Als im Mai 2018 Gerhard Berger seine zweite Saison als Vorsitzender des DTM-Veranstalters ITR begann, waren nach langer Zeit wieder zwei österreichische Fahrer - Lucas Auer und Philipp Eng - am Start.
Dazu gab es bei Mercedes einen Wiener Sportchef mit Toto Wolff, bei Audi hatte jahrelang der Wiener Wolfgang Ullrich die Fäden gezogen. Da meinte ein deutscher Kollege süffisant: "Die DTM wird langsam zur ÖTM."
Na ja, ganz so dramatisch war es noch nicht, doch der Rückblick auf 33 abwechslungsreiche Jahre der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft ("geboren" 1984, eingestellt 1996) und des Deutschen Tourenwagen Masters (seit 2000, der Einfachheit halber "die Masters" und weiter "die" DTM genannt) fördert zutage: Rot-weiß-rot war stark präsent bei den Nachbarn.
"Treue ist für uns Verpflichtung und Ansporn"
Am Sonntag wird im Eurospeedway Lausitz groß gefeiert: Nach 498 Läufen an bisher 342 Wochenenden stehen das 499. und 500. Rennen am Samstag bzw. Sonntag an. Berger sieht das Jubiläum, ein knappes halbes Jahr nach dem 1.000. Grand Prix der Formel 1, als Meilenstein:
"Die DTM hat sich zu einer der beliebtesten und spektakulärsten Rennserien der Welt entwickelt - auch dank der sehr guten Arbeit meiner Vorgänger bei der ITR sowie der tatkräftigen Unterstützung der Hersteller und unserer Partner. Ein besonderer Dank gilt Gründer Hans Werner Aufrecht für seinen jahrelangen, unermüdlichen Einsatz für die Serie. Selbstverständlich gab es Höhen und Tiefen, aber die Fans sind der DTM immer treu geblieben. Diese Treue ist für uns Verpflichtung und Ansporn zugleich, die DTM für die Zukunft weiterzuentwickeln."
Klar ist: Bergers Wunschziel ist zumindest ein vierter Hersteller, vermutlich japanischer Herkunft, und ein enges Zusammenrücken mit der japanischen Super-GT-Meisterschaft, mit der es im November ein erstes Kennenlernen mit zwei Läufen in Fuji gibt. Basis dafür ist das gemeinsame Technikreglement ("Class 1") mit den Zweiliter-Vierzylinder-Turbos.
Zusätzlich zum Jubiläum der Meisterschaft haben sich besonders die Audi-Fahrer viel vorgenommen: Schaffen sie 20 Zähler mehr als die Konkurrenten von BMW, haben sie noch vor dem Nürburgring Mitte September und dem Finale in Hockenheim Anfang Oktober die Markenmeisterschaft zu ihren Gunsten entschieden.
Der Meisterschaftsvierte Philipp Eng (BMW) und der Rookie Ferdinand Habsburg (Aston Martin) hoffen in der Lausitz auf Punktezuwachs - Eng sogar mit besonderer Motivation, hatte er doch auf dieser Strecke in seinem Debütjahr die ersten Punkte und das erste Podium (3.) geholt.
Erfolgreichster Österreicher musste aussteigen
Der erfolgreichste Österreicher in der DTM musste die Serie im vergangenen Herbst wegen des Rückzugs von Mercedes verlassen: Lucas Auer hatte von 2015 bis 2018 73 Rennen bestritten und dabei vier gewonnen. Einziger anderer DTM-Sieger aus Österreich ist Eng (bisher 32 Starts), der heuer in Zolder im dritten Saisonrennen triumphierte.
Elf andere Österreicher waren in der DTM bisher dabei - sei es als mehrjährige Stammpiloten wie Dieter Quester (70 Rennen), Franz Klammer (46), Karl Wendlinger und Mathias Lauda (je 41) sowie Alex Wurz (20) oder mit Einzelauftritten wie Mercedes Stermitz (13), Rallye-Ass Sepp Haider (6), Roland Ratzenberger (2), Karl Baron und Gerhard Berger selbst (je 1).
Schlagzeilen waren oft garantiert, wie durch Quester, der nach einem Überschlag in der letzten Kurve auf dem Dach seines BMW M3 schlitternd das Ziel auf der Avus erreichte (1990).
Die spektakulären Szenen im Video:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Unrühmlicher war, was 1988 auf dem Salzburgring passierte, als es bei Rennleitung und Fahrern offenbar zum "Hitzekoller" kam und nach mehreren Unfällen kein Lauf gewertet wurde. Ein Jahr zuvor war der Salzburgring das Finalrennen, in dem Ellen Lohr als Zweite das beste weibliche DTM-Resultat einfuhr.
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Salzburgring-Fan Gerhard Berger kennt die Anziehungskraft der Hochgeschwindigkeitsstrecke für Fahrer und Publikum (vor allem aus Süddeutschland), sagt aber pragmatisch: "Wenn der Salzburgring die Lizenz bekommt, fahren wir, wenn nicht, dann nicht."