Außerdem haben auf dem links-ähnlichen Layout wohl die bei den letzten beiden US Open stark aufspielenden Shane Lowry (IRL) sowie die drei Südafrikaner Charl Schwartzel, Branden Grace und Louis Oosthuizen gute Karten.
Austragungsort ist mit dem Erin Hills Golf Course ein Platz, der erst 2006 eröffnet und extra so angelegt wurde, um für eine US Open in Frage zu kommen. Der in etwa 200 Kilometer nördlich von Chicago gelegene selektive Links-Kurs im US-Bundesstaat Wisconsin zeichnet sich zwar durch breite Fairways aus, ist aber aufgrund des Layouts mit ganz wenigen Bäumen sehr windanfällig und das dichte Rough verzeiht keine Fehler.
Diskussion um hohes Rough
Um das hohe Gras abseits der Spielbahnen gab es in den letzten Tagen viele Diskussionen, da einige Spieler meinten das Rough sei zu extrem, worauf die veranstaltende USGA (Anm. amerikanischer Golfverband) reagierte und auf einigen Löchern das Rough kürzte.
Mit dieser Entscheidung waren aber nicht alle einverstanden. Mitfavorit McIlroy meint etwa: "Das sind die breitesten Fairways, die wir jemals bei einer US Open hatten. Auf manchen Löchern Landezonen mit mehr als 50 Metern Breite. Das Rough ist ein normales Hindernis, wir haben 156 der besten Spieler der Welt hier, wenn wir diesen Korridor nicht treffen, können wir unsere Koffer packen und nach Hause fahren."
Jordan Spieth fügt an: "Ich glaube nicht, dass der Golfplatz aufgrund des hohen Roughs unfair ist. Wir haben breite Zonen, wo wir die Bälle platzieren können, und man muss ohnehin sehr präzise mit dem Driver sein, wenn man die US Open gewinnen will."
"Das wird mit Sicherheit eine interessante, aber faire US Open. Ein guter Mix aus kurzen und langen Löchern, die Par-Fünf-Löcher werden aber nur sehr schwer und mit viel Risiko mit zwei Schlägen erreichbar sein. Das Rough ist so gut wie unspielbar, aber auch relativ weit von Mitte Fairway entfernt. Sollte eine coole Woche werden", schreibt Bernd Wiesberger nach seiner ersten Proberunde auf Facebook.
Fragezeichen hinter Wetter und Mickelson
Während die meisten der Teilnehmer bereits fleißig vor Ort trainieren, um sich auf die Bedingungen einzustellen, verbringt ein qualifizierter Profi derzeit die Zeit mit seiner Familie in Kalifornien.
Phil Mickelson, seines Zeichens absoluter Publikumsliebling, wird aller Voraussicht nach auf das zweite Saison-Major verzichten, um am Donnerstag bei der High-School-Abschlussfeier seiner ältesten Tochter in San Diego anwesend zu sein.
Doch der 46-jährige US-Amerikaner hat noch eine kleine Chance, doch am Turnier teilnehmen zu können. Laut eigenen Aussagen bräuchte er eine mindestens vierstündige Verzögerung, um es rechtzeitig von der Feier zum ersten Abschlag zu schaffen.
Die Wetterprognosen für den Erin Hills GC sagen für heute Donnerstag, aber auch für die restlichen Turniertage mit hoher Wahrscheinlichkeit Gewitter vorher, also bekommt Mickelson vielleicht doch noch die Chance nach sechs zweiten Plätzen bei einer US Open um den Titel, der ihm noch auf den Karriere-Grand-Slam fehlt, mitzuspielen.
