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Niki Laudas Begräbnis: Der "Hero" & das "Fast Car"

Unglaubliche Anteilnahme im Stephansdom. Lauda feierlich verabschiedet.

Niki Laudas Begräbnis: Der Foto: © GEPA

Um 13 Uhr an diesem verregneten Mittwoch nahm Österreich Abschied. Abschied von einer Legende. Abschied von Niki Lauda.

Neben der Familie und den knapp 400 Ehrengästen (darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Arnold Schwarzenegger, Sebastian Kurz, Lewis Hamilton, Valterri Bottas, Nico Rosberg, David Coulthard, Toto Wolff, Gerhard Berger, Alain Prost und zahlreiche weitere) nahmen trotz des schlechten Wetters auch tausende Fans im und vor dem Wiener Stephansdom Abschied von „Niki Nazionale“.

So viele, wie es zuletzt vermutlich beim Begräbnis von Popsänger Falco im Jahr 1998 waren.

Einer dieser Fans an diesem Tag war ich. Und auch wenn ich mit meinen noch jungen 20 Jahren Lauda bei seinen drei gewonnenen F1-Weltmeisterschaften nie live im TV verfolgen konnte, so verbinde ich dennoch sehr viel mit Niki. Alleine durch mein generell großes Sport- und mein noch größeres Motorsport-Interesse holte ich unzählige Grand-Prix-Siege Laudas per Wiederholung auf Kassette in meiner Kindheit nach und sah in Niki Lauda deshalb auch schon früh ein großes Vorbild.

Unterschiedliche, aber schöne Erinnerungen

Tausende Menschen warteten vor dem Stephansdom
Foto: © GEPA

Bereits am Vormittag, um etwa 9 Uhr geht die Schlange zu Laudas Sarg bis zum über 300 Meter entfernten Petersplatz. Ich persönlich schaffe es deshalb auch nicht mehr, mich an Laudas Sarg aus nächster Nähe zu verabschieden.

Um 11 Uhr sperrt die Polizei den Eingang, zu groß ist das Interesse, zu lange würde es dauern, bis jeder die Gelegenheit bekommen könnte den Sarg aus nächster Nähe zu sehen. Wie ich kurze Zeit später erfahren sollte, warteten die meisten Fans mehr als zwei Stunden bis ihnen der Zutritt gewährt wurde.

Deshalb stelle ich mich in die Schlange vor dem Haupteingang und hoffe einen Platz im Stephansdom zu ergattern. Denn eines ist klar: So groß wie das Interesse an diesem Mittwoch ist, ist es von Anfang an sicher, dass es nicht möglich sein würde, alle hineinzulassen.

So warte ich also und komme langsam aber sicher mit Leuten ins Gespräch. Genau genommen mit drei Leuten - einer Frau und zwei Herren. Es herrscht eine überaus freundliche Stimmung. Doch es regnet. Wir teilen uns deshalb die Regenschirme und reden während des Wartens über unsere Erlebnisse mit Niki Lauda. Während meine nur aus dem TV und auf Erzählungen basieren, können zwei der drei kürzlich kennengelernten Personen deutlich mehr erzählen.

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Der Chef, das Vorbild, die Inspirationsquelle

"Ich hätte mir nie gedacht, dass ich für ihn als Stewardess bei Lauda Air arbeiten könnte. Ich war immer schon Motorsport-verseucht. In meinem 29. Lebensjahr wurde mein Vorbild dann zum Chef. Er ist aber nicht wegen dem Motorsport mein Vorbild, sondern weil er so eine unglaublich starke innere Kraft gehabt hat, immer wieder aufzustehen. Er war der Mister 120%. Er hat nie aufgehört, war immer rund um die Uhr da. Als ich dann einmal schwer krank wurde, hat er mich nicht gekündigt. Im Gegenteil - er hat mich angerufen und gefragt, wie er mir helfen kann. Das ist der Grund, wieso ich heute hier stehe – um etwas zurückzugeben," erklärt die Frau, die - wie viele andere an diesem Tag - eine rote Kappe im Zeichen von Niki Lauda trägt.

Der doch eher junge Kollege links neben mir fährt fort und sagt: "Er war auf der einen Seite offen und direkt und hat auf der anderen Seite auch den Herrschaften die Dinge aufgezeigt. Das fasziniert mich und deshalb bin ich hier." Von weiter hinten höre ich: "Ich hab' ihn mal im Fitnesscenter getroffen".

Von rechts erzählt der ältere Mann daraufhin: "Ich habe in der gleichen Zeit wie Niki meinen Pilotenschein gemacht und ihn dort getroffen. Es war sehr lustig." Dass er heute am Begräbnis teilnimmt, war für den Herrn neben mir selbstverständlich.

Bekannt auf der ganzen Welt

Nach über einer Stunde Wartezeit schaffen wir es in die Kirche zu gelangen. Eine weitere knappe Stunde später nehme ich im vorderen Teil des Stephansdoms einen Platz ein. Neben mir sitzt ein 24-jähriger Mann. Er heißt Bartek.

"Als ich gehört habe, dass man von Niki Abschied nehmen kann, habe ich ohne viel überlegen zu müssen den Flug nach Wien gebucht. Ich bin überglücklich hier und vor allem hineingelassen worden zu sein. Es ist so schön!"

Bartek (24), reiste extra aus Warschau an

Bartek ist Pole und extra für das Begräbnis aus seinem Heimatland am Dienstag nach Wien gereist. "Als ich gehört habe, dass man von Niki Abschied nehmen kann, habe ich ohne viel überlegen zu müssen den Flug nach Wien gebucht. Ich bin überglücklich hier und vor allem hineingelassen worden zu sein. Es ist so schön!" Nach dem Requiem erzählt mir Bartek, dass er es keinesfalls bereute hergekommen zu sein.

Bartek repräsentiert in gewisser Weise eine Tatsache, die vielen Österreichern nicht unbedingt bewusst ist. Nämlich wie populär Niki Lauda in seinem Leben und Wirken auch über die Landesgrenzen Österreichs war und was für eine Strahlkraft er besaß. Besagte Stewardess aus der Warteschlange von vorher erzählte mir etwa noch: "Ich bin mit Lauda Air in unzählige Länder geflogen. Und auch als ich zum Beispiel in Thailand war – sobald ich gesagt habe, dass ich Niki Lauda kenne und zu Lauda Air gehöre, haben alle gewusst, von wem die Rede ist."

Der "Hero" und das "Fast Car"

Niki Lauda - so erzählt Pfarrer Toni Faber während des Requiems – hatte besonders in den schweren Stunden seiner Krankheit zwei Lieder, die er sehr gerne hörte. Beide Lieder werden auch bei der Trauerfeier gespielt – und alleine diese beiden Lieder beschreiben Laudas Leben mehr als nur passend. Es sind die Songs "Hero" von Family of the Year sowie "Fast Car" von Jonas Blue.

Zwar möchte man nun meinen, dass diese nicht unbedingt Lieder sind, die man mit Niki Lauda verbindet, dennoch repräsentieren sie Laudas Wirken so gut.

Niki Lauda (1949-2019)
Foto: © GEPA

Da wäre einerseits der "Hero". Der Held der Nation. Der Kämpfer. Niki Nazionale. Der Niki, der unzähligen Menschen auf dieser Welt als Vorbild dient. Doch nicht etwa wegen seines fahrerischen Könnens, sondern wegen seiner Art und Weise sich zurückzukämpfen und auch in den schwierigsten Stunden optimistisch zu bleiben.

Andererseits das "Fast Car" – das schnelle Auto. Und niemandem muss erklärt werden, wie schnell Niki Lauda war. Er war sehr schnell. So schnell, dass es zu drei F1-Weltmeisterschaften reichte. 

Wie Schwarzenegger von Lauda profitierte

Vier Personen halten gegen Ende der Zeremonie Trauerreden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Sebastian Kurz, Gerhard Berger und Arnold Schwarzenegger verabschiedeten sich mit emotionalen Worten von Niki Lauda. Schwarzenegger etwa erzählt, dass Lauda kurz vor seinem Einstieg in die Politik eine tragende Rolle spielte. Der Ex-Gouverneur erzählt unter anderem, wie speziell Lauda ihn damals motivierte: "Just do it" sagte "Niki Nazionale". Und Schwarzenegger tat es – und er sollte damit Erfolg haben.

Es liegt auf der Hand. "Niki Nazionale", der auf seinem letzten Weg von seiner Familie sowie aktiven F1-Fahrern wie Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Valterri Bottas und vielen weiteren bekannten Persönlichkeiten begleitet wurde, war für viele Menschen auf dieser Welt eine Inspiration. Für einige auch ein Vorbild. Für manche vielleicht sogar ein Freund.

Für alle gemeinsam ist deshalb auch eines klar: Niki Lauda wird niemals vergessen. Kein "Hero" wird jemals vergessen.

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